Der meistgesuchte Terrorist ist tot Trump verkündet Tod von IS-Anführer Al-Bagdadi

Washington · Der US-Präsident hat am Sonntagabend Großes zu berichten: Bei einer Militäroperation hat sich der meistgesuchte Terrorist der Welt in die Luft gesprengt.

 Donald Trump am Sonntagabend vor Journalisten

Donald Trump am Sonntagabend vor Journalisten

Foto: AP/Andrew Harnik

Triumphe hat Donald Trump selten zu verkünden. Am Sonntag hat der US-Präsident dann aber seinen großen Auftritt. „Vergangene Nacht haben die Vereinigten Staaten den weltweit führenden Terroristen seiner gerechten Strafe zugeführt“, sagt er. Bei einer Operation von US-Spezialkräften in Nordwest-Syrien sei der Anführer der Terrormiliz IS, Abu Bakr al-Bagdadi, getötet worden.

Als „Commander in Chief“ hat Trump den gefährlichen Einsatz live im Lagezentrum des Weißen Hauses verfolgt. Mit acht Hubschraubern seien die amerikanischen Truppen in der Nacht zu Sonntag ins Einsatzgebiet in Nordwest-Syrien geflogen, sagt er – auch über Territorium, das von Russland beziehungsweise der Türkei kontrolliert werde. Beide Länder seien von dem Einsatz, nicht aber von dessen Ziel informiert gewesen.

Nach Trumps Darstellung entwickeln sich nach der Landung Gefechte, zahlreiche IS-Kämpfer werden getötet, einige ergeben sich. Unter den Toten sind demnach auch zwei Ehefrauen Al-Bagdadis, die Sprengstoffwesten tragen, die aber nicht gezündet wurden. Al-Bagdadi sei in einen Tunnel geflohen, der aber keinen Ausgang gehabt habe. Er habe sich in die Luft gesprengt und drei Kinder mit in den Tod gerissen. „Er ist wie ein Hund gestorben. Er ist wie ein Feigling gestorben“, sagt Trump – „winselnd und weinend und schreiend“.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass der US-Präsident nun ausgerechnet in Syrien einen seiner seltenen außenpolitischen Erfolge verkündet. Seit Wochen steht Trump in der Kritik, weil er die US-Truppen aus Nordsyrien abgezogen hat. Damit bereitete er der Offensive der türkischen Armee gegen die Kurdenmiliz YPG den Weg – also gegen den Verbündeten der USA im Kampf gegen den IS.

Für tot erklärt worden war der Mann mit dem Kampfnamen Abu Bakr al-Bagdadi mehr als einmal. Auch Gerüchte über angebliche Verletzungen des Anführers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bei Luftangriffen machten immer wieder die Runde. Dieses Mal aber soll es Gewissheit geben. Trump sagt, Experten hätten mit DNA-Tests bestätigt, dass es sich bei dem Toten um Al-Bagdadi handelt. Damit stirbt der meistgesuchte Terrorist weltweit, auf den die USA ein Kopfgeld von 25 Millionen US-Dollar ausgesetzt hatten. Und die Terrormiliz verliert ihren Kopf, unter dessen Führung sie große Teile des Iraks und Syriens überrannt und dort ein staatsähnliches Gebilde aufgebaut hatte. Mit Al-Bagdadi hatte der IS selbst dem Terrornetz Al-Kaida den Rang abgelaufen. 

Al-Bagdadi stand seit 2010 an der Spitze des IS, hielt sich aber stets im Verborgenen. Dann tauchte er im Juli 2014 plötzlich in einer Moschee im irakischen Mossul auf und hielt dort die Freitagspredigt. Mit dem dazu verbreiteten IS-Video präsentierte er sich der Welt als alleiniger Führer des „Islamischen Kalifats“. Al-Bagdadi selbst nannte sich „Kalif Ibrahim“.

2004 geriet Al-Bagdadi in US-Gefangenschaft. Längere Zeit verbrachte er damals in dem US-Gefängnis „Camp Bucca“, das auch den Spitznamen „Terror-Akademie“ trug, weil sich dort die Extremisten ideologisch befeuerten. „Hätte es kein amerikanisches Gefängnis im Irak gegeben, gäbe es jetzt keinen (IS)“, erzählte ein früherer Häftling dem „Guardian“. Als Al-Bagdadi wieder freikommt, verfügt er über beste Beziehungen zu radikalen Kreisen, die ihm den Weg bahnen zum Vorläufer des IS. Dieser setzt den Hass der Gruppe gegen Andersgläubige unter Al-Bagdadis Führung in brutale Schreckensherrschaft um. Ein Ende dieser Herrschaft ist auch nach Al-Bagdadis Tod noch lange nicht in Sicht.

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