Völklinger Stadtwerke wollen 11,5 Millionen Euro von Ex-Chef Dahm

Saarbrücken · Im Prozess um den fristlosen Rauswurf von Jochen Dahm, Ex-Stadtwerke- und Fischzucht-Chef, liegen jetzt Schadenersatzforderungen auf dem Tisch. Die Stadtwerke fordern 11,5 Millionen Euro.

. Die Sitzordnung im Gerichtssaal will es so. Erstmals seit Monaten sitzen sie sich wieder gegenüber: Völklingens Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ), Aufsichtsratschef der Völklinger Stadtwerke Holding, und Jochen Dahm, fristlos gefeuerter Chef der Stadtwerke und der früheren Meeresfischzuchtanlage Völklingen, die zwischenzeitlich den Besitzer gewechselt hat. Bei dem Wiedersehen vor der Handelskammer am Landgericht Saarbrücken würdigen sich die beiden keines Blickes. Dahm notiert eifrig mit, was die Vorsitzende Richterin Maria Elisabeth Ewen zu Protokoll gibt. In seinen Prozessakten, die er demonstrativ in einer Reklame-Tasche einer Wirtschaftsanwaltskanzlei transportierte, sind zwischenzeitlich zehn fristlose Kündigungen der Stadtwerke Holding. Richterin Ewen ließ am Freitag Kläger Dahm und die Beklagtenvertreter wissen, sie sei sich mit ihren beiden ehrenamtlichen Handelsrichtern einig, dass die vier zuletzt eingegangenen Kündigungen erst geprüft werden, falls nicht eine der ersten sechs Kündigungen greife.

Dahm wehrt sich gegen das komplette Kündigungspaket. Sein Anwalt Wolfgang Luckas argumentiert unter anderem, OB Lorig als Gesellschaftervertreter und Aufsichtsratschef habe frühzeitig von der finanziellen Schieflage der Fischzucht, etwa den heute kritisierten Zusatzvereinbarungen mit der Saar-LB zu der auf die Stadtwerke durchgreifenden Haftung für Millionen-Kredite gewusst. Zwei Zeugen , ein Anwalt der Stadtwerke und ein ehemaliger Prokurist, berichteten am Freitag von Terminen bei der Landesbank, die sich auf den Standpunkt stellte, gemäß einer Zusatzvereinbarung hafte die Stadtwerke-Holding komplett für die Fischzucht. Die Bank habe auf der Nachschusspflicht der Stadtwerke bestanden. Im Klartext: Bevor die Fischzucht in Insolvenz gehe, müssten die Stadtwerke Holding zahlungsunfähig sein. Um die näheren Umstände, wie es zu dieser dubiosen Zusatzvereinbarung kam, dreht sich mindestens eine Kündigung. Kläger Dahm versucht offenbar zu beweisen, dass sein Ex-Chef Lorig detailliert und früh informiert war. Beim nächsten Verhandlungstermin am 26. August soll Insolvenzexperte Udo Gröner, der Berater der Stadtwerke Holding ist, auch zu diesem Komplex als Zeuge aussagen. Zudem soll ein Schweizer Geschäftsmann, der zuletzt die Fischzucht übernommen hat, schriftlich Fragen beantworten. Der Eidgenosse ist nicht bereit, als Zeuge vor einem deutschen Gericht zu erscheinen.

Eine Entscheidung, ob Ex-Fischzucht-Manager Dahm 2014 zu Recht fristlos gefeuert wurde, ist vorerst nicht zu erwarten. Richterin Ewen, informierte jetzt auch über eine Widerklage der Stadtwerke gegen Dahm. Die Aktenberge in dem komplizierten und umfangreichen Verfahren wachsen stetig: "Langsam brauchen wir einen kleinen Esel, der die Akten transportiert." OB Lorig bestätigte, dass die Stadtwerke auf Schadensersatz gegen Dahm klagen und 11,5 Millionen Euro fordern.

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