Kaiserslautern streitet über „FCK-Steuer“ Rund um den Betzenberg regiert die Wut

KAISERSLAUTERN (dpa) Wenn Kaiserslauterns Oberbürgermeister Klaus Weichel (SPD) derzeit seine Face­book-Seite aufruft, hat er keinen Grund zur Freude. Man möge ihn mit der Mistgabel aus der Stadt treiben, kann er dort lesen, oder: „Ab ins Endlager“. Anlass für die verächtlichen Kommentare ist die Diskussion über eine mögliche Anhebung der Grundsteuer in der Stadt, kurz „FCK-Steuer“ genannt. Die umstrittene Idee hat, wie so vieles in Kaiserslautern, mit Fußball zu tun. Und mit dem Fritz-Walter-Stadion, das wie eine Festung oberhalb der Stadt thront.

In der Arena auf dem Betzenberg, die zur Fußball-WM 2006 für viel Geld ausgebaut wurde, um den Anforderungen zu genügen, traten damals unter anderem die Nationalmannschaften von Italien und Spanien an. Heute wird dort vorwiegend Zweitligafußball geboten – noch. Denn dem Traditionsverein und viermaligen Deutschen Meister 1. FC Kaiserslautern droht der Absturz in die Drittklassigkeit. 

Für die Kommune, die für ihre große Fußballbegeisterung bekannt ist, hätte der Abstieg direkte finanzielle Folgen. Ein Pachtvertrag sieht vor, dass der Verein in der Ersten Liga jährlich 3,6 Millionen Euro und in der Zweiten Liga mindestens 2,4 Millionen Euro an die städtische Stadiongesellschaft zahlt. Nun hat der Verein eine Pachtminderung beantragt, die unter anderem vorsieht, dass in der Dritten Liga pro Jahr nur noch 425 000 Euro fällig sind. Die Gesellschaft braucht pro Jahr aber 3,2 Millionen Euro. Allein 2,95 Millionen Euro gehen für Zinsen drauf, die bis zum Jahr 2036 zu zahlen sind. Folgen eines Kredits über 65 Millionen Euro für den Kauf des Stadions. „Das sind so Dinge, aus denen man nicht mehr rauskommt“, sagt Weichel.

Der OB hat für die Grundsteuer-Überlegungen schon heftige Kritik nicht nur von wütenden Bürgern auf Facebook einstecken müssen. „Profisport sollte prinzipiell nicht von den Steuerzahlern subventioniert werden müssen“, hatte der Geschäftsführer des Steuerzahlerbundes Rheinland-Pfalz, René Quante, kürzlich betont. Und der Verbandsdirektor von Haus & Grund im Land, Ralf Schönfeld, fragte: „Sollen gerade Sozialschwache, Rentner und Familien mit Kindern höhere Wohnkosten hinnehmen, um die selbstverschuldeten Finanzprobleme der Roten Teufel zu lösen?“

Weichel lässt prüfen, inwieweit eine moderate Anhebung anderer Steuern die Erhöhung der Grundsteuer „abfedern“ könnte. Letztere ist umstritten, weil sie eben auch Menschen träfe, die Fußball nicht interessiert. Auch eine stärkere Inanspruchnahme des FCK ohne Steuererhöhung ist angedacht. „Wir versuchen natürlich, eine Lösung zu finden, die nachhaltig wirkt“, sagt der OB. Spielraum hat die Kommune kaum, denn die finanzielle Lage ist laut Weichel „desolat“.

Ein Verkauf des Stadions könnte aus der Misere helfen. Es sei nicht Aufgabe einer Stadt, ein Stadion zu betreuen und zu unterhalten, sagt der OB. Er habe in seiner Amtszeit jedoch bestimmt schon zehn Investorengespräche geführt. „Bisher scheiterten sie immer an der Frage: Gibt denn die Stadt eine Mietausfallgarantie?“ Die gebe es aber nicht, sonst müsse man ja an der derzeitigen Situation nichts ändern. Es gebe noch weitere Gespräche, über die er derzeit nicht genau Bescheid wisse. Zudem habe die Stadiongesellschaft einen Auftrag für ein Gesamtkonzept rund um das Stadion in Auftrag gegeben. Auch habe der FCK ein Vorkaufsrecht für 47 Millionen Euro.

Die Idee, das Stadion aus finanziellen Gründen für größere Konzerte zu öffnen, könne nicht umgesetzt werden, weil der Innenraum nicht für Massen von Zuschauern gedacht sei. Auch stehe dem ein Lärmschutzgutachten der Nachbarschaft entgegen. Eine generelle Absage erteilt Weichel der Überlegung, das Stadion abzureißen. „Das wäre das Törichteste“, sagt er. Nicht zuletzt müssten dann zweckgebundene Zuschüsse in Millionenhöhe zurückgezahlt werden.

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