Zahl, so viel du willst

Paris/St. Tropez. Der Name des südfranzösischen Ferienortes steht für Stars, Luxus-Villen und teure Yachten. Doch wer denkt, dass St. Tropez überteuert sei, wird seit kurzem von Frédéric Blanc eines Besseren belehrt

Paris/St. Tropez. Der Name des südfranzösischen Ferienortes steht für Stars, Luxus-Villen und teure Yachten. Doch wer denkt, dass St. Tropez überteuert sei, wird seit kurzem von Frédéric Blanc eines Besseren belehrt. Der Besitzer des Restaurants "Bistro" an der legendären Place des Lices lässt seine Kunden jeden Mittwoch selber entscheiden, was sie für ihr Essen zahlen wollen. Immer mehr französische Wirte machen es ihm inzwischen nach. "Wir durchleben eine schwierige Periode", sagt Blanc. Außerdem will er mit der Aktion das Image von St. Tropez als überteuerten Ort konterkarieren. Dazu inspiriert hat ihn eine Reportage über das Londoner Restaurant "Little Bay", das mit dem ungewöhnlichen Konzept als erstes der Krise trotzte. Mit Erfolg, denn die Idee sorgte weltweit für Schlagzeilen - und für einen Ansturm neuer Gäste. Mittlerweile haben einige Restaurants in Frankreich wie das "Bistrot de Saint-Paul" in Lyon oder "La Boucherie" in Reims die Idee aufgegriffen. Die zum französischen Accor-Konzern gehörige Hotel-Kette Ibis ließ Gäste ihres neuesten Hauses in Shanghai letzten Monat zur Eröffnung selbst über den Preis entscheiden. "Wir wollten, dass die Leute zurück in unser Restaurant kommen. Wir wollten weder schließen noch einen unserer vier Angestellten entlassen müssen", sagt Wirtin Chantal Madinier vom "Bistrot de Saint-Paul" in Lyon. Wie alle französischen Restaurantbesitzer leidet sie unter der Wirtschaftskrise. Denn ausgerechnet im Land der Haute Cuisine sparen Verbraucher seit einigen Monaten am Essen. Sie gehen weniger oft ins Restaurant. Seit sie die Gäste selbst entscheiden lässt, was sie für das Tagesmenü zahlen, herrscht in Madiniers Bistrot wieder Hochbetrieb. Vorher kosteten die drei Gänge mittags 14,50 Euro und abends 21,50 Euro. Anfangs habe sie Angst gehabt, dass die Kunden nur einen Euro und ein paar Cents dafür bezahlen würden, sagt Madinier. Bisher hätten sich jedoch nur drei Gäste knauserig gezeigt."Im Schnitt zahlen die Gäste jetzt sogar mehr - mittags 16,50 Euro und abends 22 Euro." Wirt Blanc aus St. Tropez hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Wenn der Kunde selbst entscheidet, wie viel ihm das Essen wert ist, sei das auch eine Art ihn in die Verantwortung zu nehmen, meint Blanc. "Wenn der Kunde nur einen Euro dalässt, ist das eine eindeutige Botschaft."

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