Kinder lernen im Schlaf

Im Schlaf ist unser Gehirn alles andere als untätig. Es wandelt in der Nacht die Eindrücke des Tages in Wissen um, das uns in Zukunft nützlich ist. Das hat ein einfaches Experiment von Hirnforschern der Max-Planck-Gesellschaft gezeigt.

 Ein kurzes Nickerchen hilft kleinen Kindern beim Lernen, zeigt eine Studie der Max-Planck-Gesellschaft. Foto: Fotolia

Ein kurzes Nickerchen hilft kleinen Kindern beim Lernen, zeigt eine Studie der Max-Planck-Gesellschaft. Foto: Fotolia

Foto: Fotolia

Leipzig. Auch wenn wir schlafen, ist unser Gehirn aktiv. Es erhält in dieser Zeit zwar kaum noch Informationen von den Sinnesorganen, doch werden nach Ansicht der meisten Hirnforscher im Schlaf Informationen im Gedächtnis fest gespeichert, indem Verbindungen zwischen Nervenzellen geknüpft, verstärkt oder abgebaut werden. Der Schlaf ist damit ein unverzichtbarer Gedächtnis-Verstärker.

Von "Wapeln" und "Bofeln"

Was während dieser Ruhephasen im Gehirn abläuft, wollen nun Biologen des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und Forscher der Universität Tübingen genauer untersuchen. Sie haben bereits herausgefunden, dass sich Kleinkinder im Alter von neun bis 16 Monaten nach einem kurzen Nickerchen die Namen von Gegenständen besser merken können. Nach dem Schlaf seien sie darüber hinaus auch in der Lage, gelernte Namen auf neue, ähnlich aussehende Gegenstände zu übertragen.

Bei einem Test zeigten die Forscher 90 Kleinkindern Bilder lustiger Fantasie-Objekte, die ebenso wohlklingende wie frei erfundene Namen erhielten. Da gab es "Wapeln" und "Bofeln", wobei Objekte, die sich in ihren Proportionen oder Farben ähnelten, immer denselben Namen erhielten. Ein Teil der kleinen Versuchspersonen durfte nach dieser Lektion einen Mittagsschlaf halten, der andere Teil blieb wach. Danach sahen beide Gruppen noch einmal die Wort-Bild-Paare, aber nicht immer in derselben Kombination. Die Forscher maßen dabei die Hirnaktivität ihrer kleinen Versuchspersonen. Bei diesen Messungen, so das Max-Planck-Institut, hätten sich Kinder, die im Anschluss an die Lernphase geschlafen hatten, von denen unterschieden, die wach geblieben waren.

Während Babys, die nicht geschlafen hatten, Namen einzelner Objekte vergessen hatten, konnten sich Kinder aus der Schlafgruppe an die Zuordnungen erinnern. Außerdem waren Schläfer in der Lage, neue Objekte beim richtigen Namen zu nennen, so Manuela Friedrich vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften. "Vor dem Schlaf konnten sie das noch nicht und auch die wach gebliebenen Kinder waren dazu nicht in der Lage. Die Kategorien müssen also während des Schlafes gebildet worden sein." Wenn das Gehirn von äußeren Einflüssen weitgehend abgeschnitten ist, kann es offenbar Erfahrungen ordnen und so neue verallgemeinernde Gedächtnisinhalte bilden. "Erlebtes wird so zu Wissen", erklärt Professor Angela Friederici vom Leipziger Max-Planck-Institut.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort