Paukenschläge für das Saarland

Saarbrücken · Seit etwa fünf Monaten gibt es sie schon, die Saarlandmarketing-Kampagne mit der Dachmarke „Großes entsteht immer im Kleinen“. Alle sind glücklich, nur das Bundesverkehrsministerium hat etwas zu mäkeln.

 Eines der ersten Motive der Image-Kampagne hat für Musikfestivals wie das Rocco del Schlacko in Püttlingen geworben. Foto: Kampagne

Eines der ersten Motive der Image-Kampagne hat für Musikfestivals wie das Rocco del Schlacko in Püttlingen geworben. Foto: Kampagne

Foto: Kampagne

"Großes entsteht immer im Kleinen." Diese zentrale Dachmarke (werbetechnisch "Claim") der Saarlandmarketing-Kampagne gilt offenbar auch für manchen politischen Schlagabtausch. Denn im Großen und Ganzen sind die Landesregierung, die Industrie- und Handelskammer (IHK), Verbandsvertreter und Unternehmer mit sich im Reinen, was den Erfolg der fünf Monate alten Kampagne betrifft. Dies wurde gestern zumindest auf einem Empfang bei Brezeln, Wasser und Orangensaft in der Staatskanzlei deutlich. Doch ein kleiner Streitpunkt im Saarland könnte in Berlin schon bald ein großer werden.

Es geht um die geplanten neuen Begrüßungsschilder an Autobahnen und Bundesstraßen . Denn die Autofahrer sollen ja auch erfahren, dass sie mit der Fahrt ins Saarland "ein kleines Paradies" ansteuern, wie es in dem neuen Werbefilm heißt, der gestern ebenfalls das Licht der Öffentlichkeit erblickte. Sie sollen die betagten Transparente mit Botschaften wie "Aufsteigerland" oder "50 Jahre Saarland. Schön, dass du da bist" ersetzen. "Wer uns findet, findet uns gut", wird dem Vernehmen nach künftig die einheitliche Begrüßung laute. "Zu viele Buchstaben" habe das CSU-geführte Bundesverkehrsministerium signalisiert, wie es am Rande der Veranstaltung hieß. Die Ministerialbeamten, die für die Beschilderung an Autobahnen und Bundesstraßen zuständig sind, fürchten offenbar, dass die Autofahrer dadurch zu sehr abgelenkt und nicht mehr auf den Verkehr achten würden. Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) reagierte daher auch verschnupft wegen der Berliner Bedenkenträger, die verhindern, dass die Schilder schon längst stehen. "Sie will das zur Not bis zu Verkehrsminister Alexander Dobrindt hochtragen", lautete die Flüsterparole.

Doch ansonsten waren alle, die gestern den Weg in die Staatskanzlei gefunden hatten, stolz auf sich. "Wir sind sehr zufrieden mit dem, was in den vergangenen fünf Monaten geleistet wurde", sagte Kramp-Karrenbauer unter Beifall der Beteiligten. Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ) meinte gar, "dass jeder, der Großes erreichen will, ins Saarland kommen muss".

IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch sprach von einem "kraftvollen Start" der Saarlandmarketing-Kampagne, die von den Werbeagenturen Jung von Matt (Hamburg) und HDW (Saarbrücken ) auf die Beine gestellt worden ist. Mehr als 16 000 Internet-Abrufe seien auf der Kampagnen-Seite "willkommen.saarland.de" registriert worden, 60 000 hätten sich im Sozial-Netzwerk Facebook dazu bekannt. Auf 1100 großflächigen Plakaten seien die Botschaften ins Land getragen worden, sekundiert von 30 Schaltungen in gedruckten und 200 in elektronischen Medien. Die IHK leistet auch finanziell einiges zum Gelingen der Kampagne. Zunächst wollte sie 500 000 Euro zum Jahresetat von 1,5 Millionen Euro beisteuern - das über fünf Jahre. Jetzt sind es 620 000 Euro. Mit den 120 000 Euro zusätzlich sollen zwei neue Mitarbeiterinnen bezahlt werden - zur Unterstützung von Tina Müller, die bei der Innovations- und Standortmarketing-Gesellschaft Saaris die Kampagne federführend betreut.

Die Aufgabe der Damen wird zunächst das Putzen von Türklinken sein. Denn es sollen möglichst viele Unternehmen der Saar-Wirtschaft und Institutionen aus anderen Bereichen zum Mitmachen bewegt werden. 20 Partner sind bereits gefunden. Sie sollen das Saarland mit eigenen Claims in ein möglichst gutes Licht rücken. "Erfolg ist, wenn Sie uns an jedem stillen Örtchen der Welt finden", heißt es zum Beispiel beim Keramik-Hersteller Villeroy & Boch. Oder die Homburger Firma Dr. Theis, Hersteller von Pflegecremes und anderen Wohlfühl-Produkten, meint: "Wir gehören in vielen Bereichen zur Crème de la Crème", womit auch die Nähe zum Nachbarland Frankreich abgedeckt wäre. "20 weitere Kooperationen sind in der Abstimmung", sagt Giersch. Außerdem seien viele andere - zum Beispiel Kommunen oder Vereine - an einer Mitarbeit interessiert.

Die nächste Zündstufe der Kampagnen-Rakete soll ab August noch einmal im Saarland aufschlagen - mit großflächigen Plakaten und Sprüchen wie "Willkommen liegt bei uns gleich neben Willbleiben". Für das nächste Jahr sind "punktuelle Paukenschläge" außerhalb des Landes vorgesehen, wie Tina Müller erklärt. Den von hohen Wohnkosten geplagten Berlinern zum Beispiel wollen die Werbestrategen zurufen: "Arbeite, um zu leben. Nicht um Miete zu bezahlen."

Im Internet soll ein "Online-Welcome-Center" entstehen, wo Infos zu Schulen, Kita- oder Studienangeboten gebündelt werden. Auch die Stellen-Angebote sollen dort zusammengetragen werden. Mehr als 5000 Job-Offerten sollen es werden. Und: Dann sollen endlich auch die neuen Begrüßungsschilder an den Autobahnen stehen.

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