„Das Stück versteht kein Mensch!“

Saarbrücken · Am Samstag hat Richard Strauss' Oper „Frau ohne Schatten“ in Saarbrücken Premiere. Regisseur Dominik Neuner will das Werk mit dem Ersten Weltkrieg verbinden und hat dafür auch die Bühne entworfen.

 Dominik Neuner gestern Nachmittag vor dem Saarbrücker Bühnenaufbau, den er entworfen hat. Foto: Iris Maurer

Dominik Neuner gestern Nachmittag vor dem Saarbrücker Bühnenaufbau, den er entworfen hat. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

"Das Stück versteht kein Mensch!" Klare Worte eines Mannes, der weiß, was er sagt. Der international erfolgreiche Regisseur Dominik Neuner ist zum zweiten Mal Gast am Staatstheater und inszeniert gerade Richard Strauss' Oper "Frau ohne Schatten". Seinen Sinn für Präsenz und Schärfe bewies Neuner bereits in seiner hoch gelobten Inszenierung von Puccinis "Turandot", die hier in der Spielzeit 2010/2011 lief. Für "Die Frau ohne Schatten" hat Neuner auch die Bühne entworfen. Die musikalische Leitung übernimmt Orchester-Chef Toshiyuki Kamioka, mit dem Neuner gerne zusammenarbeitet. "Wenn das einer kann, dann er. Er ist ein Meister des Klangs, und bei ihm ist das Stück in besten Händen."

Dass die "Frau ohne Schatten" jedes Theater vor eine große Herausforderung stellt, hat viele Gründe: Die Handlung ist sperrig, das Ensemble groß, die Solopartien sind schwer und die Orchesterbesetzung ist gewaltig, "sogar größer als bei Wagner", sagt Neuner. Das Schlagzeug hat man daher kurzerhand aus dem Orchestergraben ausquartiert und auf der Seitenbühne positioniert. "Das funktioniert wunderbar!" Das Bühnenbild muss sich der Komplexität des Werks anpassen. "Ich möchte den Sängern die Gelegenheit geben, modulationsfähig zu bleiben", erklärt der Regisseur, der das Zentrum des Geschehens weit nach vorne verlagert. Das Bühnenbild ist komplett aus Holz und mit Durchbrüchen ausgestattet. Für Neuner wäre es unerträglich, wenn die Sänger sich "verbrüllen" müssten.

Die Handlung empfindet Neuner als "Sammelsurium aus Motiven". Es geht um Konflikte und Erkennen, um Liebe und Erlösung. In einem unermüdlichen Akt des Psychologisierens und Philosophierens - Neuner nennt ihn "Psychosoph" - braute Hugo von Hoffmannsthal ein Libretto zur Strauss-Oper und schöpfte dabei aus diversen Quellen. Da geht es um Prüfung und Befreiung wie in Mozarts "Zauberflöte" oder um mephistophelischen Handel, angesiedelt in einer märchenhaften Zauberwelt aus Tausendundeiner Nacht. "Er hat geglaubt, er gehöre damit zu einer neuen Elite", erzählt Neuner. "Dabei widersprechen seine Gedanken und sein episch-lyrisches Sprachgehabe vollkommen dem Gedankengut der damaligen Zeit." Neuner will das Werk verstehbar machen: "Ich möchte ganz konkret werden." Denn: "Theater, das sich nur noch bedeutsam gibt, das ist kein Theater."

So will Neuner zeigen, was ein Krieg mit Menschen macht. "1914 brach der erste Weltkrieg aus, und die Entstehungszeit der Oper liegt genau in der Kriegszeit, was natürlich seine Spuren hinterlässt." Zu sehen ist eine stilisierte Ruine, grau in grau, ein zerschossenes, trostloses Ungetüm. "Ich kokettiere nicht mit Krieg, ich hole die Geschichte auf die Bühne und zeige Tatsachen." Mehr verrät der charismatische Mann ersteinmal nicht - Premiere ist am Samstag um 19.30 Uhr.

Karten im Vorverkauf unter Tel. (06 81) 309 24 86.

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