Schweinegrippe fliegt um den Globus

Berlin/Genf. In Deutschland wächst die Sorge vor der Schweinegrippe. Nachdem gestern auch in Neuseeland und Israel erste Infektionen bestätigt wurden, verschärfte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wegen des erheblich erhöhten Risikos für eine weltweite Ausbreitung der Krankheit ihre Alarmstufe von Drei auf Vier

Berlin/Genf. In Deutschland wächst die Sorge vor der Schweinegrippe. Nachdem gestern auch in Neuseeland und Israel erste Infektionen bestätigt wurden, verschärfte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wegen des erheblich erhöhten Risikos für eine weltweite Ausbreitung der Krankheit ihre Alarmstufe von Drei auf Vier. Diese Alarmstufe bedeutet, dass ein neues Grippevirus von Tieren auch Menschen infizieren kann und von Mensch zu Mensch übertragen wird. In der Bundesrepublik häufen sich derweil die Verdachtsfälle. Am gestrigen Vormittag sprach der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Jörg Hacker, noch von drei Verdachtsfällen in Deutschland. Wenig später meldete sich Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) mit zwei akuten Fällen in seinem Bundesland zu Wort. "Es gibt Anlass zur Sorge", warnte er. In Mainz berichtete der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) von einem "Warnfall" am Uniklinikum, der sich aber als eine andere Krankheit herausstellte. In Nordrhein-Westfalen wird ein Sauerländer untersucht, der bereits vor Wochen aus Mexiko zurückkehrte. Wahrscheinlich handele es sich auch hier nicht um einen Ernstfall, heißt es. Einen weiteren Verdacht meldet das Recklinghauser Gesundheitsamt. Rund 9000 Deutsche halten sich im Schnitt in Mexiko auf - nach ihrer Rückkehr lassen sich nun viele auf das Virus testen.Dass es unter den Verdachtsfällen auch viele andere Krankheiten gibt, liegt Experten zufolge daran, dass Ärzte zurzeit übervorsichtig sind. Zwar ergeben Grippe-Schnelltests innerhalb von 20 Minuten darüber Aufschluss, ob es sich bei einer Erkrankung um den Influenzatyp A oder B handelt. Einige Ärzte melden Verdachtsfälle aber schon vor dem Schnelltest ans Gesundheitsamt. Erst wenn der Schnelltest positiv ausfällt, wird ein Fachlabor beauftragt, die Virusart genauer zu bestimmen. Handelt es sich um eine Form von H1N1, erhärtet sich der Verdacht auf den Schweinegrippe-Erreger. Gewissheit bringt aber erst ein Test am Nationalen Referenzzentrum für Influenza in Berlin.Für die Experten ist es wahrscheinlich, dass schon bald aus einem Verdachtsfall in Deutschland der erste Ernstfall wird. Der Erreger war zuvor bereits in den USA aufgetaucht, wo bis gestern 64 Fälle registriert wurden. Zudem gab es sechs Fälle in Kanada sowie je zwei in Spanien und Schottland. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) sagte der "Bild", das Risiko einer weltweiten Verbreitung könne niemand genau kalkulieren. "Es kann eine weltweite Grippewelle geben. Ich mache mir Sorgen, hoffe aber, dass meine Sorgen grundlos bleiben." Die Bundesregierung sieht sich gewappnet.Nach WHO-Angaben gibt es in Mexiko 26 im Labor bestätigte Fälle, davon sieben Tote. Der mexikanische Gesundheitsminister José Ángel Córdova hatte zuvor von 152 Grippetoten gesprochen, bei 20 Toten sei das Schweinegrippevirus bestätigt. 776 Grippepatienten würden derzeit stationär in Krankenhäusern behandelt, sagte Córdova. Zuvor hatte er erklärt, die Zahl der gemeldeten Fälle und der Grippetoten sei in den vergangenen Tagen langsamer angestiegen. In ganz Mexiko sollen Schulen, Kindergärten und Universitäten aber bis zum 6. Mai geschlossen bleiben. dpa

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