Vom Beiboot eines Druck- und Medienhauses zum weltumspannenden Konzern, der digitale Inhalte erfasst, aufbereitet, übersetzt und den Kunden passgenau zur Verfügung stellt: So kann man den Weg der Luxemburger Firma Amplexor beschreiben, den sie seit ihrer Gründung im Jahr 1987 hinter sich gebracht hat.

Amplexor firmierte bis vor kurzem unter Euroscript und ist von Anbeginn ein Tochterunternehmen des Medienhauses Saarbrücker Zeitung. Anfangs druckte die SZ Amtsblätter der EU für die Verwaltung und den parlamentarisch-politischen Betrieb. Da diese in allen EU-Amtssprachen zur Verfügung stehen mussten, lag es nahe, die Übersetzungen gleich mitzuliefern. Das war die Geburtsstunde von Euroscript. Die Zeit der gedruckten EU-Amtsblätter ist Geschichte. Die Informationen für Behörden, Kommission oder das Parlament werden digital aufbereitet und ins EU-eigene Intranet gestellt. Die Drucker stehen heute in den Büros. "Das ist auch der Wandel, den wir durchmachen mussten", sagt Mark Evenepoel, Vorstandschef von Amplexor. "Die digitale Informations-Aufbereitung ist überall auf dem Vormarsch." Außerdem ist die EU längst nicht mehr der Hauptkunde. Der öffentliche Sektor steuere noch 22 Prozent zum Geschäftsvolumen bei.

Inzwischen ist die Profession von Amplexor, "unstrukturierte Datensätze so aufzubereiten, zu übersetzen und zu dokumentieren, dass Unternehmen oder Behörden eine digitale Informationsplattform für ihre Adressaten haben", so Evenepoel. Adressaten können Mitarbeiter, Kunden oder Genehmigungsbehörden sein. "Wir decken das ganze Spektrum ab."

Unstrukturierte Daten umfassen Texte, Tabellen, Grafiken, Bilder oder Videos , die beispielsweise von den Geschäftseinheiten eines Konzerns zusammengetragen werden. Amplexor analysiert, wie sich daraus ein sinnvolles Informationspaket schnüren lässt. Das kann beispielweise die technische Dokumentation einer Maschine oder Produktionsanlage sein. Am Ende entsteht daraus ein digitales Wartungs- und Reparatur-Handbuch für den Service vor Ort. Amplexor bearbeitet und dokumentiert auch den Bereich Compliance. Aus einer Fülle von Einzelanweisungen erstellt die SZ-Tochter das Regelwerk, an dem sich das Kunden-Unternehmen orientieren will, um Gesetze oder Richtlinien, aber auch selbst gesetzte ethische Standards und Anforderungen einzuhalten.

Eine wichtige Branche für Amplexor ist Pharma und Medizin. "Dieses Geschäftsgebiet ist stark reglementiert", so Evenepoel. Vor seiner Zulassung durchläuft ein Medikament zahlreiche klinische Tests, die alle säuberlich dokumentiert werden müssen. Soll das Mittel in mehrere Märkte exportiert werden, "ist jeweils eine eigene Dokumentation vonnöten. Die Systeme vorzuhalten, um diese zu erstellen, zu verwalten und zu veröffentlichen, das ist unser Geschäft."

Das Übersetzen "ist bei allem, was wir tun, ein unverzichtbarer Teil unserer Dienstleistungen", erläutert der Amplexor-Chef. "Unsere Teams beherrschen alle Weltsprachen ."

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HintergrundAus Euroscript wurde Amplexor: Die Namensänderung war "sinnvoll, weil der neue Name weltweit verfügbar war", so Amplexor-Chef Mark Evenepoel. Euroscript sei international immer nur als europäische Firma wahrgenommen worden. "Das kam bei unseren Kunden in anderen Kontinenten nicht gut an und behinderte unsere weltweite Ausrichtung." Amplexor hieß ein belgisches Unternehmen, das Euroscript 2014 gekauft hatte. Die Tochter des Medienhauses Saarbrücker Zeitung ist durch weitere Zukäufe gewachsen. Zuletzt stießen Infotehna (Kroatien) und Foreign-Exchange Translations (USA) zur Gruppe. Amplexor beschäftigt weltweit knapp 1700 Mitarbeiter und erwirtschaftet 125 Millionen Euro Umsatz. Bis Ende des Jahrzehnts strebt Amplexor-Chef Evenepoel Erlöse zwischen 200 und 250 Millionen Euro an. low