Selbst Bio-Siegel können täuschen

Berlin · Bio ist gut, gesund und frei von Schadstoffen. So einfach ist es leider nicht in jedem Fall. Auch Siegel oder strenge Anbaustandards geben Verbrauchern keine hundertprozentige Garantie. Ein paar Gewissheiten gibt es aber.

 Das Bio-Logo der EU. Foto: EU

Das Bio-Logo der EU. Foto: EU

Foto: EU

Produkte, die mit "Bio" oder "Öko" gekennzeichnet sind, geben vielen Verbrauchern ein gutes Gefühl. Doch oft wissen sie gar nicht genau, was hinter diesen Begriffen steckt. Sind in Bioware beispielsweise grundsätzlich weniger Pestizide? Sollte man eher Bioprodukte kaufen oder Gemüse aus der Region?

Der folgende Überblick zeigt, woran Verbraucher sich orientieren können.

Was sagen Biosiegel über den möglichen Schadstoffgehalt?

"Gar nichts. Kein Siegel kann das leisten. Biosiegel kennzeichnen nur die Form des Anbaus", erklärt Alexandra Borchard-Becker von der Verbraucher Initiative. Wer beispielsweise Ware mit dem Demeter-Siegel kauft, kann sich darauf verlassen, dass keine chemisch-synthetischen Düngemittel benutzt wurden oder dass die Produkte nur absolut notwendige Zusatzstoffe enthalten.

Bei Lebensmitteln mit dem EU-Bio-Logo, einem stilisierten Blatt aus zwölf weißen Sternen auf grünem Grund, wissen Verbraucher, dass mindestens die gesetzlichen Vorgaben der EG-Öko-Verordnung erfüllt sind. Labels von Anbauverbänden wie Demeter, Bioland oder Naturland haben in der Regel strengere Vorgaben als die der EG-Bio-Verordnung. "Ich habe aber auch hier keine Garantie, dass das Lebensmittel ganz sauber ist", sagt Borchard-Becker.

Das liege zum Teil auch gar nicht an der Art des Anbaus. Befindet sich ein Feld mit Biomöhren beispielsweise nah an einem Feld mit konventionellem Anbau, könne es durchaus sein, dass sich auch auf der Biomöhre Pestizidrückstände finden, weil der Wind das Spritzmittel verteilt hat. Letztlich bleibt dem Verbraucher nur, auf Lebensmittelkontrollen zu vertrauen. Dort muss auffallen, wenn Rückstände einen gesetzlich erlaubten Wert überschreiten.

Viele Bioprodukte werden aus Übersee importiert. Ist es dann besser, auf regionale Lebensmittel auszuweichen?

Das muss jeder Verbraucher selbst abwägen. Als simple Regel hilft es schon, auch bei Waren aus dem Bioladen die Angaben auf der Verpackung zu lesen. Woher kommt der Apfel? Aus China oder Ägypten? "Da muss ich mir die Frage stellen: Wie viel ist mir die Biovariante wert?", sagt Borchard-Becker. Nehme ich dafür einen hohen Wasserverbrauch und lange Transportwege in Kauf? Oder entscheide ich mich bei Produkten, die auch hier wachsen, doch lieber für den Apfel oder die Kartoffel vom Bauern um die Ecke?

Regional heißt nicht in jedem Fall Bio. Wer sichergehen will, kann auf dem Markt oder in einem Hofladen aber nachfragen, wie Obst und Gemüse angebaut oder behandelt wurden.

Knifflig wird es wiederum bei Obst, Gemüse oder anderen Produkten aus dem Supermarkt, der mit schwammigen Begriffen wie "aus der Region" arbeitet. Eine bessere Orientierung gibt das blaue "Regionalfenster". Es zeigt an, woher die Hauptzutat eines Produktes stammt, wo es verarbeitet wurde und wie hoch der Gesamtanteil der regionalen Zutaten ist. Die Nutzung des Logos ist für Hersteller und Handel allerdings freiwillig.

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