Von SZ-Redakteurin Iris Neu

Wildtiere gehören nicht in den Zirkus. Das sagt der oft zitierte gesunde Menschenverstand - vor allem, weil Tierschützer und Umweltverbände ein allzu vernehmliches Ausrufezeichen dahintersetzen. Was unwillkürlich an das Thema Pelze erinnert: Wer heute welche trägt, hat die nächste Party verspielt. Nicht gesellschaftsfähig. Ganz gleich, ob das Fellchen aus Karnickelzucht oder aus (oft völlig zurecht kritisierten) Zobelfarmen stammt. Ähnlich verhält es sich mit den Zirkus-Wildtieren, die zumeist wie ihre Artgenossen in den Zoos in Unfreiheit gezüchtet wurden. Ihre Bedürfnisse sind nicht generell gleichzusetzen mit dem ihrer Artgenossen in freier Wildbahn. Vielleicht sollte man daher bei Zirkustieren auf grundsätzliche Kontrollen statt auf grundsätzliche Verbote setzen. Auf rechtlich bindende Leitlinien, Registrierungen, Stresstests. Bei Tierleid darf kein Auge zugedrückt werden. Dennoch: ein bisschen mehr Ratio statt Rigorosität.

Vermutlich wird aber den (Wild-)Tier-Zirkussen auch ohne Verbot ein ähnliches Schicksal beschieden sein wie den Pelzträgern - mit dem Unterschied, dass eine Stigmatisierung die Betriebe nicht nur um die Party, sondern um die Existenz bringt.