Beckinger Schraubenfabrik gerettet

Beckingen · Die Beckinger Schraubenfabrik bleibt bestehen. Sie wird von der holländischen Unternehmensgruppe Nedschroef übernommen, einem der weltweit größten Anbieter komplexer Verbindungssysteme für Autos.

 Die Proteste haben Wirkung gezeigt. Die Beckinger Schraubenfabrik lebt weiter. Fotos: Rolf Ruppenthal

Die Proteste haben Wirkung gezeigt. Die Beckinger Schraubenfabrik lebt weiter. Fotos: Rolf Ruppenthal

Aufatmen in der Belegschaft der Beckinger Schraubenfabrik. Nach einem langen Überlebenskampf und sieben Monate nach dem Insolvenzantrag der Whitesell Germany GmbH kam gestern die erlösende Nachricht vom Insolvenzverwalter Biner Bähr. Es wird weitergehen in Beckingen . "Über den Verkauf an Nedschroef bin ich sehr froh", sagte Bähr in einer ersten Stellungnahme. "Nedschroef ist ein erfahrener und im Markt sehr angesehener Wettbewerber, bei dem ich die beiden Werke in Beckingen und Schrozberg in Baden-Württemberg in guten Händen weiß." Über Details des Kaufvertrags, den weiteren Verlauf des Insolvenzverfahrens, die künftige Strategie und auch die geplante Personalsituation wird der Insolvenzverwalter die Belegschaft am heutigen Donnerstag um 13 Uhr in einer Betriebsversammlung informieren.

Fest steht: Der geplante Kauf der Beckinger Schraubenfabrik steht noch unter dem Vorbehalt des Kartellamtes. Läuft alles nach Plan, soll die Insolvenz für den saarländischen Standort zum 1. Oktober beendet sein. Nach Angaben des Betriebsratsvorsitzenden Gerfried Lauer und des zweiten Bevollmächtigten der IG Metall Völklingen, Guido Lesch, sind durch den Verkauf zunächst 141 Arbeitsplätze gesichert. Beide gehen davon aus, dass das Personal weiter steigt, sobald es gelingt, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen und neue Kunden zu gewinnen. Lesch spricht hier von einer Größenordnung von bis zu 200 Beschäftigten.

Wer in die Transfergesellschaft wechselt, bekommt 85 Prozent der bisherigen Bezüge. Laut Lesch besteht für einige der Betroffenen zudem die Chance, direkt zu Nedschroef zu wechseln, zumal die Holländer bereits Schrauben in ihrem Werk in Saarlouis-Fraulautern produzieren. Kurzfristig wird davon ausgegangen, dass aus Fraulautern wegen dort guter Auftragslage auch einige Aufträge nach Beckingen verlagert werden, um den Standort zu stärken. Die Auslastung dort erreichte zuletzt nur noch 15 Prozent

Mathias Hüttenrauch, Chef von Nedschroef, betonte, Mitarbeiter und Kunden der Beckinger Schraubenfabrik profitierten von der Übernahme. Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger verweist auf die Transfergesellschaft, die geholfen habe, die Schraubenfabrik wieder auf die Erfolgsspur zu führen. Insolvenzverwalter Bähr sieht jetzt in Beckingen "eine positive und sichere Zukunft für die Mitarbeiter".

Meinung:
Schwieriger Neuanfang

 GuidoLesch

GuidoLesch

 GerfriedLauer

GerfriedLauer

Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia

Für die Beckinger Schraubenfabrik wird es mit einem neuen Besitzer und einem Großteil der Beschäftigten weitergehen. Das ist nach dem unwürdigen Auftreten des bisherigen Eigentümers Whitesell und einem langen Überlebenskampf inklusive der Hilfe aus der Saar-Politik und von den Gewerkschaften ein großer Erfolg. Der Neustart wird schwer. Whitesell hat viele Kunden vertrieben. Es muss schnell gelingen, Vertrauen wieder herzustellen und viele Neukunden zu gewinnen. Dann steigt auch die Zahl der Arbeitsplätze.

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