"Hohe Gewinne im Drogengeschäft befeuern den Krieg in Mexiko"

Herr Koenigs, Kritiker werfen Ihnen vor, in einer Parallelwelt zu leben. Was antworten Sie?Koenigs: Betrachten wir die Lage in Mexiko. Wenn wir sagen, in Afghanistan ist Krieg, dann auch in Mexiko, wo es bislang 30 000 Tote gab. Die hohen Gewinne im Drogengeschäft befeuern diesen Krieg

Herr Koenigs, Kritiker werfen Ihnen vor, in einer Parallelwelt zu leben. Was antworten Sie?

Koenigs: Betrachten wir die Lage in Mexiko. Wenn wir sagen, in Afghanistan ist Krieg, dann auch in Mexiko, wo es bislang 30 000 Tote gab. Die hohen Gewinne im Drogengeschäft befeuern diesen Krieg. Seit 50 Jahren versucht man vergeblich, mit Waffengewalt etwas dagegen zu unternehmen - nun muss man es mit Entkriminalisierung des Drogengeschäfts versuchen. Beispiele wie Portugal belegen, dass das funktioniert. Der Drogenkonsum ist rückläufig, die Zahl der Drogentoten auch.

Wie erklären Sie sich den Erfolg in Portugal?

Koenigs: Man hat alles auf Aufklärung und Verhinderung von Drogenabhängigkeit gesetzt - statt auf Unterdrückung. Diesen Erfolg auf der Konsumentenseite muss man nun auf Anbau und Handel übertragen.

Sie wollen also wirklich auch Anbau und Verbreitung von Drogen nicht mehr unter Strafe stellen?

Koenigs: Es geht nicht anders. Wenn man an irgendeinem Punkt eine legale Schranke aufbaut, steigt der Profit. Und um den kämpft diese Mafia mit allen bekannten Folgen, bis hin zu Drogenkrieg.

Der Staat hat aber auch doch die Verantwortung, seine Bürger vor Drogen zu schützen.

Koenigs: Genau das hat er in der Tat: die Verantwortung vor Drogen zu schützen und die Verantwortung vor Gewalt zu schützen. Man schützt niemanden vor Drogen, wenn man ihn kriminalisiert. Und in Lateinamerika kann man sehen, dass die Prohibitionspolitik Gewalt nicht verhindert. Wenn man Drogen aber legalisiert, fallen die Gewinne, und dann wird der Bereich uninteressanter für die organisierte Kriminalität. Zudem kann man dann die Qualität der Drogen kontrollieren wie bei Medikamenten. Solange das Geschäft illegal bleibt, kaufen sich die Süchtigen irgendetwas.

Sehen Sie Unterstützer?

Koenigs: Es gibt verschiedene Ex-Präsidenten von Brasilien und Mexiko, die sich ähnlich geäußert haben, in Deutschland leider nicht.

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