Gastgewerbe erhöht Löhne deutlich

Saarbrücken · Die Hotellerie und Gastronomie an der Saar soll für Auszubildende und Beschäftigte deutlich attraktiver werden. Der neue Tarifvertrag, der am 1. Juli in Kraft tritt, enthält so viele Veränderungen wie seit 20 Jahren nicht.

 Die Saar-Hotellerie und Gastronomie will attraktiver werden. Auszubildende, Mitarbeiter und Kunden sollen profitieren. Foto: dpa

Die Saar-Hotellerie und Gastronomie will attraktiver werden. Auszubildende, Mitarbeiter und Kunden sollen profitieren. Foto: dpa

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. Ein halbes Jahr haben der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) im Saarland und die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) heftig um einen neuen Tarifvertrag gerungen. Gestern wurde der neue Mantel- und Entgelt-Tarifvertrag vorgestellt, der so viele Änderungen enthält wie seit 20 Jahren nicht. Beiden Seiten ging es darum, die Attraktivität der Berufswahl und die Entlohnung deutlich zu erhöhen. Die Region kämpfe zunehmend mit Abwerbe-Versuchen aus Rheinland-Pfalz sowie aus Luxemburg.

Der neue Entgeltvertrag sieht zum einen eine deutliche Erhöhung der Brutto-Ausbildungsvergütungen vor. Ein Jugendlicher im ersten Lehrjahr bekommt 700 Euro statt bisher 600. Im zweiten Lehrjahr steigt die Vergütung auf 800 Euro (bisher 680), im dritten Ausbildungsjahr auf 900 Euro (bisher 750). Damit brauche sich die Branche nicht hinter Industrie- und Handwerksbetrieben an der Saar zu verstecken, betonte Rolf Bauer, Vorsitzender der Tarifkommission des Dehoga.

In der unteren Lohngruppe für Ungelernte wird der Mindestlohn von 8,84 Euro gezahlt. Der Ecklohn für ausgelernte Arbeitskräfte betrage zehn Euro , so Frank Hohrath, Hauptgeschäftsführer des Saar-Dehoga. Alleine der Einstiegslohn für eine Fachkraft beträgt künftig brutto 1730 Euro , bisher 1626. Zum 1. Juli 2017 erhöht sich dieser auf 1816 Euro . In der Bewertungsgruppe 6, zu der Köche und Oberkellner gehören, wird ein Brutto-Lohn von 2422 Euro angesetzt, bisher 2249 Euro . Zum 1. Juli 2017 erhöht sich dieser Betrag auf 2509 Euro .

Insgesamt arbeiten 15 000 Beschäftigte und 1000 Auszubildende im 4500 Hotel- und Gaststättenbetrieben an der Saar. Etwa die Hälfte davon sind organisiert. An den Vereinbarungen orientieren sich laut Dehoga und NGG auch die Betriebe, die nicht tariflich organisiert sind. "Wir wollen das Image der Branche verbessern und etwas gegen die Probleme tun, Auszubildende und Mitarbeiter zu finden", bilanziert Dehoga-Präsidentin Gudrun Pink . Mark Baumeister von der NGG erkennt an: "Sie haben sich als Arbeitgeber stark bewegt." Die Lohnsteigerungen sollen auch ein Anreiz für ungelernte Arbeitskräfte sein, sich weiterzuqualifizieren.

Das Vertragswerk enthält zahlreiche neue Bestimmungen über flexiblere Arbeitszeiten, Arbeitszeitkonten, Überstunden, Dienstpläne und verbesserte Wiedereinstiegs-Möglichkeiten nach Phasen der Elternzeit oder der Pflege eines Familienangehörigen. Es gilt die 40-Stunden-Woche. Mitarbeiter, die 15 Jahre dem Betrieb angehören und älter als 50 sind, erhalten zwei Tage mehr Urlaub, Beschäftigte über 55 drei Tage. Betriebe mit über zehn Beschäftigten müssen einen Dienstplan erstellen, der sieben Tage gilt. Arbeitszeitkonten sollen eine gerechtere Abrechnung von Überstunden bringen. Diese können stunden-, als auch tageweise abgefeiert werden.

Meinung:

Ein überfälliger Schritt

Von SZ-Redakteur Thomas Sponticcia

In der Hotellerie und Gastronomie kann man schnell Karriere machen und es weit bringen, bis hin zur internationalen Top-Karriere. Was nutzt das aber, wenn unterwegs die Motivation auf der Strecke bleibt wegen Bergen von Überstunden, schlechter Bezahlung, einem gespannten Betriebsklima, überwiegend ständiger Präsenz an Wochenenden sowie einer schlechten Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Der neue Tarifvertrag an der Saar mit zahlreichen Verbesserungen für Auszubildende wie Beschäftigte verlangt den Betrieben viel ab. Er ist aber die richtige Antwort auf ständig steigende Anforderungen und schwarze Schafe, die sich nicht an Regeln halten, sondern mit Billig-Service und Billig-Qualität Mitarbeiter wie Kunden täuschen.

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