Bei Thyssen-Krupp wächst Druck auf Cromme

Essen. Deutschlands größter Stahlkonzern Thyssen-Krupp kommt nicht zur Ruhe. Vor der Hauptversammlung am kommenden Freitag sieht sich Aufsichtsratschef Gerhard Cromme mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Kritiker werfen ihm Versäumnisse im Zusammenhang mit den Milliardenverlusten beim Stahlwerksbau in Brasilien und mit Affären bei Thyssen-Krupp vor

Essen. Deutschlands größter Stahlkonzern Thyssen-Krupp kommt nicht zur Ruhe. Vor der Hauptversammlung am kommenden Freitag sieht sich Aufsichtsratschef Gerhard Cromme mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Kritiker werfen ihm Versäumnisse im Zusammenhang mit den Milliardenverlusten beim Stahlwerksbau in Brasilien und mit Affären bei Thyssen-Krupp vor. Auch die Erste-Klasse-Flüge für Aufsichtsratsmitglieder könnten zu einem Thema werden.Ein glaubwürdiger Neuanfang bei Thyssen-Krupp könne nicht auf der Vorstandsebene enden, sagte Hans-Christoph Hirt von der Londoner Investorenvertretung Hermes Fund Managers der "Welt am Sonntag". Führungskultur sei "nicht nur Aufgabe des Vorstands". Hirt sprach sich für "eine geordnete Nachfolgeregelung an der Spitze des Aufsichtsrats" aus.

Ein Zusammenschluss von ehemaligen Spitzenmanagern der deutschen Industrie habe Cromme in einem offenen Brief zum Rücktritt aufgefordert, berichtet das Nachrichtenmagazin "Spiegel". Crommes Umgang mit den Affären werfe ein falsches Bild auf all jene Aufsichtsräte, die sich "mit großer Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit" für gute Unternehmensführung einsetzten, heiße es in dem Brief der "Vereinigung der Aufsichtsräte in Deutschland" (VARD).

Im abgelaufenen Geschäftsjahr war der Stahl- und Anlagenbauer wegen hoher Abschreibungen auf zwei Stahlwerke in Brasilien und den USA mit rund fünf Milliarden Euro tief in die Verlustzone gestürzt. Außerdem stand das Unternehmen wegen Kartellvorwürfen in den Schlagzeilen.

Zur Hauptversammlung in Bochum haben bereits mehrere Aktionäre Gegenanträge eingereicht. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz DSW kündigte an, den drei abgelösten Vorständen und dem Aufsichtsrat die Entlastung zu versagen.

IG-Metall-Vorstandsmitglied Bertin Eichler muss wegen seiner Erste-Klasse-Flüge mit Thyssen-Krupp nicht um seinen Posten in der Führung der Gewerkschaft bangen. "Wenn er sich nichts anderes vorwerfen lassen muss, dann bleibt er im Vorstand der IG Metall", sagte Gewerkschaftschef Berthold Huber dem "Spiegel". Eichler war auf fünf Langstrecken-Flügen des Unternehmens mit dem Vorstand in der teuren ersten Klasse mitgeflogen. dpa

Foto: dpa

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