Demandts Städel-Pläne: „Haus der Entdeckungen“

Frankfurt · Max Hollein hat in der Frankfurter Museumslandschaft tiefe Fußspuren hinterlassen. Nachfolger Philipp Demandt lässt sich noch nicht richtig in die Karten schauen. Erste Hinweise für die künftige Ausrichtung gibt er aber schon.

Der neue Chef des Städel, Philipp Demandt, kommt mit viel Vorschusslorbeeren von Berlin nach Frankfurt. Ab Samstag wird er wie sein Vorgänger Max Hollein als Dreifach-Direktor neben dem Städel auch für die dazu gehörende Skulpturensammlung im Liebieghaus sowie die Ausstellungshalle Schirn verantwortlich sein. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in Frankfurt gestern gab sich der eloquente Demandt, bisher Leiter der Alten Nationalgalerie in Berlin, erwartungsgemäß zurückhaltend. Der 45-Jährige verspricht Kontinuität und geizt nicht mit Lob für den nach San Francisco abgewanderten Hollein, der mit bundesweit viel beachteten Ausstellungen als Vater des Frankfurter Museumswunders gilt. Erste neue Akzente, die von Philipp Demandt auch verlangt werden, sind aber schon jetzt deutlich. Ein Ziel: Demandt will die Balance zwischen großen und mittelgroßen Ausstellungen austarieren. Wer will, kann daraus eine leise Kritik am bisherigen Konzept herauslesen. Der mit Banken und anderen Großsponsoren bestens vernetzte Hollein hat mit Blockbuster-Events, wie etwa zu Botticelli oder Dürer, viel Wirbel verursacht. Diese teuren Ausstellungen haben stets fast alle öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Thematisch innovativ waren sie aber nicht unbedingt.

An der Ausrichtung der drei Einrichtungen mit ihren rund 250 Mitarbeitern wird sich nichts ändern - das macht der promovierte Kunsthistoriker Demandt auch klar. Die Schirn soll weiterhin für ein eher jüngeres Publikum das "Haus der Entdeckungen" bleiben - wie mit der gerade zu Ende gegangenen großen Ausstellung zur Geschichte der US-Comics (wir berichteten). Dabei soll die Kunsthalle, die keine eigene Sammlung besitzt, weiter vom großen Städelbestand profitieren. Das Liebieghaus wiederum liegt Demandt besonders am Herzen, da er nicht nur Spezialist für das 19. Jahrhundert ist, sondern auch für Skulpturen. Im Städel hat er sich zum Ziel gesetzt, den gesamten Bestand auch online zugänglich zu machen.

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