Das Urtier aus dem Ruhrpott

Bochum · Ganz in der Nähe beliebter Spazierwege an der Ruhr entdeckte ein Dortmunder eine geologische Sensation: Die ältesten Saurierspuren in Deutschland – 316 Millionen Jahre ist versteinerte die Wirbeltierfährte alt.

 In der Nähe eines Spazierweges an der Ruhr entdeckte Sven Hoffmann (hier mit Sohn Mark) die Saurierspuren.Fotos: dpa

In der Nähe eines Spazierweges an der Ruhr entdeckte Sven Hoffmann (hier mit Sohn Mark) die Saurierspuren.Fotos: dpa

 So sehen die Abdrücke aus.

So sehen die Abdrücke aus.

Weil Sven Hoffmann genauer hinschaute als andere, hat das Ruhrgebiet eine neue geologische Sensation: In einem stillgelegten Steinbruch nur unweit eines Weges, auf dem sich an Sommertagen zahlreiche Spaziergänger tummeln, entdeckte er die bisher älteste Wirbeltierfährte Deutschlands. Er hatte sich nur die Füße vertreten wollen, ging etwas abseits des Spazierpfads. "Ich gucke einmal, ich gucke zwei Mal: Das muss ein Fährtenabdruck sein", erinnert sich Sven Hoffmann an den Tag im vergangenen Spätsommer.

Er irrte sich nicht. Heute weiß man: Der Abdruck stammte vom einem hausschweingroßen Ursaurier. Die Fährte war noch im ursprünglichen Gestein erhalten. So konnten die Forscher genau bestimmen, wann das Tier seinen etwa 20 Zentimeter langen Fußabdruck im Morast am Ufer eines urzeitlichen Flusses zurückließ.

Saurier-Expertin Daniela Schwarz-Wings vom Museum für Naturkunde in Berlin: "Das ist wissenschaftlich bedeutend, weil es zeigt, welche Verbreitung diese Tiere in Europa hatten" - und vor allem wie lange schon: mindestens 316 Millionen Jahre.

Monatelang hielt man den Fund geheim, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, bis nach dem Winter eine Bergung möglich sein würde. Gestern wurden die Steinplatten aus dem Bruch geschnitten und zur Aufarbeitung ins Museum für Naturkunde des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe nach Münster gebracht.

Anders als wohl die meisten Wanderer und Radfahrer, deren Blick die Spuren im Gestein bisher gestreift haben mag, hatte Hoffmann viel gelesen über fossile Funde und geologische Besonderheiten. "Ich habe dinosaurierbegeisterte Kinder", erklärt er sein Interesse an altem Gestein. Um herauszufinden, was er da vor sich hatte, schickte Hoffmann ein Foto seiner Entdeckung an den Geologischen Dienst NRW. Die Experten dort erhalten immer wieder Anfragen zu Funden, bestimmen dann Alter und Bedeutung der Steine. In den meisten Fällen hätten die schillernden oder verformten Brocken aber nur einen Wert für den Finder, sagt Geologe Volker Wrede. In diesem Fall sei aber schnell klar gewesen, dass Hoffmann etwas Außergewöhnliches entdeckt hatte.

Sebastian Voigt, Leiter des Urweltmuseums Geoskop, der als renommierter Experte auf dem Gebiet derartiger Fährten gilt, nahm gemeinsam mit dem Geologischen Dienst die Fährte genau unter die Lupe. Die Untersuchung zeigte, dass die Abdrücke zu einem Urtier gehören, das als unmittelbarer Vorläufer aller höheren Landwirbeltiere gilt.

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