Zweibrücken. Im Saarland war sie in den vergangenen Jahren häufig, jetzt wagte sie sich mal über die Landesgrenze: Sängerin Annett Louisan gastierte am Samstagabend im Rahmen des Festivals Euroclassic in der Festhalle Zweibrücken. Los legten Louisan und ihre fünf Begleiter sofort mit dem Titelstück der letzten CD, "In meiner Mitte".Textlich wurde damit schon abgesteckt, worum es an diesem Abend gehen sollte: um die Innenbefindlichkeit des zerbrechlich wirkenden süßen Mädchens, das es aber gleichzeitig faustdick hinter den Ohren hat. Da steigt die Protagonistin auf eine Wolke, reitet auf einem Schwan, braucht ein Paar neuer Schuhe und wünscht sich, dass "alle Arschgeigen mal den Rand halten". In diesem Tenor ging es mit wenigen Abweichungen durch den Abend.

Es wurde nach "Mr. Big" gesucht, die innere Wut über den Freund geschildert; Stutenbissigkeit wurde in Worte gepackt bei der Abrechnung mit Freundin Eve - kein Wunder, dass in Zweibrücken deutlich mehr weibliches Publikum zu sehen war. Erstaunlich nur, dass Louisan sich all diese Texte von Männern schreiben lässt - diese müssen Frauenversteher im besten Sinne des Wortes sein. Doch wer meinte, Louisans Masche des kleinen Biests, das in der Gestalt eines Püppchens steckt, sei nun langsam etwas ausgelutscht, lag falsch. Die 35-Jährige hatte ihr Publikum im Griff. Zielsicher sangen die 670 Zuschauer Texte mit, spendeten reichlich Applaus und erhoben sich nach dem letzten Stück. Damit wurde allerdings nicht ausschließlich einer Masche gehuldigt; der Applaus galt auch dem großartigen Sound, der sauberen Intonation sowie den unaufdringlich begleitenden Musikern, die ab und an fulminante Soli hinlegten.sedi