Verkehrskollaps blieb aus

Saarbrücken · Der befürchtete Verkehrskollaps rund um Saarbrücken durch die Sperrung der A 6 ist am ersten Tag nach den Osterferien ausgeblieben. Trotzdem gab es längere Wartezeiten, einige Unfälle verschärften die Lage.

Das ganz große Verkehrschaos auf den Umleitungsstrecken rund um die gesperrte Fechinger Talbrücke an der A 6 ist gestern, am ersten Tag nach Ende der Osterferien, ausgeblieben. Zwar kam es auf allen Strecken im Saarbrücker Osten zu Verkehrsbehinderungen und Rückstaus, doch der Verkehr kollabierte nicht völlig. "Wir hatten uns auf größere Stauungen eingestellt. Die sind zum Glück nicht eingetreten", sagte Polizeisprecher Stephan Laßotta. Dennoch brauchten Autofahrer gestern viel Geduld auf den Umleitungsstrecken. Auch weil erneut einige Unfälle den Verkehr behinderten. So kam es schon am frühen Morgen zu einem Verkehrsunfall auf der L 108 Flughafenstraße, wo es nahe Ensheim einen Auffahrunfall gab. Zu diesem Zeitpunkt lag das Stauende von St. Ingbert kommend ohnehin schon am Ensheimer Industriegebiet, die Autos und Lastwagen fuhren langsam um die Unfallstelle herum und tasteten sich danach bergab zur Heringsmühle. Bis zu 30 Minuten länger dauerte der Weg. Einen Unfall gab es auch auf der Umleitungsstrecke von der A 6 nach Saarbrücken im Bereich der Feuchtlinger Schere Richtung Uni. Zwei Autos wurden schwer beschädigt, zwei Personen verletzt und die Strecke voll gesperrt. Einen dritten Unfall gab es an der B 40 bei Rentrisch. Dort und an einer Ampel in Saarbrücken-Scheidt staute sich der Verkehr ebenfalls.

Im Großen und Ganzen griffen aber die Umleitungsmaßnahmen des Landesbetriebs für Straßenbau (LfS). In Fechingen war zuletzt vor dem Wochenende nochmals der Zuschnitt der Fahrspuren geändert worden, um Lkw das Abbiegen leichter zu machen. Auf der Flughafenstrecke bis zur Staffel waren am Wochenende alle Randstreifen befestigt und zum Teil neu asphaltiert worden. Die Randmarkierungen wurden erneuert, Schlaglöcher geschlossen.

In der Camphauser Straße zur A 623 in Saarbrücken wurden die Fahrspuren dem erhöhten Verkehrsaufkommen angepasst. Die Ampel in Höhe der Saarlandhalle ist für den Verkehr in Richtung Stadt ausgeschaltet. Es gibt nun zwei durchgehende Spuren. So stockte der Verkehr zwar an der Ampel am Ludwigskreisel, doch es gab keine gravierenden Verzögerungen. Im Meerwiesertalweg war dagegen "Stop and go" angesagt. Hier kam es zu Verzögerungen von rund 20 Minuten.

"Wir sind erleichtert, dass die Verkehrslage auch nach den Osterferien den Umständen entsprechend ruhig verlief", äußerte sich gestern Verkehrsministerin Anke Rehlinger gegenüber unserer Zeitung und lobte die Maßnahmen des LfS. Entwarnung gab die Ministerin allerdings noch nicht: "Wir müssen jetzt die nächsten Tage abwarten, wie sich die Situation einpendelt." Die wichtigste Aufgabe sei es jetzt, den Lkw-Verkehr noch besser auf die weiträumigen Umfahrungen zu leiten. Erneut rief Rehlinger dazu auf, den ÖPNV zu nutzen. Der 7-Uhr-Zug von Homburg nach Saarbrücken wurde aus diesem Grund um einen Wagon verlängert. Zu überfüllten Zügen kam es im Berufsverkehr nach Auskunft der Deutschen Bahn gestern nicht. Die CDU-Fraktion im Saar-Landtag hat angeregt einen Notfallplan für wichtige Verkehrstrassen im Saarland zu entwickeln. Das gab der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses, Bernd Wegner (CDU ), nach der gestrigen Sitzung des Gremiums zum Thema der gesperrten Fechinger Talbrücke bekannt. In dem Notfallplan sollen für wichtige Straßen Umleitungen festgelegt werden, um im Falle eines Ausfalls der Strecke - wie jetzt bei der A 6 geschehen - schneller handeln zu können. Der Plan soll auch auf Ausweichmöglichkeiten wie den öffentlichen Nahverkehr eingehen.

Darüber hinaus regte Wegner eine Bundesratsinitiative an, um das Genehmigungsverfahren zum Neubau der Brücke zu beschleunigen, falls die Fechinger Talbrücke doch nicht im nächsten Monat wieder für den Autoverkehr geöffnet werden kann. Für ein Beschleunigungsverfahren wäre eine Änderung im Bundesfernstraßengesetz nötig. Im Wirtschaftsausschuss verteidigten Vertreter der großen Koalition das Krisenmanagement der CDU /SPD-Regierung. "Die Ministerin hat sich nach dem Grundsatz ‚Sicherheit geht vor' verantwortungsvoll verhalten", sagte Elke Eder-Hippler (SPD ). Vertreter der Opposition gingen dagegen hart mit Regierung und Landesbetrieb für Straßenbau ins Gericht. Linke und Grüne wollen zum Thema Anträge in die nächste Plenardebatte am 20. April einbringen. "Die Verantwortung für das Fernstraßennetz sollte in einer Hand beim Bund liegen", forderte Grünen-Fraktionschef Hubert Ulrich . So könne das Land viel Geld sparen und die Straßen würden effizienter verwaltet werden. Heinz Bierbaum (Linke) forderte das Land auf, sein Investitionsverhalten in Sachen Infrastruktur zu überprüfen. Ausgaben in die Infrastruktur dürften nicht mit Blick auf die Schuldenbremse beschnitten werden. In dieselbe Kerbe hieb Michael Hilberer (Piraten). Er machte den Bund für die an der A 6 entstandenen Probleme verantwortlich. "Wir ernten jetzt die Früchte von jahrelangen fehlenden Investitionen in die Instandsetzung unserer Infrastruktur", so Hilberer. Grüne und Piraten forderten, den ÖPNV durch niedrigere Fahrpreise oder kostenlose Tickets (Piraten) für die Zeit der Sperrung attraktiver zu machen.

Meinung:

Maßnahmen kamen zu spät

 Auf drei Umleitungstrecken wie hier an der A 6 in Nähe der Saar-Uni kam es gestern zu Unfällen. Fotos: Becker&Bredel

Auf drei Umleitungstrecken wie hier an der A 6 in Nähe der Saar-Uni kam es gestern zu Unfällen. Fotos: Becker&Bredel

Von Merkur-MitarbeiterFlorian Rech

Der Verkehr rund um Saarbrücken fließt zäh, aber er fließt. Viel mehr kann man auf den Umleitungsstrecken zur Fechinger Talbrücke zurzeit nicht erwarten. Nach zweieinhalb Wochen hat der LfS die Lage einigermaßen im Griff. Kritik muss sich der Landesbetrieb dennoch gefallen lassen, denn das Problem war schon länger bekannt. Als nach einem Gutachten im Dezember die Sperrung der Brücke sehr wahrscheinlich wurde, hätte man die Sanierung der Flughafenstraße, den Abbau der Baustelle auf der ehemaligen B 40, oder die Reparatur des Verkehrsleitsystems auch schon angehen können. Wieso hat man diese Monate ungenutzt gelassen?

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