Immobilienpreise prägen Konjunktur

Köln. Immobilienpreise spielen eine wichtige Rolle für das Auf und Ab der Wirtschaft. Eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW, Köln) für zehn große Volkswirtschaften belegt, dass über alle Länder hinweg gerechnet die Preise für das Grundeigentum immerhin sechs Prozent der konjunkturellen Schwankungen erklären

Köln. Immobilienpreise spielen eine wichtige Rolle für das Auf und Ab der Wirtschaft. Eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW, Köln) für zehn große Volkswirtschaften belegt, dass über alle Länder hinweg gerechnet die Preise für das Grundeigentum immerhin sechs Prozent der konjunkturellen Schwankungen erklären. So sinkt beispielsweise in Deutschland das Bruttoinlandsprodukt (Bip) binnen eines Jahres um 0,5 Prozent gegenüber dem langfristigen Trend, wenn die Immobilienpreise um ein Prozent gefallen sind. Grund: Die niedrigeren Preise für das Gebaute führen dazu, dass die Haushalte sich weniger vermögend fühlen, deshalb ihre Konsumausgaben einschränken und die Konjunktur leidet.Besonders ausgeprägt ist dieser Zusammenhang in Dänemark: Ist das reale Bip dort ein Prozent niedriger als im langfristigen Trend, sinken die Preise für Eigenheime und Büros im Folgejahr im Schnitt um stattliche 7,6 Prozent. Auch im Vereinigten Königreich und in den Niederlanden schwingt das Pendel am Immobilienmarkt recht stark aus. Umgekehrt beeinflussen aber auch gesamtwirtschaftliche Größen wie die Wirtschaftsentwicklung, die Inflation und der Geldmarktzins die Immobilienpreise. In neun der zehn vom IW Köln untersuchten Länder steigen die Preise für Wohngebäude, wenn zuvor der Zinssatz gesenkt wurde. Besonders deutlich ist der Zusammenhang in Finnland: Senkt die Zentralbank Suomen Pankki den Geldmarktzins um einen Prozentpunkt, steigen die Häuserpreise nach zwölf Monaten durchschnittlich um vier Prozent. Mächtiger ZinshebelDiese Ergebnisse sollten vor allem die Zentralbanker interessieren, denn ihre zinspolitischen Entscheidungen beeinflussen die Konjunktur nicht nur über den Kredithebel, sondern auch über den Umweg der Immobilienpreise. Das gilt für beide Richtungen: •Eine Erhöhung der Notenbankzinsen hat eine größere Bremswirkung auf die Gesamtwirtschaft als vielfach angenommen - insbesondere dann, wenn die Immobilienpreise fallen und der Konsum zurückgeht. •Ein Senken der Notenbankzinsen führt die Konjunktur schneller aus dem Tal - weil die niedrigeren Zinsen höhere Immobilienpreise begünstigen und die Wirtschaft so zusätzlich stützen.Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) rät den Notenbankern, ein schärferes Auge auf die Entwicklung an den Immobilienmärkten zu werfen. Nicht ohne Grund - denn viele Experten machen die amerikanische Notenbank Federal Reserve für die US-Immobilienkrise verantwortlich: Diese habe durch eine Politik des leichten Geldes am Anfang des Jahrzehnts den Boom auf den Märkten ausgelöst, der im vergangenen Jahr sein abruptes Ende fand.Wie sieht es mit der These aus, dass bei anziehender Inflation eine Investition in Haus und Hof die sicherste Geldanlage sind? Diese Annahme wird durch die IW-Analyse nicht erhärtet. Ein Anstieg des Preisniveaus hat in acht von zehn Ländern zu fallenden Preisen für Bauten geführt. Für diese auf den ersten Blick paradoxe Entwicklung könnten auch die Zentralbanken verantwortlich sein: Bei höherer Inflation ziehen sie die Zinszügel straff. Dadurch steigen die Finanzierungskosten, die Nachfrage nach Immobilien geht zurück und somit auch ihr Preis. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort