Ein vernichtender Schmerz, Todesangst und Atemnot sind Symptome eines Herzinfarkts. Für die Patienten bedeutet ein Infarkt auch eine psychische Extrembelastung, die sehr langfristige seelische Folgen haben kann. Dazu gehört zum Beispiel auch die Angst vor einem weiteren Herzanfall und die damit verbundene Sorge, welche Belastung das Herz noch verträgt. Dazu kann schließlich auch die Frage gehören: Ist Sex schädlich?

Weniger als die Hälfte der Männer und weniger als ein Drittel der Frauen, die einen Herzinfarkt erlitten haben, werden ausreichend informiert, ob sie sexuell aktiv bleiben können, so der Epidemiologe Professor Dietrich Rothenbacher von der Universität Ulm . Es gebe auch nur wenige Untersuchungen, die Ärzte bei diesem Thema zu Rate ziehen könnten.

Der Ulmer Wissenschaftler und sein Professoren-Kollege Wolfgang Koenig sind dieser Frage nun in einer Studie nachgegangen, bei der Daten von über 500 Herzinfarktpatientinnen und -patienten im Alter von 30 bis 70 Jahren über einen Zeitraum von zehn Jahre ausgewertet wurden. Die Ulmer Wissenschaftler kommen im Ergebnis zum eindeutigen Schluss, dass Herzpatienten ihr Sexualleben nicht einschränken müssen. Sexuelle Aktivität könne nur in seltensten Fällen einen Infarkt verursachen und stelle auch kein Risiko für einen Zweitinfarkt dar. Weniger als ein Prozent der Studienteilnehmer hätte angegeben, innerhalb des kritischen Zeitfensters von zwei Stunden vor dem Infarkt Geschlechtsverkehr gehabt zu haben.

Allerdings müssten Männer besser darüber informiert werden, so Rothenbacher, dass Herzmedikamente wie Beta-Blocker und Diuretika als Nebenwirkung Erektionsstörungen auslösen können. Nähmen Betroffene wegen ihrer Herzbeschwerden zusätzlich Nitrate und versuchten dann mit Potenzmitteln die Erektionsstörungen zu beseitigen, könne es zu einem plötzlichen Blutdruckabfall und sogar zur Bewusstlosigkeit kommen.