Bürgerrechtsproteste weiten sich aus

Washington · Die Wut nach dem Freispruch des weißen Todesschützen des schwarzen Teenagers Trayvon Martin ist landesweit zu spüren. Überall in den Städten protestieren Menschen gegen das Urteil, bei dem sie Rassismus wittern.

Binnen Minuten nach Veröffentlichung einer Petition der schwarzen Bürgerrechtsbewegung NAACP brach deren Webseite zusammen. So massiv war die Reaktion von besorgten Amerikanern, die ihre Unterschrift unter den Aufruf setzen wollten. "Es wird Zeit, dass das Justizministerium handelt", fordert der Text der Eingabe. "Das fundamentalste aller Bürgerrechte - das Recht zu leben - war in der Nacht verletzt worden, als George Zimmerman darauf lauerte und dann Trayvon Martins Leben nahm."

Parallel dazu mobilisieren Führer der Bürgerrechtsbewegung Proteste in den Straßen der großen amerikanischen Städte. In Washington marschierten Demonstranten durch den U-Street-District. "Nur weißes Leben ist geschützt in Amerika", stand auf Plakaten. In New York trugen Demonstranten lebensgroße Pappfiguren Trayvons durch die Lower East Site, die den 17-Jährigen in einem Kapuzenpullover zeigen. Wie in der Nacht des 26. Februar 2012 als der selbsterkorene Nachbarschaftswächter George Zimmerman den schwarzen Jungen auf dem Heimweg zu seinem Vater verfolgte und später erschoss.

"Keine Gerechtigkeit, kein Frieden", hallte es auch durch die Straßen von Atlanta, Baltimore, Chicago, Detroit, Houston, Los Angeles, Miami, Philadelphia, San Francisco und vielen anderen Orte. Während es vereinzelt zu Rangeleien mit der Polizei kam, blieben die Proteste überwiegend friedlich.

Dazu hatten die Eltern Trayvon Martins und Führer der Bürgerrechtsbewegung aufgerufen. US-Präsident Barack Obama sprach nach dem Freispruch von einer "Tragödie für Amerika". Jeder Einzelne, aber auch die Gesellschaft müsse darüber nachdenken, "was wir tun können, solche Tragödien in Zukunft zu vermeiden".

Für die NAACP ist der Kurs für die nächsten Tage klar. Die Bürgerrechtsbewegung will den Druck auf das Justizministerium aufrechterhalten, Zimmerman wegen eines Hassverbrechens anzuklagen. Das Ministerium signalisierte, es werde die Ermittlungen in dem Fall fortsetzen, die es im April vergangenen Jahres aufgenommen hatte. Experten warnen vor zu hohen Erwartungen. Die Latte für einen Prozess nach Bundesrecht liege ähnlich hoch wie in dem Strafverfahren. Als sehr wahrscheinlich gilt eine Zivilklage der Eltern von Trayvon Martin auf Schmerzensgeld. Die Kläger haben in zivilen Verfahren eine nicht ganz so hohe Beweislast zu erbringen.

Zimmermans Verteidiger hatten in dem dreiwöchigen Prozess in Florida alles daran gesetzt, die Idee zu zerstreuen, der Sohn eines Weißen und einer Latina aus Peru habe aus rassistischen Motiven gehandelt. Die Publizistin Ann Coulter sieht in dem Todesschützen einen rechtschaffenen Bürger, der seinen Nachbarn half, eine Einbruchsserie aufzuklären. Nach dem Freispruch von Florida twitterte sie: "Hallelujah".

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