Bürger dürfen auf das Militär-GeländeKommandant erwartet 10000 Besucher

Baumholder. 1936 wurde für das zwölfte Armeekorps, mit Generalkommando in Wiesbaden, der Bau eines Truppenübungsplatzes geplant. Nach Prüfung mehrerer Vorschläge entschied man sich für das Gebiet nördlich von Baumholder. Das damals etwa 10000 Hektar große Gebiet war wirtschaftlich wenig ertragreich und nur schwer zu bebauen

 Auf dem Truppenübungsplatz Baumholder wird nicht nur geschossen. Auch der Sport lockt jedes Jahr tausende Besucher an, wenn sich auf der Panzerplatte die besten Rallye-Fahrer im Weltmeisterschaftslauf der Rallye Deutschland messen. Foto: atb

Auf dem Truppenübungsplatz Baumholder wird nicht nur geschossen. Auch der Sport lockt jedes Jahr tausende Besucher an, wenn sich auf der Panzerplatte die besten Rallye-Fahrer im Weltmeisterschaftslauf der Rallye Deutschland messen. Foto: atb

Baumholder. 1936 wurde für das zwölfte Armeekorps, mit Generalkommando in Wiesbaden, der Bau eines Truppenübungsplatzes geplant. Nach Prüfung mehrerer Vorschläge entschied man sich für das Gebiet nördlich von Baumholder. Das damals etwa 10000 Hektar große Gebiet war wirtschaftlich wenig ertragreich und nur schwer zu bebauen. 13 Ortschaften - Aulenbach, Ausweiler, Breungenborn, Ehlenbach, Erzweiler, Frohnhausen, Grünbach, Ilgesheim, Kefersheim, Mambächel, Oberjeckenbach, Ronnenberg und Wieselbach - mussten geräumt und den Bewohnern eine neue Heimat gegeben werden. Auch die Höfe Neuhof, Strenhornerhof, Wickenhof, Hohenrötherhof und Fichtenhof, zehn Mühlen sowie die Forsthäuser Winterhauch und Wüstenfeld mussten dem Gelände des neuen Truppenübungsplatzes weichen.Nachdem 3970 Bewohner aus 764 Haushalten eine neue Heimat gefunden hatten, bildete der Oberpräsident der Rheinprovinz den Gutsbezirk Baumholder als Verwaltungseinheit.Die Entwicklung des Truppenübungsplatzes wurde nun rasch vorangetrieben. 1937 wurde mit dem Bau der Truppenunterkünfte am Nordwestrand der Stadt begonnen. Zusammen mit den Behelfslagern Aulenbach und Wilhelmswald standen schon bald Unterkünfte für eine ganze Division zur Verfügung. Die erste Platzkommandantur unter dem Kommandanten Oberst Thams war zunächst ins ehemalige Landratsgebäude eingezogen, ehe später das neue Gebäude Wilhelmswald bezogen werden konnte. Noch im April desselben Jahres kamen die Infanterieregimenter 105 und 70 als erste Truppen zum Üben nach Baumholder. Im darauf folgenden Jahr konnten die Kasernenanlagen ihrer Bestimmung übergeben werden. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ließ diesen auch nach heutigen Maßstäben enorm schnellen Aufbau jäh abbrechen. Viele Truppenteile aus Deutschland und Österreich wurden nun auf dem Platz für Fronteinsätze ausgebildet, andere Verbände neu aufgestellt.Das Jahr 1944 brachte die erste Berührung mit dem Krieg. Im Herbst erfolgten mehrere Bombenangriffe auf die Anlagen des Platzes, mehrere Kasernengebäude, das Theater und einige Wirtschaftsgebäude wurden dabei beschädigt.Im März 1945 rückten die Amerikaner in Richtung des Platzes vor. Zunächst sollte das Gelände verteidigt werden, am Ende fielen die Stadt und der Platz jedoch kampflos in die Hände der Amerikaner.Die Franzosen kommenBereits im August 1945 wurde der Platz von den Amerikanern an die Franzosen übergeben, die ihn beinahe 15 Jahre lang führten. In diese Zeit fiel auch der Aufbau der US-Garnison Baumholder. Von 1951 bis 1952 wurde das Truppenlager für den Einzug der zweiten US-Panzerdivision eingerichtet. Elf Jahre nach Ende des Krieges, im Sommer 1956, übten erstmals Soldaten der neuen deutschen Streitkräfte auf dem Truppenübungsplatz.Zunächst war ein Verbindungsoffizier bei der französischen Kommandantur eingesetzt. Diese Dienststelle mit einem Offizier, drei Unteroffizieren und sechs Zivilangestellten bildete die Grundlage für die am 12. März 1960 in Dienst gestellte Kommandantur. Mit der Übernahme durch die Bundeswehr begann die Errichtung von modernen, nach grundsätzlichen militärischen Infrastrukturforderungen ausgestatteten Schießbahnen. Erstmals wurden aktiv Erosionsschäden bekämpft und mit der Regeneration von zerstörten Landschaften begonnen. Es wurde ein Straßen- und Wegenetz errichtet, das ein sicheres Erreichen von Ausbildungsanlagen ermöglichte und gleichzeitig weiteren Erosionsschäden vorbeugte. Mit der Zeit wurden eine Reihe von Schießbahnen für Kampfpanzer und Schützenpanzer angelegt, die teilweise noch heute das Gesicht des Übungsplatzes bestimmen, wie die Panzerplatte, von der damals Schulschießübungen geschossen wurden. Heute wird die Schießgrundausbildung Kosten sparend an Simulatoren durchgeführt. Erst die weiterführende Schießausbildung wird oft im Rahmen von Gefechtsschießen auf Trassen aus der Fahrt durchgeführt.Mit der Billigung des Truppenübungsplatzkonzeptes durch den Bundestag im Jahr 1993 kam es auch in Baumholder zu einer deutschen Verringerung des Schieß- und Übungsbetriebes. red Herr Oberstleutnant, was ist das Besondere an dem Tag der offenen Tür im Lager Aulenbach?Jürgen Muhr: Der Truppenübungsplatz Baumholder besteht seit 70 Jahren und wird seit fast 50 Jahren für die Ausbildung der Bundeswehr und anderen Nato-Truppen genutzt. Für uns kommt es darauf an, anlässlich dieses Jubiläums der Bevölkerung einen Einblick in unsere Arbeit zu geben und darüber zu informieren, was auf unserem Truppenübungsplatz gemacht wird. Neben Ausstellungen und Vorführungen von Gerät der Bundeswehr beteiligen sich auch zivile Organisationen und Dienststellen, mit denen wir eng zusammen arbeiten. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit zu Platzrundfahrten unter Führung sowie Fahrten im Transportpanzer Häklund. Außerdem geben wir einen Einblick in die ökologisch einzigartige Naturausstattung auf dem Übungsplatz. Wie viele Besucher erwartet Sie?Muhr: Bei günstigen Wetterbedingungen, auf die wir natürlich hoffen, erwarten wir bis zu 10000 Besucher. Für deren Autos stehen ausreichend Parkplätze in unmittelbarer Nähe zum Veranstaltungsplatz bereit. Außerdem ist für das leibliche Wohl der Gäste, unter anderem mit Wildschweinsteaks, bestens gesorgt. Verspricht sich die Bundeswehr von solchen Veranstaltungen auch ein größeres Interesse an dem Beruf Soldat?Muhr: Wir werden interessierten Jugendlichen Informationen über die Möglichkeiten einer Karriere bei der Bundeswehr geben unter anderem durch das Wehrdienstberatungsteam und unseren Jugendoffizier. Obwohl die Nachwuchswerbung beim Tag der offenen Tür nicht im Vordergrund steht, freuen wir uns, wenn wir dem einen oder anderen Bundeswehr und Soldatenberuf näher bringen können. Worauf freuen Sie persönlich sich am meisten? Muhr: Ich freue mich auf eine gelungene Veranstaltung bei idealen Bedingungen mit vielen interessierten Besuchern, die bei uns einen schönen Tag genießen.

