Cromme auch bei Siemens unter Druck

München/Essen. Das jähe Ende der Ära Gerhard Cromme bei Thyssen-Krupp sorgt auch bei Siemens in München für Nachbeben. Wenige Tage nach der Rücktrittsankündigung Crommes als Chefkontrolleur von Thyssen-Krupp wird die Frage lauter, wie lange sich der 70-Jährige noch an der Spitze des Siemens-Kontrollgremiums halten kann

München/Essen. Das jähe Ende der Ära Gerhard Cromme bei Thyssen-Krupp sorgt auch bei Siemens in München für Nachbeben. Wenige Tage nach der Rücktrittsankündigung Crommes als Chefkontrolleur von Thyssen-Krupp wird die Frage lauter, wie lange sich der 70-Jährige noch an der Spitze des Siemens-Kontrollgremiums halten kann. Offiziell bleibt man bei dem Elektrokonzern zwar dabei, dass an Cromme nicht gerüttelt wird. "Bei uns gibt es keine Veränderungen im Aufsichtsrat. Der steht", heißt es vom Unternehmen. Doch schon sind mögliche Nachfolger im Gespräch: der Siemens-Vize-Aufsichtsratsvorsitzende Josef Ackermann und Linde-Chef Wolfgang Reitzle, der 2014 den Vorstandsvorsitz bei dem Industriegase-Konzern abgibt.Siemens hat keine vergleichbaren Probleme wie der krisengebeutelte Stahlriese an der Ruhr. Dennoch warten auch in München schwierige Herausforderungen - von der Umsetzung des Milliarden-Sparprogramms in einem schwierigeren Umfeld bis hin zu den Problemen beim Anschluss von Nordsee-Windparks. "Dafür bräuchte es einen unangefochtenen, durchsetzungsfähigen und tatkräftigen Aufsichtsratsvorsitzenden", sagt Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Nach Kartellverstößen, Korruptionsfällen und dem Milliarden-Debakel um amerikanische Stahlwerke bei Thyssen-Krupp aber habe auch Crommes Image gelitten. Dabei war es Cromme, der bei Siemens die Aufarbeitung des milliardenschweren Korruptionsskandals maßgeblich vorantrieb. Offen fordern seinen Rückzug bei dem Elektrokonzern bisher nur die Siemens-Belegschaftsaktionäre: "Auch Siemens braucht einen Neuanfang - ohne Herrn Cromme." So habe Cromme Siemens mit dem Abwerben von Heinrich Hiesinger geschadet, der mittlerweile Thyssen-Krupp als Vorstandschef führt.

Unterdessen kann sich nach dem Rückzug von Thyssen-Krupp-Chefaufseher Cromme ein Nachfolger an der Spitze des Aufsichtsrats nach Informationen des "Handelsblatts" keine Hoffnungen auch auf den späteren Vorsitz der mächtigen Krupp-Stiftung machen. Der 99-jährige Chef des Stiftungskuratoriums Berthold Beitz wolle die Funktionen trennen, hieß es. dpa

Foto: dpa

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