Zahlungen im großen Stil: 284 000 Euro Schmiergeld geflossen

Saarbrücken · Über 284 000 Euro haben ein Deutscher und seine französische Ehefrau drei Jahre lang an Schmiergeld bezahlt, um zwei gemeinschaftlich geführte Zeitarbeitsfirmen in Überherrn am Laufen zu halten. Diese als Provisionen getarnten Zahlungen hatten sie zudem beim Finanzamt als Betriebsausgaben angegeben, um so von Steuerkürzungen zu profitieren. Dafür sind sie am Freitag im Saarbrücker Landgericht zu jeweils 22 und 21 Monaten Haft verurteilt worden. Die Strafe wurde für beide auf Bewährung ausgesetzt.

Eine Dreiviertelstunde brauchte Oberstaatsanwalt Eckhard Uthe für die Verlesung der Anklage. Insgesamt 71 Mal - manchmal mehrmals am selben Tag - hatten der 55-Jährige und seine lothringische Frau dem Geschäftsführer eines Automobil-Service-Betriebs zwischen April 2010 und Dezember 2013 Geld überreicht, damit dieser weiter Aufträge an ihren Zeitarbeitsfirmen vergibt. Die Initiative zu diesen Zahlungen - als "Provisionen" getarnt - sei allerdings von diesem Mann ausgegangen, sagten die Angeklagten aus. Gewundert hätten sie sich nicht wirklich. Viele Firmen, die mit diesem Mann im Geschäft kommen, würden ihm Schmiergeld zahlen, sagte die 48-jährige Französin dem Gericht: "Er hat immer seinen Umschlag gekriegt, das war normal".

Darauf, dass es wiederum nicht "normal" ist, Schmiergeld-Zahlungen beim Finanzamt als Betriebsausgaben geltend zu machen, hätte wenigstens der Steuerberater des Unternehmerpaares aufmerksam machen müssen. Doch der machte mir. "Er wusste, wo das Geld hingeht und wofür. Das wusste jeder, sogar mein Banker, weil ich jeden Monat das Geld in 50 Euro Scheinen abgeholt habe", so der Angeklagte.

Diese Tatsache und der hohe von dem geschmierten Geschäftspartner erzeugten Druck führten letztendlich das Gericht dazu, Bewährungsstrafen zu verhängen.

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