 BTag der offenen Tür besteht sogar die Möglichkeit, in einem Panzer mitzufahren. Allerdings nicht in einem Leopard II, der auf unserem Bild zu sehen ist, sondern in einem Häklund. Foto: atb

BTag der offenen Tür besteht sogar die Möglichkeit, in einem Panzer mitzufahren. Allerdings nicht in einem Leopard II, der auf unserem Bild zu sehen ist, sondern in einem Häklund. Foto: atb

Auf einen BlickDer Truppenübungsplatz ist etwa 11900 Hektor groß und hat eine Ausdehnung von 15 Kilometern in West-Ost- und 13 Kilometern in Nord-Süd-Richtung. Fast 55 Prozent des Platzes sind bewaldet. Vorwiegend am Rande des Platzes im Norden, Osten und Süden findet man Wälder, die gleichzeitig als lebende Lärmschutzwand dienen. Mit dem Nutzungskonzept von 2006 wurde die Anzahl der Kompanien weiter reduziert auf eine Panzerkompanie, zwei Panzergrenadierkompanien, drei Artilleriebatterien und nur noch drei sonstige Kompanien. Der Truppenübungsplatz verfügt heute über 25 verschiedene Schießbahnen und -anlagen sowie sieben Ausbildungseinrichtungen und kann mit nahezu allen Waffensystemen des Heeres und auch der Luftwaffe genutzt werden.Geplant ist noch in diesem Jahr der Bau einer schwierigen Hindernisbahn, der Umbau einer Schießbahn für die Konvoi-Ausbildung sowie der Bau eines Brandübungshauses, in dem sich Brandschutzkräfte der Bundeswehr auf Einsätze vorbereiten können. Die Lagerkapazität beträgt derzeit 2000 Betten sowie 900 Unterkunftsplätze in Biwakräumen. red

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