Sarkozys Gesundheit gibt Rätsel auf

Paris. Nicht die Waldbrände auf Korsika und auch nicht die gerade zu Ende gegangene Tour de France, sondern der Gesundheitszustand von Staatspräsident Nicolas Sarkozy bestimmt seit Sonntag die Schlagzeilen der französischen Medien

Paris. Nicht die Waldbrände auf Korsika und auch nicht die gerade zu Ende gegangene Tour de France, sondern der Gesundheitszustand von Staatspräsident Nicolas Sarkozy bestimmt seit Sonntag die Schlagzeilen der französischen Medien. Gut 22 Stunden nach seinem Zusammenbruch verließ der 54-Jährige am späten Montagvormittag das Krankenhaus Val-de-Grace in Paris und ging Händchen haltend mit seiner Frau Carla Bruni zu seinem Wagen. Dennoch spekuliert die Öffentlichkeit weiter über die möglichen Ursachen von Sarkozys Kollaps.

Die Arbeitsbelastung und die schwülen Temperaturen von knapp 30 Grad hätten zu dem lipothymischen Schwächeanfall geführt, erklärte der Elysée-Palast. Darunter versteht man einen Kollaps am Rande der Bewusstlosigkeit. Ansonsten sei alles in Ordnung: das Herz, der Stoffwechsel und auch das Hirn. Die Ärzte hätten ihm keine Medikamente verschrieben, sondern ihm empfohlen, sich einfach einige Tage lang auszuruhen.

Sarkozy fuhr deshalb zusammen mit seiner Frau zurück nach Versailles in die Staatsresidenz "La Lanterne", wo er am Sonntag beim Joggen zusammengebrochen war. Alle für Montag und Dienstag geplanten Termine, darunter ein Besuch auf der normannischen Insel Mont-Saint-Michel, sagte er ab. Am Mittwoch allerdings will er die letzte Kabinettssitzung leiten, bevor er am Donnerstag mit seiner Gattin nach Cap Nègre an der Côte d'Azur in Urlaub fährt. Dort will das Paar drei Wochen in dem Feriendomizil der Familie von Carla Bruni verbringen.

Die Meldung von Sarkozys Kollaps hatten für Beunruhigung gesorgt. Die Fernsehsender brachten Sondersendungen, und in den Chatrooms gehört der Schwächeanfall des Präsidenten noch immer zu den am meisten kommentierten Themen. Die Gesundheit der französischen Staatsoberhäupter ist ein heikles Thema, nachdem George Pompidou 1974 an einer geheim gehaltenen Erkrankung starb und François Mitterrand elf Jahre lang ärztliche Bulletins über seinen Zustand fälschte, um den Prostatakrebs zu vertuschen, an dem er schließlich starb. Jacques Chirac wiederum erlitt einen leichten Schlaganfall, der vom Elysée ebenfalls verschwiegen wurde. Sarkozy hatte deshalb vor seiner Wahl versprochen, regelmäßige Berichte über seine Gesundheit zu veröffentlichen. Wie erst kürzlich bekannt wurde, verheimlichte er jedoch kaum im Amt einen operativen Eingriff im Rachen. Die jetzigen Aussagen aus dem Umfeld des Präsidenten sind zudem äußerst widersprüchlich. Mal war von einer kurzzeitigen Bewusstlosigkeit die Rede, mal gar von einer Herzattacke oder einer strengen Diät.

Meinung

Berechtigte Zweifel

Von SZ-Mitarbeiterin

Gesche Wüpper

Frankreichs Staatspräsident hatte Transparenz versprochen, was seine Gesundheit anbelangt. Doch wie die Öffentlichkeit erst vor kurzem erfuhr, hat er sich nicht daran gehalten und bereits kurz nach seiner Wahl einen operativen Eingriff im Rachen verschwiegen. Die Zweifel an der offiziellen Version des Elysée-Palastes über die Ursache von seinem Schwächeanfall sind also berechtigt - zumal die Aussagen aus seinem Umfeld äußerst widersprüchlich sind. Der Sprecher von Sarkozys Regierungspartei UMP, Frédéric Lefebvre, deutete zunächst eine Herzattacke an, musste dann aber zurückrudern. Sarkozy, der seine jugendliche Energie als politisches Argument benutzt hat, will offenbar mit aller Macht verhindern, sein Älterwerden und die damit verbundenen Schwächen zuzugeben.

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