Mehrheit der Deutschen will aktive Sterbehilfe

Allensbach · Das Thema ist moralisch heikel und politisch hoch umstritten. Die Bundesbürger haben dagegen eine klare Meinung: In Umfragen plädierten jetzt gut zwei Drittel für eine gesetzliche Freigabe der aktiven Sterbehilfe.

Eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger befürwortet, dass Ärzte Schwerkranken auf deren Wunsch ein tödliches Medikament verabreichen dürfen: 67 Prozent wünschen sich die Zulassung aktiver Sterbehilfe , wie eine gestern vorgestellte Umfrage des Allensbach-Instituts ergab. In einer Befragung von Infratest Dimap lag die Zustimmung sogar bei 79 Prozent. Damit ist die Akzeptanz für aktive Sterbehilfe in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. 2008 waren erst 58 Prozent dafür, dass Ärzte unheilbar Kranken beim Suizid helfen dürfen. Lediglich jeder fünfte Befragte unterstützt zudem ein Verbot professioneller Sterbehilfe-Organisationen, wie es Politiker aus Union, SPD und Grünen fordern. Der Bundestag will bis Ende 2015 regeln, inwieweit organisierte Sterbehilfe erlaubt werden soll.

Die Zustimmung zur aktiven Sterbehilfe geht nach Angaben der Allensbach-Forscher quer durch alle Bevölkerungsschichten, weitgehend unabhängig von Geschlecht, Alter oder Bildung. So sind 70 Prozent der Männer und 65 Prozent der Frauen für die Möglichkeit einer aktiven Sterbehilfe . Auch unter Katholiken und Protestanten zählen jeweils zwei Drittel zu den Befürwortern. Noch größer ist die Zustimmung zur passiven Sterbehilfe . Dabei kann ein Arzt lebensverlängernde Maßnahmen einstellen, wenn der Patient dies wünscht. Derzeit sprechen sich 78 Prozent der Deutschen für passive Sterbehilfe aus, nur sieben Prozent sind dagegen.

Der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, kritisierte die geltenden Regelungen. Über die Umfrage-Ergebnisse dürfe sich deshalb niemand wundern. "Der größte Teil der Sterbenden hat keine Chance auf eine umfassende Hilfe", sagte Brysch. Rund 60 Prozent der Sterbenden, also jährlich rund 522 000 Menschen, bräuchten nach Angaben der Stiftung eine professionelle Sterbebegleitung. Tatsächlich seien voriges Jahr aber lediglich 79 000 Sterbende versorgt worden und damit 443 000 Menschen ohne palliative Hilfe geblieben.

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