Ein großer Schritt vorwärts für Trump und Clinton

Charleston · Die herausgerissenen und in den Dreck geworfenen "Trump 2016"-Fähnchen vor dem Wahllokal gegenüber der "Mutter Emanuel"-Kirche in Charleston , wo 2015 ein weißer Jugendlicher aus Rassenhass neun Schwarze beim Gebet erschoss, hätten ein böses Omen für Donald Trump sein können.

Doch am Ende zeigte sich der als Außenseiter in das Rennen um die US-Präsidentschaft gegangene Bewerber auch im Bundesstaat South Carolina unbesiegbar - und machte einen weiteren großen Schritt in Richtung Nominierung. Obwohl der Milliardär sich kurz vor der Abstimmung in dieser tief gläubigen Region noch mit dem Papst anlegte, obwohl er dem hier beliebten George W. Bush eine Mitschuld an den Terroranschlägen von 2001 unterstellte - all dies spielte keine Rolle mehr, als am Samstagabend zu 99 Prozent ausgezählt war. 32,5 Prozent der registrierten Konservativen stimmten hier für ihn, deutlich vor den Senatoren Ted Cruz und Marco Rubio . Sein dominierender Sieg bescherte Trump alle 50 Delegierten, und von nun an ist es nur noch ein Dreier-Rennen an der Spitze. Weil der einst als Favorit gestartete Präsidentensohn Jeb Bush seine Kandidatur für beendet erklärte und die Bewerber John Kasich und Ben Carson lediglich einstellige Resultate einfuhren.

Der eigentliche Prüfstein für Trump und ein höchst beunruhigtes Partei-Establishment ist jetzt nicht mehr weit entfernt: "Super Tuesday", der 1. März, an dem gleich in zwölf Bundesstaaten und einem US-Territorium gewählt wird. Artig dankte Trump seinen Mitbewerbern Cruz - dem Ultra-Parteirechten - und dem etwas progressiveren Rubio, für die der 1. März ebenfalls zur Nagelprobe wird. Kein einziges Wort widmete der New Yorker Geschäftsmann dem zuletzt liebsten Feind Jeb Bush, dessen Ausstieg aus dem Rennen jede Hoffnung der Bush-Dynastie auf einen dritten Präsidenten in der Familie beendete. Auch 100 Millionen Dollar Werbeausgaben - eine Rekordsumme - halfen ihm nicht, er blieb bis zum Ende blass. Acht Prozent in South Carolina waren die Quittung für einen schwachen Wahlkampf.

Tief aufatmen konnte am Samstag bei den Demokraten Hillary Clinton , deren knapper Sieg bei den Vorwahlen im Bundesstaat Nevada über Herausforderer Bernie Sanders ihr nach der Niederlage in New Hampshire nun die besseren Karten für den "Super Tuesday" gibt. Zuletzt hatten die beiden in Umfragen Kopf an Kopf gelegen, doch am Ende konnten die frühere First Lady und ihre massive wie erfahrene Kampagnen-Organisation doch noch in Las Vegas jubeln. Sanders, der sich als lupenreiner Sozialist anbietet und eine Umverteilung des Reichtums von oben nach unten propagiert, versuchte zwar, seine Niederlagen als Sieg zu verkaufen - doch Nevada war ein Bundesstaat, in dem er unbedingt siegen musste, um nach dem Erfolg von New Hampshire einen Trend zu schaffen. Analysen zufolge gewann er zwar einen Teil der wichtigen Latino-Stimmen, doch Clinton rettete sich am Ende auch dank der klaren Unterstützung durch Barack Obamas afro-amerikanische Kernwählerschaft mit sechs Prozent Vorsprung über die Runden. In South Carolina, wo die Demokraten am kommenden Samstag abstimmen, hat Clinton ebenfalls beste Karten: Dort sind mehr als 60 Prozent der Wählerschaft schwarz. Für Sanders nähert sich also die Stunde der Wahrheit.

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