Damit die Grillfete nicht zum Albtraum wird

Köln · Ganz offensichtlich grillen die Deutschen für ihr Leben gern. Je nach Wetterlage landen jährlich zwischen 70 und 90 Millionen Mal Würstchen, Maiskolben und Grillspieße auf dem heimischen Rost im Garten oder auf dem Balkon. Doch leider kommt es auch immer wieder zu Unfällen.

Beim Grillen kommt es jedes Jahr zu etwa 4000 Brandverletzungen , berichtet die Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin. "Die größte Gefahr beim Grillen geht von Anzündhilfen aus", erläutert Dr. Wolfgang Reuter von der Medizinischen Beratung der DKV Deutsche Krankenversicherung. "Beim Entfachen der Holzkohle sollte man deshalb grundsätzlich auf Brandbeschleuniger wie Brennspiritus, Benzin, Terpentin oder Petroleum verzichten."

Diese Flüssigkeiten können beim Verdunsten ein hochexplosives Dampf-Luft-Gemisch bilden, das bei einer Verpuffung oder plötzlichen Stichflammen zu schweren Verletzungen führen kann. Auch eine sogenannte Rückzündung, bei der sich der Flascheninhalt explosionsartig entzündet, ist möglich.

Geprüfte Grillanzünder

Empfehlenswert sind dagegen feste Grillanzünder. Sie rufen keine Stichflammen hervor und verursachen auch keinen schadstoffhaltigen Ruß auf dem Grillgut. Die Gefahren beim Grillen können minimiert werden, wenn man sicherheitsgeprüfte Anzündhilfen aus dem Fachhandel verwendet. In Deutschland ist so was natürlich zu haben. Entsprechende Produkte tragen die Kennzeichnungen DIN EN 1860-3 oder DIN-CERTCO. Diese Anzündhilfen können weder verpuffen noch explodieren. Und sie verursachen keine Geschmacksbeeinträchtigungen.

Doch selbst wenn das Feuer sicher entfacht ist, drohen noch Gefahren. Verweht zum Beispiel ein Stück Holzkohle, sollte der Grillmeister es gut im Auge behalten, damit es nicht zu einem Brand kommt. Vorsicht ist auch bei Funkenflug geboten. Zur Sicherheit sollte man einen Eimer Wasser, Sand oder einen Feuerlöscher bereithalten.

Nach dem Grillen sollte man die Restglut auf keinen Fall in den Abfalleimer leeren, sondern mit Sand löschen. Und Kohle darf man nie auf dem Rasen ausglühen lassen. Denn Kinder oder Gäste könnten sich Verbrennungen zuziehen, weil sie in die Glut greifen oder in glühende Reste treten.

Was hilft bei kleineren Grillunfällen am besten?

Hautschädigungen durch Grillunfälle sollten Betroffene ernst nehmen. Bei Rötungen auf der Haut handelt es sich um Verbrennungen ersten Grades. Eine Verbrennung zweiten Grades liegt vor, wenn das Gewebe tiefer betroffen ist. Dann treten Brandblasen auf.

Kleinere Verbrennungen, etwa am Finger, am besten gleich mit fließendem Leitungswasser behandeln. Dazu das Wasser zehn Minuten über die Wunde laufen lassen. Man sollte aber auf keinen Fall mit eiskaltem Wasser oder Eis kühlen. Das schädigt die verletzte Haut noch mehr. Auch "Hausmittel" wie Mehl, Butter, Öl oder Zahnpasta gehören nicht auf die Brandwunde. Sie können Infektionen begünstigen und die Verletzung dadurch noch verschlimmern. Nach dem Kühlen wird die Brandwunde steril abgedeckt.

Bei offenen Brandwunden empfiehlt es sich, einen Arzt aufzusuchen, ebenso wenn sich der verbrannte Bereich nah an Gelenken oder im Gesicht befindet. Alle Notaufnahmen von Krankenhäusern haben Spezialisten für die Erstbehandlung. Wichtig bei Brandverletzungen ist ein ausreichender Impfschutz gegen Tetanus.

Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen sind bei größeren Brandverletzungen notwendig?

Grillunfälle zählen zu den häufigsten Auslösern für großflächige Verbrennungen. Etwa 1200 bis 1600 Menschen erleiden jährlich in Deutschland schwere hitzebedingte Schädigungen der Haut. Bei Erwachsenen sind Verbrennungen durch Flammen am häufigsten, bei Kindern Verbrühungen. In etwa 500 Fällen jährlich endet das sommerliche Vergnügen im Intensivbett eines Krankenhauses, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie.

"Die großflächige und tiefe Zerstörung der schützenden Hautbarriere gehört zu den schwersten Verletzungen überhaupt", sagt Professor Dr. Peter M. Vogt, Direktor der Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover. Seien mehr als 15 Prozent der Körperoberfläche betroffen, Gesicht und Hände oder Hautbereiche über großen Gelenken, müsse der Betroffene in einem der bundesweit 38 Brandverletztenzentren behandelt werden. Fürs Saarland sind Ludwigshafen und Mainz die nächstgelegenen Zentren.

Bei Verbrennungen dritten Grades lösen sich weiße Hautstückchen ab. Verletzungen des Tiefengewebes und verkohlte Haut sind typisch für Verbrennungen vierten Grades. Bei solchen Brandverletzungen müssen die Umstehenden sofort Erste Hilfe leisten und umgehend den Notarzt rufen.

Hat die Kleidung eines Betroffenen Feuer gefangen, sollten andere Anwesende ihn so schnell wie möglich in Decken oder große Tücher einwickeln, um das Feuer zu ersticken. Danach wird die Kleidung an den verbrannten Stellen aufgeschnitten und entfernt - außer, sie hat sich schon mit der Haut verbunden. Meistens sind beim Grillen Gesicht und Hände betroffen. Das Gesicht kühlt man am besten mit Leitungswasser auf sauberen Tüchern und schützt es vor Verschmutzungen. Dazu eignen sich zum Beispiel Brandwundenverbandtücher, wie sie in jedem Autoverbandskasten zu finden sind. Die Helfer sollten den Patienten möglichst ruhig stellen. Manchmal tritt in Folge der Verbrennungen ein Schock auf. Deshalb darf man den Betroffenen auch niemals alleine lassen, bis der Notarzt eintrifft.

Die Adressen der deutschen Verbrennungszentren findet man im Internet.

verbrennungsmedizin.de/

zentren.php

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