Billig quer durch Deutschland

Frankfurt/Berlin · Fernbusse werden bei Auto- und Bahnfahrern immer beliebter. Doch bei der Sicherheit weist die preiswerte Alternative mitunter Mängel auf. Laut Experten soll das Billigfahren aber auch bald vorbei sein.

 Für 36 Euro von Zweibrücken nach Berlin – Fernbusse machen es möglich. Foto: MeinFernbus/Verena Brandt

Für 36 Euro von Zweibrücken nach Berlin – Fernbusse machen es möglich. Foto: MeinFernbus/Verena Brandt

Foto: MeinFernbus/Verena Brandt

Meist sind es Jugendliche, Studenten und Senioren, die mit dem Fernbus reisen. Seitdem Anfang 2013 der Fernbusverkehr liberalisiert wurde und das Fernreisemonopol für den Schienenverkehr entfiel, boomt der Markt. Waren es im Januar 2013 noch 62 Fernbuslinien, fuhren diesen August schon 231. Angeboten werden sie von knapp 40 Betreibern. Die größten, gemessen an angebotenen Fahrplankilometern, sind laut dem Forschungs- und Beratungsinstitut IGES MeinFernbus (Marktanteil von 39,7 Prozent) Busse der DB AG (21,7 Prozent) und Flixbus (14,8 Prozent).

Für 17 Euro von Frankfurt nach Hamburg - die Anbieter betreiben eine aggressive Preispolitik. Doch das bleibt nicht folgenlos. Bei einer IGES-Buskundenumfrage im Januar bemängelten Fahrgäste fehlende Betreuung am Bus beim Einsteigen und Gepäckladen sowie ausbleibende Infos bei Verspätungen oder zur Gurtpflicht. Zeitgleich hatte der Zentrale Verkehrsdienst Hannover 13 Fernbusse überprüft, in vier Fällen wurden die Busse mehrfach über längere Zeitr ohne erforderliche Fahrerkarte bewegt. Mehrere Fahrer berichteten laut einem Artikel der Hannoverschen Allgemeine, dass sie von ihren Chefs aufgefordert wurden, die gesetzlichen Vorschriften zu missachten.

Die Busfahrer werden nicht von den Anbietern gestellt, sondern von klein- und mittelständischen Unternehmen, welche als Betreiber das unternehmerische Risiko tragen. "Arbeitszeitverstöße sind in der Branche generell zu beobachten, nicht in jedem Bus, aber in vielen", beschreibt Raoul Machalet vom Verein mobifair die Situation. Er räumt angesichts "systematischer Arbeitszeitverstöße im Fernbus" ein: "Ich glaube, dass derzeit der Zug sicherer ist". Sind die Arbeitsbedingungen aber gut, ist der Bus aufgrund geringer Verletztenzahlen bei Unfällen eines der sichersten Verkehrsmittel: Laut Tüv Süd verletzten sich 2013 bei Unfällen 5810 Businsassen gegenüber 210 993 Autoinsassen.

Der Verein mobifair will mit Anbietern und Betreibern der Fernbusse diskutieren und erreichen, dass die Anbieter Haftung übernehmen. Von der Politik verlangt er mehr Kontrollen - auf der Straße und in den Unternehmen. Ein großes Problem sieht Machalet aber bei den Anbietern: "Dort werden Sicherheitsmängel einfach negiert".

Beim Marktführer MeinFernbus, der Anbieter unterhält 83 Linien mit 300 Bussen, hat die Sicherheit der Fahrgäste und Busbesatzungen "oberste Priorität". Pressesprecher Florian Rabe erklärt, dass die Buspartner vertraglich zur Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen verpflichtet werden. Zudem würden Fahrerkarten regelmäßig in Stichpunktkontrollen überprüft und Busse in jährlicher Hauptuntersuchung sowie regelmäßiger Sicherheitsüberprüfung kontrolliert. Die Fahrer würden regelmäßig arbeitsmedizinisch untersucht und geschult. Neun Millionen Reisende stiegen 2013 in einen Fernbus. Die Mehrheit war laut einer Studie von IGES zuvor mit dem eigenen Auto, über Mitfahrzentralen oder mit Mietautos unterwegs. Knapp die Hälfte, 44 Prozent, ist vorher mit der Bahn gefahren. Bei der Deutschen Bahn mache sich die Konkurrenz durch parallel verkehrende Fernbusse bemerkbar. Für 2014 rechnet die DB daher mit einem Umsatzrückgang von über 100 Millionen Euro. Für fairen Wettbewerb fordert das Unternehmen die Mautpflicht auch für Fernbusse .

Bei den Billig-Fahrten wird es aber laut Branchenkennern nicht bleiben. Machalet geht davon aus, dass sich die Preise in den nächsten zwölf bis 15 Monaten beim Doppelten bis Dreifachen "eingependelt" haben. Zudem ist billig nicht rentabel: Mit City2City gibt schon bald der erste Anbieter auf.

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