Und plötzlich kamen die Krimi-Fans

Pont-Aven · Zur Hochsaison war Pont-Aven in der Bretagne seit jeher gut besucht – kann das Dorf doch auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Seit in Deutschland ein Krimi erschienen ist, der hier spielt, kommen jedoch noch mehr deutsche Touristen in den kleinen Ort als früher.

 Der 3000-Seelen-Ort Pont-Aven in der Bretagne begeisterte bereits den Maler Paul Gauguin. Foto: Yannick Le Gal

Der 3000-Seelen-Ort Pont-Aven in der Bretagne begeisterte bereits den Maler Paul Gauguin. Foto: Yannick Le Gal

Foto: Yannick Le Gal

Als plötzlich immer mehr deutsche Touristen mit einem Buch unterm Arm durch die Gassen ihres Dörfchens schlenderten, wunderten sich die Einwohner von Pont-Aven ein wenig. Zwar war der Ort in der Bretagne schon zuvor ein Touristenmagnet gewesen: Ende des 19. Jahrhunderts fanden der berühmte Maler Paul Gauguin und zahlreiche andere Künstler hier ihre Inspiration. Doch was hatte es nur mit dem Buch auf sich?

Tatsächlich sind die Besucher auf der Suche nach den Originalschauplätzen des Kriminalromans "Bretonische Verhältnisse" von Jean-Luc Bannalec - ein deutscher Bestseller, der seit seinem Erscheinen im März 2012 mehr als 500 000 Mal verkauft wurde. Es ist das Erstlingswerk des deutschen Autors, der unter Pseudonym schreibt. Darin klärt der grummelige, aber sympathische Kommissar Georges Dupin in Pont-Aven den Mord an einem 91-jährigen Hotelier auf.

Erst kürzlich ist der Krimi auch auf Französisch erschienen, und die Buchhändlerin Marie Josée Le Gall macht damit ein gutes Geschäft. Schließlich wollen die Einwohner Pont-Avens nun endlich wissen, was es damit auf sich hat. Aber: "Bei vielen kommt es nicht gut an", erzählt Madame Le Gall. Viel zu kritisch sei Bannalec mit dem Kunstmuseum, dem Stolz des Dorfes, gewesen, auch an den zahlreichen Kunstgalerien im Ort habe er kein gutes Haar gelassen. Dass der Autor einige historische Tatsachen verdreht hat, nehmen ihm die Einwohner ebenfalls übel. So machte er etwa aus Marie-Jeanne Gloanec, einer tüchtigen Wirtin, die Ende des 19. Jahrhunderts in ihrer Pension Künstler für wenig Geld wohnen ließ, kurzerhand Marie-Jeanne Pennec. Wenn schon, dann doch bitte authentisch, meint Madame Le Gall, deren Buchhandlung im Erdgeschoss der früheren Pension Gloanec liegt.

Auch den Namen des Hotels, in dem Gauguin (tatsächlich) damals abstieg und in dem die (fiktive) Leiche des Hoteliers gefunden wird, änderte Bannalec: Aus "Les Ajoncs d'Or" wurde das Hotel "Central". Nicole Le Louët, die das "Ajoncs d'Or" leitet, wunderte sich anfangs über die vielen Neugierigen, die mit dem Krimi in der Hand in ihr Hotel spazierten und sich "nur mal umgucken" wollten. Doch die geschäftstüchtige Hotelbesitzerin merkte schnell, wie der Hase läuft und brachte kurzerhand ein Schild am Eingang an: "Sie sind hier im Hotel Central". Ein wenig enttäuscht war sie dann allerdings, als der Film zum Buch im vergangenen Jahr nicht in ihrem Hause gedreht wurde, sondern im Hotel "Des Mimosas". Umbauarbeiten am Kunstmuseum, das direkt neben dem "Ajoncs d'Or" liegt, hätten die Dreharbeiten gestört.

Bannalec mag es mit der Historie nicht ganz genau genommen haben, aber seine Schilderungen der schroffen Steilküste, der tosenden Brandung, des besonderen Lichts in der Bretagne - intensiv und warm - und der dichten Wälder rund um Pont-Aven sind so atmosphärisch, dass man als Leser sofort Lust bekommt, selbst in die Bretagne zu reisen - wenn auch nicht unbedingt in der Hauptsaison.

Jean-Luc Bannalec: "Bretonische Verhältnisse. Ein Fall für Kommissar Dupin". Kiepenheuer & Witsch 2012; 14,99 Euro.

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Auf einen BlickWer mit dem Auto in die Bretagne reist, muss viel Zeit einplanen. Von Frankfurt nach Brest sind es etwa 1150 Kilometer. Die Anreise mit Zug und Flugzeug führt in der Regel über Paris. Von dort sind es mit dem Zug bis Brest etwa 4,5 Stunden, mit dem Flieger eineinviertel Stunden. noebretagne-reisen.derendezvousenfrance.com

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