Löw sortiert Kuranyi aus

Dortmund. Der Eklat von Kevin Kuranyi platzte mitten in den Jubel über eine schöne Dortmunder Fußball-Nacht. Joachim Löw "entsorgte" aber postwendend den Störenfried und richtete alle Konzentration auf das Spiel gegen Wales am kommenden Mittwoch. "So wie Kevin gestern reagiert hat, kann ich das nicht akzeptieren

 Dieses Bild wird es künftig nicht mehr geben: Kevin Kuranyi wird in Zukunft nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft auf einer Pressekonferenz Rede und Antwort stehen. Foto: dpa

Dieses Bild wird es künftig nicht mehr geben: Kevin Kuranyi wird in Zukunft nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft auf einer Pressekonferenz Rede und Antwort stehen. Foto: dpa

Dortmund. Der Eklat von Kevin Kuranyi platzte mitten in den Jubel über eine schöne Dortmunder Fußball-Nacht. Joachim Löw "entsorgte" aber postwendend den Störenfried und richtete alle Konzentration auf das Spiel gegen Wales am kommenden Mittwoch. "So wie Kevin gestern reagiert hat, kann ich das nicht akzeptieren. Ich werde ihn deshalb in Zukunft nicht mehr für die Nationalmannschaft nominieren", erklärte der Bundestrainer am Sonntag. Kuranyi war am Samstag noch während des Auftritts seiner (Ex-)Kollegen im WM-Qualifikationsspiel gegen Russland (2:1) aus Frust über seine Versetzung auf die Tribüne ohne Abmeldung aus dem Dortmunder Stadion verschwunden.

Mit einem neu entfachten Konkurrenzkampf legte Trainer Löw die Grundlage für das beeindruckende 2:1 im ersten Gipfeltreffen gegen die bärenstarken Russen. Jens Lehmann hat Löw nach der EM in Nationalmannschafts-Rente geschickt, Christoph Metzelder zunächst aussortiert - und gegen Russland musste Torsten Frings auf die Bank und Kuranyi nach schwachen Trainingseindrücken auf die Tribüne. "Wir haben gut kombiniert, haben aufs Tempo gedrückt und hatten viele Torabschlüsse", beschrieb der DFB-Chefcoach die positiven Auswirkungen der internen Auslese vor allem in der ersten Spielhälfte.

Angesichts der vielen Russland-Gewinner um René Adler und Michael Ballack wollte sich Löw dann auch nicht lange mit dem Problemfall Kuranyi aufhalten. Noch in der Nacht beschloss die sportliche Leitung den Rauswurf des 26-jährigen Stürmers, bevor der selbst seinen Rücktritt verkünden konnte. Löw rückte gleich die nächste Aufgabe am Mittwoch in Mönchengladbach gegen Wales in den Mittelpunkt: "Der Sieg gegen Russland war sehr wichtig für uns, aber wir müssen jetzt nachlegen und einfach die drei Punkte holen." Wales (6 Punkte) lauert nach einem 2:0 gegen Liechtenstein in der WM-Gruppe 4 nur einen Zähler hinter Spitzenreiter Deutschland (7). Auch Finnland (4) mischt nach einem 1:0 gegen Aserbaidschan mit Trainer Berti Vogts munter mit.

Die Russen haben erst drei Punkte, aber auch erst zwei Spiele absolviert. "Ich glaube nicht, dass die Russen viele Punkte gegen die anderen Mannschaften lassen werden", erklärte Michael Ballack. Der Kapitän (28.) baute in der ersten Hälfte, die Abwehrspieler Heiko Westermann als "Weltklasse" titulierte, die schnelle Führung durch Lukas Podolski (9.) auf 2:0 aus. Später trug er mit viel Einsatz und Übersicht entscheidend dazu bei, dass nach dem Anschlusstor von Superstar Andrej Arschawin (51.) der wertvolle Sieg über die Ziellinie gerettet wurde.

Zum zweiten großen Gewinner avancierte René Adler, der ein astreines Debüt als Torwart hinlegte. "Man hatte nie das Gefühl, dass er von Nervosität angesteckt wird und seine Konzentration verliert", sagte Löw.

Meinung

Wenige werden Kuranyi vermissen

Von SZ-Redakteur

Mark Weishaupt

An Kevin Kuranyi scheiden sich seit Jahren die Geister. Viele halten ihn für einen der zehn besten deutschen Stürmer. Wesentlich weniger glauben, dass der Schalker zu den besten drei gehört. Zu den Letzteren zählt er sich selbst. Bundestrainer Joachim Löw zählt ihn dazu nicht, wie das vergangene Wochenende bewiesen hat.

Statt sich professionell zu verhalten, wie man es von einem Berufsfußballer erwarten dürfte, und sein Tribünen-Dasein zumindest nach außen klaglos zu akzeptieren, spielt Kuranyi die beleidigte Leberwurst und fährt nach Hause.

Dort darf er nun künftig bleiben, wenn Löw seine Besten um sich scharen und zur WM-Qualifikation rufen wird. Einige werden Kevin Kuranyi vermissen. Aber angesichts der Alternativen, die im deutschen Angriff mit Spielern wie etwa dem Leverkusener Patrick Helmes vorhanden sind, hält sich die Trauer doch in Grenzen - jedenfalls bei denen, die Kuranyi nicht vermissen werden. Und das werden die meisten sein.

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