Kommen die Einschläge näher?

Saarbrücken. 200 000 Euro soll das Filmhaus ab 2014 laut Stadtrat einsparen. Für Filmhaus-Leiter Michael Jurich "eine große Bedrohung", für Saarbrückens Kulturdezernent Erik Schrader (FDP) "nicht zu schaffen, nicht einmal mit Radikallösungen"

 Die Zukunft des Kinos Filmhaus ist weiter ungewiss. Foto: Dietze

Die Zukunft des Kinos Filmhaus ist weiter ungewiss. Foto: Dietze

Saarbrücken. 200 000 Euro soll das Filmhaus ab 2014 laut Stadtrat einsparen. Für Filmhaus-Leiter Michael Jurich "eine große Bedrohung", für Saarbrückens Kulturdezernent Erik Schrader (FDP) "nicht zu schaffen, nicht einmal mit Radikallösungen". Der Förderverein des Filmhauses hatte beide zu einer Podiumsdiskussion eingeladen, außerdem Christiane Schleindl, Vorsitzende des Bundesverbandes Kommunale Filmarbeit und Leiterin des Nürnberger Filmhauses. Katja Kruse vom Förderverein moderierte.Jurich brachte das Publikum im gut besetzten Kino auf den "aktuellen Sachstand". Die Talfahrt habe er gestoppt, die Eintrittszahlen seien von 2010 auf 2011 um 14,1 Prozent gestiegen; die Zahlen des ersten Halbjahrs 2012 lägen um 16,4 Prozent über dem ersten Halbjahr 2011. Angesichts der Sparsumme von 200 000 Euro werde ihm nun "angst und bange".

Schrader sagte, 200 000 Euro beim Filmhaus zu sparen sei zwar nicht zu erreichen, ohne die Substanz des Kinos zu beschädigen; aber man müsse auch schauen, wie das Kino Achteinhalb und die (private) Camera Zwo arbeiten.

Den Vergleich mit der Camera Zwo fand Jurich "unfair". Das Kino spiele nur neue, publikumswirksame Filme; das Filmhaus habe einen Bildungsauftrag, biete Reihen und Diskussionen. Jurich schlüsselte den Kostenplan 2011 auf: Der Gesamt-Etat von 586 177 Euro setzte sich zusammen aus 205 000 (zweieinhalb städtische Stellen inklusive Jurich), 120 000 (Kinopersonal), 78 000 Raummiete, 75 000 Filmmiete, 45 000 Werbung (Programmheft, Anzeigen), 13 000 für Strom/Wasser und 10 000 für die Reinigung. Mit Einnahmen von 188 374 Euro habe das Filmhaus 2011 einen "respektablen" Deckungsgrad von 32 Prozent erreicht.

Die Stimmung im Saal wurde gereizt, als Bernd Reutler, Sachverständiger für die FDP im Kulturausschuss, seine Idee erläuterte: Das Filmhaus solle in der Camera Zwo einen Saal mieten, um dort Programm zu machen. Schleindl konterte aus der Nürnberger Praxis: Dort habe sie in einem Multiplex "den Saal 17" angemietet, mit immer schlechteren Ergebnissen, sodass sie diesen Ausflug beendet habe.

Friedhelm Fiedler, Vorsitzender der Saarbrücker FDP-Fraktion, forderte starke Ideen seitens des Filmhauses. "Heute Abend müssen Ansätze kommen, sonst wird es ernst." Auch Elisabeth Potyka (SPD) wurde deutlich: Man brauche Signale, dass sich etwas bewegt. Lothar Schnitzler (Linke) fragte, wie ernst es diesmal sei: "Kommen die Einschläge näher?" Die Sparsumme von 200 000 Euro bedeute "eine Köpfung".

Wie definitiv sind überhaupt die 200 000 Euro, fragte Kruse. Da sind sich die Parteifreunde Schrader und Fiedler uneins. Die Summe sei ein Beschluss des Rats, der sie jederzeit ändern könne, sagte Schrader; Fiedler nannte die Summe "beschlossen".

Jurich abschließend: "Wunderkonzepte" gebe es nicht, er sei aber allen Ideen gegenüber aufgeschlossen. Die Diskussion wird weitergehen.

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