Gefahr durch gefälschte Pillen

Saarbrücken · Die Hälfte aller im Internet gehandelten Arzneimittel ist gefälscht. Das Geschäft mit den nachgeahmten Medikamenten ist für Kriminelle lukrativ. Für Verbraucher kann es hingegen äußerst gefährlich werden.

 Der Online-Handel mit Arzneimitteln boomt. Beim Kauf der Medikamente ist allerdings Vorsicht geboten. Foto: Reinhardt

Der Online-Handel mit Arzneimitteln boomt. Beim Kauf der Medikamente ist allerdings Vorsicht geboten. Foto: Reinhardt

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Der Medikamenten-Handel im Internet steigt seit Jahren rasant an. Laut einer Umfrage des IT-Branchenverbandes Bitkom hat jeder zweite Nutzer in Deutschland bereits Arzneimittel online bestellt. Doch das birgt Gefahren. Von den Präparaten, die über illegale Anbieter im Netz bezogen werden, sei etwa die Hälfte gefälscht, warnt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda). Die Nachahmungen können ganz unterschiedlicher Art sein. Teilweise sei der Wirkstoff geringer oder höher dosiert. Die Medikamente können aber auch verunreinigt sein, so Ursula Sellerberg von der Abda. Vor einigen Jahren habe es eine Fälschung des Medikaments Heparin gegeben. Deswegen seien mehrere Menschen in den USA gestorben. Der Wirkstoff wird in der Regel zur Hemmung der Blutgerinnung verschrieben.

Lukratives Geschäft

Für Kriminelle ist das Geschäft mit den nachgeahmten Präparaten lukrativ. Die Gewinnspanne sei riesig, das Strafmaß verhältnismäßig gering, erklärt Wolfgang Schmitz von der Bundeszollverwaltung . Täter verkauften Medikamente illegal teilweise mit 200-fachem Gewinn, so Schmitz. Zum Vergleich: Die Gewinnspanne von Drogen wie beispielsweise Heroin belaufe sich auf das 25-Fache. Zudem gebe es für Drogendelikte höhere Strafen. Es seien aber in der jüngeren Vergangenheit erstmals langjährige Freiheitsstrafen gegen Händler gefälschter Medikamente verhängt worden. Insgesamt gab es im Jahr 2014 laut Bundeszollverwaltung 119 000 Beschlagnahmungen von Arzneimitteln im Gesamtwert von 1,4 Millionen Euro.

Aber warum kaufen Verbraucher ihre Medikamente überhaupt im Internet , obwohl es in der Regel zahlreiche Apotheken vor Ort gibt? Zum einen sei es eine bequeme Alternative. Aber in erster Linie wollten viele Geld sparen, glaubt Sellerberg. Manche fallen aber auch auf Spam-Mails rein. Oder es sei ihnen womöglich peinlich, in einer Apotheke vor Ort nach bestimmten Medikamenten wie etwa einem Potenzmittel zu fragen. Besondere Vorsicht ist laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände geboten, wenn ein rezeptpflichtiges Medikament ohne Vorlage des entsprechenden Rezepts verkauft wird. Dieses müsse immer im Original vorgelegt werden. Eine Kopie oder ein eingescanntes Dokument reiche nicht aus. Auch ein fehlender oder gekürzter Beipackzettel könne ein Indiz für eine Fälschung sein.

Der Handel mit gefälschten Medikamenten habe mit der Verbreitung des Internets stark zugenommen, so Sellerberg. Wichtig sei jedoch, zwischen legalen Versandapotheken und dubiosen Webseiten zu unterscheiden. Etwa jede zehnte Apotheke in Deutschland habe eine Versandhandelserlaubnis. Sie empfiehlt, bei einer Apotheke zu bestellen, die man persönlich kenne.

Weitere Infos zur Erkennung gefälschter Medikamente gibt es auf der Seite abda.de. Wer auf den Menüpunkt "Themen" klickt und dann die Schaltfläche "Arzneimittelsicherheit" auswählt, gelangt zu den Sicherheitstipps. Auch das Sicherheitslogo des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (Dimdi) sei ein wichtiger Anhaltspunkt für Verbraucher, erklärt Maik Pommer vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Nur zugelassene Versandapotheken dürfen das Zeichen auf ihrer Seite führen. Wer auf das Logo klickt, gelangt zu der entsprechenden Registrierung der Apotheke beim Dimdi.

abda.de

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