Musterkunstwerk der Mao-Zeit

Frankfurt. In der Kunsthalle Schirn in Frankfurt ist seit Mittwochabend erstmals im Westen die chinesische Skulpturengruppe "Hof für die Pachteinnahme" zu sehen. Museumsdirektor Max Hollein hob die faszinierende Rezeptionsgeschichte des Kunstwerks hervor

Frankfurt. In der Kunsthalle Schirn in Frankfurt ist seit Mittwochabend erstmals im Westen die chinesische Skulpturengruppe "Hof für die Pachteinnahme" zu sehen. Museumsdirektor Max Hollein hob die faszinierende Rezeptionsgeschichte des Kunstwerks hervor. Die Ausstellung "Kunst für Millionen — 100 Skulpturen der Mao-Zeit" lenke den Blick auf eine Periode der chinesischen Kunst, die bisher kaum kritisch aufgearbeitet worden sei. "Es war unsere Idee und unser Wunsch, das Kunstwerk hier in Frankfurt parallel zur Buchmesse zu zeigen", sagte Hollein. Es habe auch keinerlei Versuche Chinas gegeben, die Ausstellung zu beeinflussen. Hollein lobte ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit dem Direktor des Kunstmuseums der Kunstakademie Sichuan, Feng Bin: "Mit Enthusiasmus und Begeisterung hat er sich darum bemüht, dass das Werk erstmals im Westen gezeigt wird." Bereits 1972 habe der Kurator Harald Szeemann versucht, die Figurengruppe auf der documenta 5 zu zeigen. Aus logistischen oder politischen Gründen — "oder welchen Gründen auch immer" — sei das aber nicht gelungen. Der "Hof für die Pachteinnahme" ist ein Ensemble aus 114 lebensgroßen Skulpturen aus Trockenlehm. Das Werk wurde 1965 von einem Künstlerkollektiv geschaffen und stellt die Ausbeutung der Landbevölkerung durch Feudalherren in der vorkommunistischen Ära dar. Im Verlauf der Kulturrevolution sei die Figurengruppe zum Musterkunstwerk erklärt worden, berichtete Hollein. Die Skulpturen seien darauf angelegt, "kopiert, dupliziert, vervielfältigt" zu werden, damit möglichst viele Menschen sie sehen könnten. Daraufhin seien unterschiedliche Fassungen entstanden. Die Schirn zeige eine Version aus den 70er Jahren, die in direkter Anlehnung an das Original entstanden sei. Die Fassung aus Fiberglas sei als transportable Version konzipiert und zum ersten Mal außerhalb Chinas zu sehen. ddpZu sehen ist die Skulpturengruppe bis 3. Januar.

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