Geld leihen, aber richtig

Hamburg · Banken bewerben ihre Kredite oft mit verlockenden Konditionen. Manches Angebot ist dabei unseriös. Wer größere Geldbeträge leihen will, sollte Verträge deshalb genau unter die Lupe nehmen. Doch was macht einen fairen Kredit aus?

Nicht jeder hat Geld für größere Anschaffungen auf der hohen Kante liegen. Dann muss ein Kredit her. Angesichts der Vielzahl von Anbietern können Verbraucher den Überblick verlieren. Und längst nicht alle Akteure auf dem Kreditmarkt sind seriös. Für Michael Knobloch vom Institut für Finanzdienstleistungen (Iff) können Verbraucher zweifelhafte Anbieter durchaus erkennen: "Wenn eine Bank mit Argumenten und Formulierungen wie ,Nullprozentfinanzierung' oder ,kostenloser Kredit' wirbt, dann ist dies einfach unlauter, weil es so etwas schlicht nicht gibt." Das Iff hat in einer Studie Kriterien für einen fairen Kredit formuliert. Wichtig sind demnach transparente Preise, verständliche Verträge sowie Flexibilität bei der Rückzahlung.

Wer das für sich günstigste Angebot finden will, muss in einem ersten Schritt vor allem eins tun: vergleichen. "Interessenten sollten die Preise möglichst vieler Kreditinstitute prüfen", rät Stefanie Laag von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. In jedem Angebot sollten alle Kosten, die bei der Aufnahme eines Kredits entstehen, klar und unmissverständlich benannt sein. Verbraucher dürften sich bei Kredit-Offerten keinesfalls von kleinen Monatsraten blenden lassen. "Aussagekräftig ist allein der effektive Jahreszins."

Allerdings hängt die Höhe der Kreditzinsen in vielen Fällen von der Bonität des Kunden ab. Das bedeutet, dass ein Verbraucher, dessen Zahlungsfähigkeit ein Geldinstitut schlechter einstuft, unter Umständen mehr Zinsen zahlen muss.

"Ein Kredit ist nicht automatisch fair, wenn er einfach nur billig ist", sagt Alexander Boldyreff von Easycredit, dem Kreditspezialisten der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Wichtig sei auch eine gute Beratung seitens der Bank über die gesamte Laufzeit des Kredits.

Michael Knobloch vom Iff zufolge sollte der Bankberater zunächst die finanzielle Ausgangslage des Kreditnehmers erfassen. In diese sogenannte Haushaltsrechnung fließen das Nettoeinkommen, Mietkosten oder Kapitalkosten sowie anderweitige Kreditverbindlichkeiten und Unterhaltszahlungen ein. "Mit dieser Rechnung soll ausgelotet werden, ob ein Verbraucher überhaupt die finanziellen Spielräume für die Rückzahlung eines Kredits hat", erläutert Knobloch. Ziel des Beratungsgesprächs sollte sein, den Kreditnehmer vor Überschuldung zu schützen.

Viele Banken bieten Kreditnehmern zudem einen Schutzbrief an, der sie bei unvorhersehbaren Ereignissen wie etwa Arbeitslosigkeit oder Scheidung absichert. "Ein solcher zusätzlicher Vertrag sollte grundsätzlich nicht mit dem gewünschten Kredit verbunden, sondern gesondert ausgewiesen werden", empfiehlt Verbraucherschützerin Laag.

Als fair erachtet es das Iff, wenn eine Bank es einem Kreditnehmer bei Zahlungsschwierigkeiten ermöglicht, Raten auszusetzen oder zu reduzieren. "Möglich sein sollte auch eine Sondertilgung in Form einer Voll- oder Teilablösung des Kredits ohne zusätzliche Kosten", erklärt Postbank-Sprecher Ralf Palm.

Wer online einen Kredit abschließen möchte, sollte darauf achten, dass die Bank auf ihrer Webseite die Möglichkeit bietet, individuelle Anfragen zu stellen. "Wichtig ist, dass das Kreditinstitut übers Internet hinaus weitere Beratungswege anbietet", sagt Knobloch. "Denn viele recherchieren zwar im Internet, legen aber dann doch Wert auf eine persönliche Beratung in der Bank ihres Vertrauens."

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