Harte Einschnitte bei Saargummi

Wadern. Bei dem von der Wirtschaftskrise stark gebeutelten Automobilzulieferer Saargummi verliert knapp ein Fünftel der Belegschaft den Arbeitsplatz. Geschäftsleitung und Betriebsrat haben sich nach sechswöchigen Verhandlungen gestern auf Grundzüge eines Sozialplans geeinigt, wie es in einer gemeinsamen Erklärung hieß

Wadern. Bei dem von der Wirtschaftskrise stark gebeutelten Automobilzulieferer Saargummi verliert knapp ein Fünftel der Belegschaft den Arbeitsplatz. Geschäftsleitung und Betriebsrat haben sich nach sechswöchigen Verhandlungen gestern auf Grundzüge eines Sozialplans geeinigt, wie es in einer gemeinsamen Erklärung hieß. Demnach werden am Standort Wadern-Büschfeld 178 der insgesamt noch 950 Arbeitsplätze gestrichen. Das Gros des Stellenabbaus ergibt sich aus der Verlagerung verlustreicher Produktionslinien der Automotive-Sparte zu ausländischen Tochterfirmen. Nach Angaben eines Saargummi-Sprechers werden viele dieser Aufträge künftig in Tschechien erledigt. Von der Verlagerung sind 138 Mitarbeiter betroffen. Weitere 40 Jobs fallen in der Verwaltung weg. "Wir mussten konsequent handeln, um nicht das gesamte Unternehmen zu gefährden", sagte Saargummi-Chef Rolf Zimmermann. "Die vereinbarten Maßnahmen sind schmerzlich, geben uns aber eine realistische Chance auf eine erfolgreiche Zukunft." Durch Auftragseinbrüche von bis zu 35 Prozent rutschte das Büschfelder Werk in die roten Zahlen und geriet an den Rand der Insolvenz. Im vergangenen Jahr baute das Unternehmen bereits mehr als 200 Stellen ab. Der neuerliche Stellenabbau "tut weh", sagt der Betriebsratsvorsitzende Harald Hero. Es sei darum gegangen, "die Firma am Leben zu erhalten", begründet er die Zustimmung zu den harten Schritten. "Das Wichtigste für uns ist, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten", erläutert er den Grundsatz seiner Verhandlungslinie. Der Sozialplan sieht für die betroffenen Mitarbeiter Abfindungen sowie auf den Einzelnen zugeschnittene Qualifizierungsmaßnahmen vor. Details sollen dem Unternehmen zufolge in den kommenden sechs Wochen ausgehandelt werden. Auch ist eine Härtefallregelung vorgesehen: So sollen zum Beispiel Ehepartner, wenn sie beide das Unternehmen verlassen müssen, noch weitere Geldzuwendungen über die Abfindung hinaus bekommen, erläutert Frank Rolle von der Gewerkschaft IG BCE. Er schätzt das Gesamtvolumen des Sozialplans grob auf etwa vier Millionen Euro.Der jetzt angekündigte Stellenabbau ist Teil eines umfassenden Sanierungsplans (wir berichteten). Demnach will das Unternehmen, das hauptsächlich Dichtungssysteme für Autos herstellt, die anderen Sparten, zum Beispiel die Fertigung für die Bau- und die Schuhindustrie, verkaufen. Die Verhandlungen werden mit dem Ziel geführt, dass die Investoren die Produktion in Büschfeld belassen. Im Idealfall würde eine Art Industriepark mit mehreren Firmen entstehen. Die Gespräche seien zum Teil weit gediehen, die Chancen stünden gut, in Kürze Abschlüsse präsentieren zu können, hieß es. 180 Mitarbeiter sind betroffen. Daneben will Saargummi die Gummi-Mischerei erweitern und dort 20 Arbeitsplätze schaffen. Geht alles nach Plan, hätte Saargummi im Lauf von anderthalb Jahren seine Belegschaft auf etwa 620 Mitarbeiter halbiert. In Büschfeld wären aber insgesamt weiterhin etwa 780 Menschen in der Fertigung von Gummi-Produkten beschäftigt. Meinung

Mühsamer Rettungsweg

Von SZ-RedakteurVolker Meyer zu Tittingdorf So hart der nochmalige Verlust von Arbeitsplätzen auch ist, Saargummi scheint das Schlimmste überstanden zu haben - vorausgesetzt, die Autokonjunktur erholt sich weiter. Vor einem Jahr stand das Werk in Büschfeld noch am Rand der Pleite, jetzt sieht es ganz danach aus, dass der Standort erhalten bleibt. Das Sanierungskonzept beinhaltet tiefe Einschnitte, lässt aber auch auf neues Wachstum hoffen; der Sozialplan dämpft die Folgen des Jobabbaus. Vor allem scheinen Unternehmensführung und Arbeitnehmervertreter, nachdem der Streit ums Weihnachtsgeld beigelegt ist, an einem Strang zu ziehen. Das ist auf dem noch schwierigen Weg durch die Krise eine wichtige Basis für den Erfolg.

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