Detektive „Sie müssen für mich meine Ex ausspähen“

Buchholz · Privatdetektive sammeln für ihre Auftraggeber die nötigen Beweise: Ob sich der Ex-Partner doch etwas dazuverdient oder ob ein Angestellter einfach blau macht und nicht wirklich krank ist. Die Ermittler müssen aber Regeln befolgen.

 Detektive ermitteln für Firmen, aber auch für Privatpersonen. Dabei müssen sie sich aber an geltendes Recht handeln. Verdächtigen nachzuspionieren und sie zu fotografieren, ist nur begrenzt erlaubt.

Detektive ermitteln für Firmen, aber auch für Privatpersonen. Dabei müssen sie sich aber an geltendes Recht handeln. Verdächtigen nachzuspionieren und sie zu fotografieren, ist nur begrenzt erlaubt.

Foto: dpa-tmn/Silvia Marks

(dpa) Privatdetektiven eilt der Ruf voraus, ständig unterwegs zu sein und einen Berufsalltag mit aufregenden Abenteuern zu haben. Kein Wunder bei schillernden Roman- und Fersehfiguren wie Sherlock Holmes, Miss Marple, Wilsberg und Co. Doch Mörder aufzuspüren und verschwundene Verwandte zu finden, sind keineswegs die Haupttätigkeiten von Privatdetektiven. Vielmehr wenden sich meist Menschen mit weniger dramatischen Anliegen an die Ermittler. Auftraggeber sind Wirtschaftsunternehmen, Rechtsanwälte, Notare und Privatleute.

Herauszufinden, wie genau es der Ehemann oder die Ehefrau mit der Treue nimmt, ist ein Klassiker unter den Aufträgen von Privatleuten an Detektive. „Mitunter geht es auch um Unterhaltszahlungen im Zuge einer Scheidung“, berichtet Raoul Oliver Classen. Er ist Präsident des Bundesverbands Deutscher Detektive (BDD) in Buchholz.

Detektive spüren Expartnern nach

Da behauptet etwa die Noch-Ehefrau, über keinerlei Einkünfte zu verfügen. Doch der Noch-Ehemann hat Zweifel und schließt nicht aus, dass seine Ex arbeitet und ihre Einkommensverhältnisse verschleiert. Über seinen Anwalt engagiert er einen Detektiv, der herausfinden soll, ob an dem Verdacht etwas dran ist.

Einen Großteil der Arbeit machen heutzutage aber Wirtschaftsermittlungen aus. Auftraggeber sind etwa Unternehmen oder Versicherungen. Dazu ein Beispiel: Der Beschäftigte eines Unternehmens meldet sich für einige Wochen krank. Sein Chef hat aber nach einem Tipp aus der Belegschaft den konkreten Verdacht, dass sein Mitarbeiter die Zeit nutzt, um beim Bau seines Eigenheims mitzuhelfen.

Um diesen möglichen Betrug aufzuklären, benötigt der Arbeitgeber Beweise und engagiert einen Privatdetektiv. Bewahrheitet es sich, dass der Mitarbeiter auf der Baustelle arbeitet, anstatt krank im Bett zu liegen, sind die entsprechenden Rechercheergebnisse eines Detektivs Beweismaterial. Der Chef kann damit eine Kündigung gerichtsfest untermauern.

Detektiv als Zeuge vor Gericht

Detektive sind bei ihrer Arbeit an Recht und Gesetz gebunden. „Den vermeintlich kranken Mitarbeiter auf der Baustelle zu filmen, geht aus Gründen des Persönlichkeitsrechtes grundsätzlich nicht“, erklärt Classen. Ein Detektiv kann die Baustelle fotografieren, die Zielperson allenfalls von hinten. „Das klassische Beweisfoto gibt es nur im Film, es hätte in der Realität vor Gericht wohl keinen Bestand“, betont Classen.

Stattdessen tritt der Detektiv in einem möglichen Prozess als Zeuge auf und schildert seine Beobachtungen. Auch Leibesvisitationen oder das Öffnen verschlossener Türen sind für Detektive tabu. Gleiches gilt für aus Filmen bekannte Spitzelgeräte wie Wanzen und GPS-Sender.

Lauschen am Nebentisch ist erlaubt

Der Detektiv darf aber Gespräche aus der Nähe mithören. Erpresst ein Mann am Telefon einen anderen und ruft immer wieder an, um seine Forderung zu untermauern, darf der Detektiv ihn nicht abhören. Er kann aber seinem Mandanten vorschlagen, sich in der Öffentlichkeit mit dem Erpresser zu treffen, etwa in einem Café. An einem Nebentisch kann der Detektiv dann mithören und später als Zeuge in einem Verfahren aussagen.

Vor allem zeitaufwändige Recherchearbeit ist Alltag. „Die wird im Zeitalter des Internets durchaus auch schon einmal von einem Computer aus im Büro erledigt“, sagt Andreas Heim. Er ist Leiter der Geschäftsstelle des Bunds Internationaler Detektive (BID) in Berlin.

Wer auf der Suche nach einem Privatdetektiv ist, sollte darauf achten, dass der private Ermittler sich schon beim Erstkontakt verpflichtet, sich an Recht und Gesetz zu halten. Über das Internet ist vor allem in Großstädten eine Vielzahl von privaten Ermittlern zu finden.

Allerdings ist der Beruf des Privatdetektivs nicht geschützt. „Es gibt für ihn keine gesetzlich vorgeschriebene Ausbildung“, sagt Thomas Teschner von der IHK Saarland. Das bedeutet, dass sich jeder als Privatdetektiv ausgeben kann.

Detektive sollten das Recht kennen

Wer einen privaten Ermittler engagieren möchte, sollte sich daher in jedem Fall nach seinen Qualifikationen erkundigen. Gute Voraussetzungen für die Tätigkeit eines Detektivs bringen diejenigen mit, die zuvor etwa bei Notaren oder Rechtsanwälten oder im Polizeidienst gearbeitet haben. „Solche Leute kennen in aller Regel die geltenden Gesetze und Vorschriften“, sagt Teschner.

Wichtig ist vor allem, dass sich ein Detektiv und sein Auftraggeber persönlich kennenlernen. „Eine Kontaktaufnahme allein über E-Mail oder Telefon reicht eigentlich nicht“, betont Heim. Auftraggeber sollten darauf achten, dass das erste Gespräch kostenlos ist.

Bei dem Treffen geht es darum, dass der Detektiv über das jeweilige Anliegen informiert wird. Der private Ermittler erläutert im Gegenzug, was er tun kann und wird, um zu Erkenntnissen zu kommen. „Die Chemie zwischen beiden Seiten muss, wie so oft im Leben, stimmen und vor allem muss Transparenz da sein“, sagt Heim.

Einsatz kann jahrelang dauern

Wie lange der Einsatz eines Detektivs dauert, ist unterschiedlich. Manche Aufträge erstrecken sich über ein bis zwei Tage, andere über mehrere Wochen, und andere Fälle sind selbst nach zwei Jahren noch nicht erledigt. Auch die Kosten fallen unterschiedlich aus. Zum einen gibt es ein Nord-Süd-Gefälle in Deutschland, zum anderen werden in Großstädten höhere Preise verlangt als auf dem Land.

„Im Privatbereich kostet eine Stunde Detektivarbeit im Schnitt ab 50 Euro aufwärts, im gewerblichen Bereich ab 75 Euro aufwärts“, erklärt Andreas Heim. Nach oben hin gibt es keine Grenzen. „Beim Erstgespräch müssen die Kosten in jedem Fall offgelegt werden“, sagt Raoul Oliver Classen.

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