Mäßiges Echo auf Pegida-Aufruf

Dresden · Das Pegida-Bündnis wollte über Dresden hinauswachsen, suchte den europäischen Schulterschluss unter dem Motto „Festung Europa“. Doch der erhoffte Erfolg blieb aus. Auch Gegendemonstranten machten mobil.

Deutlich weniger Anhänger von Pegida und anderen fremdenfeindlichen Bündnissen als erwartet haben in Dresden und weiteren europäischen Städten gegen die Aufnahme von Flüchtlingen und eine vermeintliche Islamisierung Europas demonstriert. An der zentralen Veranstaltung in der sächsischen Landeshauptstadt nahmen am Samstag nach Schätzungen der Studenteninitiative "Durchgezählt" 6000 bis 8000 Menschen teil. Der Hauptredner und Mitbegründer der Bewegung, Lutz Bachmann, fiel wegen Krankheit aus. Die Polizei hatte mit bis zu 15 000 Teilnehmern gerechnet.

Auf dem Theaterplatz vor der Semperoper, wo sonst montags die Pegida-Demonstrationen stattfinden, versammelten sich nach Angaben von "Durchgezählt" bis zu 3500 Gegendemonstranten . Sie trugen Plakate mit Sprüchen wie "Kein Platz für Nazis" und "Wir brauchen Fremdenhass, Volksverhetzung, Pegida nicht". Zu der Demonstration unter dem Motto "Solidarität statt Ausgrenzung" hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und verschiedene Initiativen aufgerufen.

Der sächsische Wirtschaftsminister und SPD-Landeschef Martin Dulig sagte, er sei bei den Gegenprotesten dabei, "um ein Zeichen zu setzen gegen Hass und Gewalt". Der Gedanke von einem großen Europa dürfe nicht denjenigen geopfert werden, "die ein völkisches Europa wollen". Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU ) forderte ein juristisches Vorgehen gegen Pegida. Die Redner der Bewegung riefen offen zur Gewalt gegen Ausländer oder Politiker auf, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Um Auseinandersetzungen zwischen Pegida-Anhängern und -Gegnern zu verhindern, waren mehr als 1900 Polizisten im Einsatz. Es blieb insgesamt ruhig, bilanzierte gestern ein Sprecher.

Am anderen Elbufer gegenüber dem Opernplatz forderten Pegida-Anhänger eine "Festung Europa". Sowohl die europäischen Außengrenzen als auch die inneren Grenzen müssten "wieder bewacht und kontrolliert werden", sagte Pegida-Sprecher Siegfried Däbritz. Immer wieder waren Rufe wie "Merkel muss weg" und "Volksverräter" zu hören.

Aus Polen, Frankreich oder Dänemark wurden jeweils nur wenige hundert Teilnehmer am Aktionstag unter dem Motto "Festung Europa" gemeldet. In Warschau erinnerte Pegida-Frontfrau Tatjana Festerling auf einer Kundgebung polnischer Nationalisten an den Kampf von "Polen und Litauern, Sachsen und Österreichern" bei der Verteidigung Wiens gegen die Türken im 17. Jahrhundert. Nun gelte: "Lasst uns gemeinsam die Schlacht gegen die Islamisierung führen."

In Prag gab es bei einer islamfeindlichen Kundgebung Zusammenstöße mit Gegendemonstranten . Es flogen Flaschen und Feuerwerkskörper. 1500 Islamgegner versammelten sich mit Spruchbändern wie "Nein zur Einwanderung - Stopp der Merkelisierung" vor der Prager Burg.

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