Gefälschte Medikamente gefährden die Gesundheit

Saarbrücken · Immer öfter bieten Kriminelle illegale Medikamente im Netz an, derzeit ist etwa die Hälfte der Arznei dort gefälscht. Ein Fünftel davon enthält gefährliche Stoffe. Doch Verbraucher können sich schützen.

Die Arznei geht zur Neige, doch der Weg zur nächsten Apotheke ist weit. Wer keine Möglichkeit hat, sich seine Medikamente selbst zu besorgen, kann sie auch im Internet über Versandapotheken bestellen, denn seit der Gesundheitsreform 2004 dürfen deutsche Apotheken rezeptpflichtige Arzneien online verkaufen.

Kauf mit Risiken

Das bietet Verbrauchern außer der Bequemlichkeit einen weiteren Vorteil: Die Medikamente sind häufig günstiger. Trotz dieses positiven Aspektes ist bei Medizin aus dem Netz Vorsicht geboten. "Verbraucher sollten darauf achten, dass sie nur aus vertrauenswürdigen Quellen Medikamente beziehen", rät Maik Pommer, Sprecher beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Vor allem im Internet tauchen illegale Medikamente häufig auf: Etwa die Hälfte der im Netz gehandelten Arzneimittel sind gefälscht, warnt die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Und rund ein Fünftel davon enthält Stoffe, welche die Gesundheit gefährden können.

Unter Fälschungen versteht die Weltgesundheitsorganisation Arznei, bei der die Identität oder die Herkunft absichtlich falsch benannt ist. Die Bandbreite der illegalen Medikamente, die im Internet angeboten werden, umfasst laut der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin nicht nur Schlankheitsmacher, Potenzmittel und Anabolika. Sie reicht bis hin zu Antibiotika, Schmerzmitteln, Beruhigungsmitteln und Medikamenten in der Krebstherapie. "Es liegen Hinweise vor, dass illegale Arzneimittel aus Osteuropa, Südostasien und auch aus Afrika nach Deutschland gelangen", teilt das Bundeskriminalamt (BKA) mit.

Im vergangenen Jahr nahmen weltweit 99 Staaten an einer Operation teil, die von der internationalen kriminalpolizeilichen Organisation Interpol koordiniert wurde. Ziel der Aktion war es, gegen den Handel mit illegalen Arzneimitteln im Internet vorzugehen, so das BKA. Insgesamt wurden dabei 13 763 unzulässige Webseiten abgeschaltet. In Deutschland fanden die Ermittler im Jahr 2012 in 33 Fällen bedenkliche Arzneimittel im Internet.

Verbraucher sollten vor allem dann vorsichtig sein, wenn eine Apotheke verschreibungspflichtige Medikamente anbietet, ohne dass der Verbraucher ein vom Arzt ausgestelltes Rezept zusenden muss. Denn das ist in Deutschland verpflichtend. Ebenfalls verpflichtend für Versandapotheken ist es, die Kunden über die Anwendung der Medikamente zu beraten. "Die Beratungshotline muss mit deutschsprachigem pharmazeutischem Personal besetzt sein", erklärt das BKA weiter.

Ein wichtiger Anlaufpunkt für Kunden von Online-Apotheken ist auch das Versandapothekenregister des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), sagt Maik Pommer. Auf der Internetseite des Instituts sind mehr als 3000 in Deutschland zugelassene Versandapotheken verzeichnet. Auch auf der Seite einer Online-Apotheke selbst können Nutzer prüfen, ob diese in Deutschland zugelassen ist. Wenn sie auf das Logo von DIMDI klicken, gelangen sie automatisch zu dem Verzeichnis. Das ist bei gefälschten Logos nicht der Fall.

Blick ins Impressum

Darüber hinaus weist DIMDI darauf hin, dass Verbraucher auf das Impressum achten sollten. Dort müsse die Versandapotheke den Inhaber und die Adresse der Apotheke nennen. Denn nur Unternehmen mit einem Standort in Deutschland sind erlaubt, mit Einschränkungen auch aus Island, Schweden, Tschechien, Großbritannien, Nordirland und den Niederlanden. Auch die zuständige Aufsichtsbehörde und die Apothekenkammer müssen im Impressum aufgelistet werden. Das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information weist zudem darauf hin, dass auch Vorsicht geboten sei, wenn die Preise stark vom Marktüblichen abweichen, beziehungsweise Angebote wie "Mengenrabatt" und "neue Heilmittel" Kunden zum Kauf bewegen sollen.

dimdi.de

dgim.de

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