Erdbändiger oder Gartenhusar

Bonn · Fürst Pücklers Parklandschaften in Muskau, Babelsberg und Branitz beeindrucken bis heute. Ihre Genese und sein Leben zeichnet nun die Bundeskunsthalle nach.

 Muskau, Blick vom Tempel der Beharrlichkeit: Abbildung aus Pücklers „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ (1834). Foto: Bundeskunsthalle

Muskau, Blick vom Tempel der Beharrlichkeit: Abbildung aus Pücklers „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ (1834). Foto: Bundeskunsthalle

Foto: Bundeskunsthalle

Regelrecht erbost soll Fürst Pückler gewesen sein. Prinz Wilhelm persönlich, der ihn 1842 nach Babelsberg geholt hatte, um dort den Park zu verschönern, führte ihn durch die jungen Pflanzungen. Pückler war einige Tage absent gewesen, hatte die Gestaltung des Gartens nicht selbst überwachen können und entdeckte nun ein paar winzige Änderungen seines Plans. Wenn man sie nicht sofort beseitige, erklärte er erregt seinem Auftraggeber, so verlange er eine Tafel mit der Inschrift, dass er unschuldig sei an dieser Geschmacklosigkeit.

Die Anekdote zeigt, dass Fürst Hermann Ludwig Heinrich von Pückler-Muskau (1785-1871) sich selbst als Künstler verstand. Obwohl er im Gegensatz zu seinem Rivalen Peter Joseph Lenné das Gartenhandwerk nicht von der Pike auf gelernt, sondern es sich als Autodidakt beigebracht hatte. Nur folgerichtig also, wenn die Bundeskunsthalle die Schöpfungen des Fürsten nun musealisiert. "Parkomanie" heißt die ebenso große wie großartige Schau, die 250 Objekte versammelt und in einem Dachgarten Motive aus den Parks des "Erdbändigers" zitiert, wie ihn Rahel Varnhagen nannte. Ihren Schwerpunkt setzt die dreigeteilte Schau auf Pücklers Hauptwerke in Muskau, Babelsberg und Branitz.

Schon draußen empfängt eine "Baummaschine" die Besucher: ein Wagen, mit dem sich selbst große Bäume verpflanzen ließen - ein Markenzeichen des Fürsten. Drinnen gibt es Fotos, Originalpläne und Landschaftsgemälde. Über Monitore fliegen Luftbilder einzelner Parks. Kuratorin Agnieszka Luliñska gelingt es, etwas vom Zauber der Natur ins Museum zu retten. Aus seiner "Kreuzworträtsel ecke", in der er als "Eisverkäufer" und "Lebemann" überlebte, soll der "Parkomane" geholt und eine Reputation als Gartenkünstler erfahren. Seine Kutschfahrten mit Hirschgespann in Potsdam und sein Liebesabenteuer mit der aus Ägypten mitgebrachten Sklavin Machbuba werden nur am Rande thematisiert. Stattdessen wird ausführlich auf die komplexe Beziehung zu Ehefrau Lucie eingegangen, die fast gleichrangig als Schöpferin der Parks gefeiert wird. Sie lieferte mit ihrer Mitgift als Tochter des Staatskanzlers von Hardenberg das nötige Kleingeld zur Realisierung der Gartenträume. Doch das Geld reichte nicht ewig. Um die Insolvenz zu vermeiden, ließ sich Pückler 1826 scheiden, überschrieb Lucie den Park in Muskau und begab sich auf "Brautjagd" nach England, das für seine reichen Witwen berühmt war. Fündig wurde er nicht, schrieb aber Lucie (1830 unter dem Titel "Briefe eines Verstorbenen" veröffentlichte) Briefe. Ein Bestseller. Wie auch seine "Andeutungen über Landschaftsgärtnerei" (1843). Pückler strich höhere Tantiemen als Schiller ein und sicherte damit das Fortbestehen des Parks. 1847 musste er der Schuldenlast wegen Muskau doch verkaufen. Mit 60 wagte er den Neuanfang und stampfte in Branitz eine Oase aus der Lausitzer Wüste.

Bis 18. September. Di, Mi: 10-21 Uhr, Do-So: 10-19 Uhr.

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