Trauer um tote Soldaten in Afghanistan

Masar-i-Scharif. In Nordafghanistan haben Soldaten der Internationalen Schutztruppe Isaf zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen den Tod deutscher Kameraden betrauert. Im Isaf-Hauptquartier in Masar-i-Scharif erwiesen gestern 1500 Soldaten aus 19 Ländern den vier im Kampf mit den Taliban gestorbenen Deutschen die letzte Ehre

 Soldaten nahmen gestern im Feldlager Masar-i-Scharif von den Gefallenen Abschied. Foto: dpa

Soldaten nahmen gestern im Feldlager Masar-i-Scharif von den Gefallenen Abschied. Foto: dpa

Masar-i-Scharif. In Nordafghanistan haben Soldaten der Internationalen Schutztruppe Isaf zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen den Tod deutscher Kameraden betrauert. Im Isaf-Hauptquartier in Masar-i-Scharif erwiesen gestern 1500 Soldaten aus 19 Ländern den vier im Kampf mit den Taliban gestorbenen Deutschen die letzte Ehre. "Von ihnen nehmen wir nun Abschied, als wäre es ein Stück von uns", sagte Bundeswehr-Generalinspekteur Volker Wieker vor den Särgen der am Donnerstag gestorbenen Soldaten.

Wieker warnte vor einer Fortsetzung der innenpolitischen Debatte in Deutschland über den Sinn und die Dauer des Afghanistan-Einsatzes. Die Taliban betrachteten es als "strategisches Spiel", den Rückhalt der Bundeswehrsoldaten in der Heimat und die politische Entschlossenheit von Regierung und Parlament zu beeinträchtigen. Sie wollten "eine öffentliche Debatte in Deutschland, deren Dramaturgie er durch Zeit, Ort und Wahl der Mittel" bestimmen könne. "Aber das dürfen und das werden wir nicht zulassen, um unserer Sicherheit und der afghanischen Bevölkerung willen", sagte Wieker.

In Deutschland werden die Forderungen nach einem schnellstmöglichen Abzug der Bundeswehr vom Hindukusch lauter. Seit dem Einsatzbeginn 2001 starben dort 43 deutsche Soldaten. Neben der Linkspartei forderten am Wochenende auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) und Schleswig-Holsteins SPD-Landeschef Ralf Stegner eine rasche Beendigung des Einsatzes. "Wir müssen so schnell wie möglich raus", sagte Stegner "Spiegel Online" und ergänzte: "Je früher, desto besser. Die militärische Logik geht nicht auf." Außenminister Guido Westerwelle lehnte gegenüber der ARD einen "kopflosen Abzug aus Afghanistan" ab. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin dringt auf eine Experten-Kommission zur Überprüfung des Einsatzes.

Der Kommandeur der deutschen Truppen in Afghanistan, Brigadegeneral Frank Leidenberger, bekräftigte bei der Trauerfeier den Willen der Truppe zur Fortsetzung des Einsatzes. Am Donnerstag waren in der nordafghanischen Provinz Baghlan vier Bundeswehrsoldaten durch die Explosion einer Sprengfalle sowie durch Raketenbeschuss getötet worden. Alle vier stammen aus Süddeutschland. Dabei handelt es sich um einen 33-jährigen Oberstabsarzt aus Ulm sowie einen 38-jährigen Major aus Weiden und zwei 24 und 32 Jahre alte Soldaten aus Ingolstadt.

Die Särge sollten nach der Trauerfeier zum Stützpunkt Termes in Usbekistan geflogen werden. Wann der Rücktransport nach Deutschland starten kann, ist noch unklar.

Bei den Anschlägen wurden fünf weitere Bundeswehrsoldaten zum Teil schwer verletzt. Die Verwundeten waren am Freitag nach Istanbul ausgeflogen worden, wo sie in einem US-Militärkrankenhaus behandelt werden. Zwei Schwerverletzte sind noch nicht transportfähig. Ihr Gesundheitszustand sei aber weiter stabil, sagte gestern ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. dpa

Hintergrund

 Soldaten nahmen gestern im Feldlager Masar-i-Scharif von den Gefallenen Abschied. Foto: dpa

Soldaten nahmen gestern im Feldlager Masar-i-Scharif von den Gefallenen Abschied. Foto: dpa

Der Kommandeur der internationalen Afghanistan-Schutztruppe Isaf, Stanley McChrystal, wird verspätet zu seinem Treffen mit Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) eintreffen. Wegen der Sperrung des deutschen Luftraums wurde das für heute geplante Treffen um 24 Stunden verschoben. Der US-amerikanische General wollte auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Mitgliedern des Bundestags-Verteidigungsausschusses zusammenkommen. Wie zu erfahren war, will McChrystal die Bundeswehr zu einer besseren Kampfausbildung unter kriegerischen Bedingungen auffordern. ddp

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