„Ich würde höllisch Schlimmeres wieder einführen“

Washington · Donald Trump liegt im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur hinter Ted Cruz. Um am Hardliner vorbeizuziehen, spricht er sich bei einem TV-Duell offen für Folter von Terroristen aus. Mit Erfolg, wie Umfragen zeigen.

Beim "Waterboarding " wird einem Gefangenen ein Tuch über das Gesicht gelegt. Dann wird immer wieder eiskaltes Wasser auf das Tuch gegossen - vorzugsweise in Mund- und Nasenhöhe. Bei dem Betroffenen erzeugt dieses Vorgehen den Eindruck, er ertrinke. Menschenrechtsgruppen haben dieses Verfahren längst als Folter eingestuft. Und selbst US-Präsident George W. Bush verbot es mit einem internen Memo, nachdem es bekannt wurde: Es zählte nach den Attentaten vom 11. September 2001 lange zu den Standard-Befragungsmethoden des US-Geheimdienstes CIA bei Terrorverdächtigen. Doch für einen Teil der republikanischen Präsidentschafts-Kandidaten ist das weltweit kritisierte "Waterboarding " nicht unbedingt ächtenswert - im Gegenteil. Bei der letzten TV-Debatte am Samstagabend vor der morgigen Vorwahlrunde in New Hampshire, erklärte beispielsweise Donald Trump : "Ich würde Waterboarding wieder einführen. Und ich würde höllisch Schlimmeres als Waterboarding wiedereinführen."

Trump gilt im Bundesstaat im Nordosten der USA nach seiner überraschenden Niederlage in Iowa als Favorit und führt in den Umfragen mit gut 20 Prozent. Auch der Sieger von Iowa, der erzkonservative texanische Senator Ted Cruz, hat ebenfalls nur minimale moralische Probleme, was die umstrittene Verhörtechnik angeht. "Waterboarding " sei keine Folter , so Cruz. Allerdings sei er gegen einen "weit verbreiteten" Einsatz der Technik. Doch in Einzelfällen würde er, das wurde deutlich, grünes Licht geben. "Im Fall einer drohenden Terror attacke werde ich alle Möglichkeiten nutzen, um das Land zu schützen", versicherte der Hardliner aus Texas. Andere Bewerber, wie der in der Debatte viel souveräner als sonst wirkende Jeb Bush, lehnten hingegen ein "Waterboarding " strikt ab.

Während der über zweistündigen Fernsehrunde sah sich vor allem der nach seinem dritten Platz von Iowa im Aufwind befindliche Senator Marco Rubio im Zentrum der Attacken. Der 44-Jährige habe einfach nicht die Erfahrung, um ein Präsident zu sein, polterte sein Konkurrent Chris Christie, der Gouverneur von New Jersey, mehrfach. Das sehen Umfragen anders. Sie prognostizieren, dass Rubio in New Hampshire direkt hinter Trump landen wird.

Anders als Rubio musste sich der Immobilien-Mogul, sonst stets der liebste Feind seiner Mitbewerber, in der Debatte allerdings nur wenig verteidigen. Die Frage, ob ein Hitzkopf wie er für das höchste Staatsamt geeignet sei, beantwortete Trump mit den Worten: "Ich glaube, dass ich das beste Temperament habe." Er ließ sich wenig später dann sogar zu einer Art Publikums-Beschimpfung hinreißen, als er zunächst Jeb Bush vorwarf, zum Partei-Establishment zu gehören und von Großspendern abhängig zu sein. Nachdem es dafür einige Buhrufe aus dem Saal gab, beleidigte Trump umgehend die Debattenbesucher mit der Ansicht, auch sie seien lediglich Vertreter der alten Parteigarde und Spendengeber für die etablierten konservativen Politiker. Daraufhin wurde der Unmut im Saal noch lauter - doch Trump, der morgen Abend die Sektkorken knallen lassen will, glaubt sich offenbar solche und andere Ausfälle weiter leisten zu können.

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