"Die Banken sind an allem schuld? Das wäre zu einfach"

Saarbrücken. Ein düsteres Zukunftsszenario: Die EU ist zusammengebrochen, in Deutschland herrscht Armut, Wohnungen werden zwangsgeräumt. Polizist Alex (Ken Duken) und seine Kollegin Sophie (Dagny Dewath) suchen Beweise für die kriminellen Machenschaften des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Nationalbank (DNB), der tausende von Kleinanlegern betrogen und ins Unglück gestürzt hat

 Regisseur Martin Schreier, 32. Sein Film "The night Father Christmas died" war 2010 für einen Studenten-Oscar nominiert. "Robin Hood" ist sein Diplomfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg. Foto: Schreier

Regisseur Martin Schreier, 32. Sein Film "The night Father Christmas died" war 2010 für einen Studenten-Oscar nominiert. "Robin Hood" ist sein Diplomfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg. Foto: Schreier

Saarbrücken. Ein düsteres Zukunftsszenario: Die EU ist zusammengebrochen, in Deutschland herrscht Armut, Wohnungen werden zwangsgeräumt. Polizist Alex (Ken Duken) und seine Kollegin Sophie (Dagny Dewath) suchen Beweise für die kriminellen Machenschaften des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Nationalbank (DNB), der tausende von Kleinanlegern betrogen und ins Unglück gestürzt hat. Doch dessen Verbindungen in die Politik sind mächtig, eine Anklage wegen systematischen Betrugs kommt nicht zu Stande. Der Polizist fasst einen folgenreichen Entschluss: Um dem Vorstandsvorsitzenden das Handwerk zu legen, wird Alex selbst kriminell: Er raubt Filialen der DNB aus - und verteilt große Teile der Beute unter den Armen.

"Robin Hood" ist der Abschlussfilm von Martin Schreier, der an der Filmakademie Baden-Württemberg Regie studierte und 2010 bei Ophüls seinen mittellangen Film "The night Father Christmas died" gezeigt hat. "Robin Hood" behandelt ein brandaktuelles Thema. Warum greift er diesen Mythos auf? "Robin Hood ist ja im Grunde eine Abenteuergeschichte, aber es geht auch um gesellschaftspolitische Themen, die Unterdrückung des kleinen Mannes, und das passt einfach unglaublich gut in unsere Zeit." Es sei allerdings nicht einfach gewesen, "den Robin Hood ins hier und jetzt zu befördern". Die klare Trennung von Gut und Böse, hier der König und der Sheriff, da die unterdrückten Menschen, das könne man heute nicht mehr so machen. "Zu sagen, der ist gut und der ist böse, und die Banken sind an allem Schuld, das wäre zu einfach. Die Welt ist komplexer und komplizierter, wir wollten da schon differenzierter vorgehen." Der Film sei vor allem "eine emotionale Heldenreise", zeige die Zerrissenheit der Hauptfigur, aber mit politischen Fundament. Und behandle Themen wie Selbstjustiz, Gerechtigkeit und Verantwortung.

Dreieinhalb Jahre hat es von der Idee bis zum fertigen Film gedauert. Der wurde in Frankfurt, wo er auch spielt, Stuttgart und Ludwigsburg gedreht und hat deutlich unter einer Million Euro gekostet. Er sieht aber nach viel mehr aus: In kühlen, blauen, düsteren Bildern, die für die große Kinoleinwand gemacht sind ("Wir sind Kinomacher, haben einen cineastischen Anspruch"), erzählt Schreier diese spannende und actionreiche Geschichte, die in einen blutigen Showdown mündet. Der ist wohl auch der Tatsache geschuldet, dass der Sender Pro7 einer der Hauptgeldgeber ist. Schreier setzt aber bewusst auf Unterhaltung, will möglichst viele Menschen ansprechen. Und so hofft er darauf, einen Kinoverleih zu finden - vielleicht sogar nach der Uraufführung hier in Saarbrücken.

Heute Abend, 19.30 Uhr, Cinestar. Die Darsteller Ken Duken, Vincenz Kiefer und Regisseur Martin Schreier sind dabei.

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