Spielplatz-Mangel an deutschen Raststätten

München · Urlaubszeit: Hochbetrieb auf Deutschlands Autobahnen. Viele Raststätten bieten laut ADAC guten Service, lassen sich das aber auch etwas kosten. Autohöfe seien billiger – aber weniger familienfreundlich.

Für Familien mit Kindern lässt das Angebot an deutschen Rastanlagen nach Einschätzung des ADAC oft noch zu wünschen übrig. Nicht selten fehlten Spielplätze, Kindergerichte und separate Wickelmöglichkeiten. Vor allem bei Autohöfen sieht der Automobilclub Nachholbedarf. Raststätten schneiden besser ab, dafür müssen die Kunden auch tiefer in die Tasche greifen, wie der gestern veröffentlichte Rastanlagentest ergab.

Die besten Noten erhielt eine Anlage in Sachsen-Anhalt: Die Raststätte Börde Süd an der A2 bei Magdeburg sei eine familienfreundliche Anlage mit sauberen Sanitäranlagen, urteilte der ADAC. Auf dem letzten Platz: Der Autohof Plötzin an der A10 in Brandenburg. Er sei weder familien- noch behindertengerecht und die Sicherheit für Fußgänger - verbesserungswürdig. Der Mineralölkonzern Total erklärte, bei der Anlage handele es sich um einen "klassischen Trucker-Stopp". Daher erklärten sich Kritikpunkte wie ein fehlender Kinderspielplatz.

Wie schon bei früheren Tests bekamen die Rastanlagen insgesamt bessere Noten als die Autohöfe. Zehn der 20 Raststätten schnitten mit "gut" ab, bei den Autohöfen waren es fünf von 20. Drei Anlagen fielen mit "mangelhaft" durch, darunter zwei Autohöfe. 22 Mal vergaben die Tester "ausreichend", 13 Mal davon für Autohöfe.

Ein Viertel der Raststätten und die Hälfte der Autohöfe hatten keine Spielplätze im Freien - sie wären laut ADAC gerade zur Sommerreisezeit wichtig. "Die Kinder wollen sich austoben, wenn sie stundenlang im Auto sitzen", sagte Sprecherin Sabine Behr. Auch Behinderte haben es bei der Rast dem Test zufolge nicht immer leicht. Es mangele oft beim Eingang. "Der ist nicht frei von Stufen, es geht schon beim Randstein los", sagte Behr. Teils fehlten elektrische Türen und der Europaschlüssel für Behindertentoiletten passe zwar an Raststätten, aber meist nicht an Autohöfen. Raststätten waren stets für Reisende konzipiert, die Autohöfe hatten sich ursprünglich auf Lastwagenfahrer ausgerichtet. Heute wenden sich die Autohöfe auch an Familien und preisbewusste Kunden. Im Raststätten-Kiosk zahlten die Prüfer beim Testkauf im Schnitt 20 Prozent mehr als im Autohof-Shop. Im Gastronomie-Bereich waren die Autohöfe etwa zehn Prozent günstiger.

Laut ADAC hapert es bei der Sicherheit. "Es fehlen häufig Fußwege entlang der Parkstreifen, damit Fußgänger sich nicht am Heck der Autos aufhalten müssen - weil das ein Unfallrisiko ist. Und es fehlen sichere Übergänge vom Parkbereich zu den Rastgebäuden", sagte Projektleiterin Mady Christ. Insgesamt hat der ADAC 40 Raststätten und Autohöfe getestet - davon keine im Saarland. Das liege daran, dass nur Anlagen an den am stärkensten befahrenen Urlaubsrouten getestet werden. "Das Saarland liegt an keiner der großen Urlaubs-Autobahnen", teilte Sabine Behr auf SZ-Nachfrage mit.

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