Fußball Dem Gaudi-Burschen merkt man sein Alter nicht an

München · Torwart-Legende Sepp Maier feiert am heutigen Donnerstag seinen 75. Geburtstag. Auf Ruhestand hat das Münchner Original keine Lust.

 Sepp Maier schwenkt beim Betreten des Stadions in München seine Jacke. Der frühere Weltklasse-Torhüter feiert seinen 75. Geburtstag.

Sepp Maier schwenkt beim Betreten des Stadions in München seine Jacke. Der frühere Weltklasse-Torhüter feiert seinen 75. Geburtstag.

Foto: dpa/Andreas Gebert

Sepp Maier sitzt immer noch der Schalk im Nacken. „Ich fühle mich nicht mal wie 25“, sagt der frühere Weltklasse-Torwart und lacht. Solange man gesund sei „und eine Gaudi hat, merkt man das Alter nicht“. Dass Maier am heutigen Donnerstag seinen 75. Geburtstag feiert, ist dem Weltmeister von 1974 in der Tat nicht anzumerken.

Maier spielt leidenschaftlich Golf, geht nach wie vor in die Berge und reist viel. Ruhestand? „Ich will gar keinen Ruhestand haben. Denn dann wird man alt“, sagt er: „Wenn man nichts mehr plant in seinem Leben, kann man sich gleich eingraben lassen.“ Und das hat Maier noch lange nicht vor – auf großen Trubel an seinem Geburtstag hat Deutschlands Jahrhundert-Torwart allerdings keine Lust. Deshalb wird Maier den Tag mit seiner Frau Monika in seinem Feriendomizil Dorf Tirol in Südtirol verbringen und nur im „kleinen Kreis“ anstoßen. „Wenn ich in München ein großes Fest feiern würde, wäre die Gästeliste doch arg lang“, sagt er grinsend.

Sepp Maier ist eine Legende. Er ist mit 473 Bundesliga-Einsätzen Rekordspieler der Münchner und absolvierte 95 Länderspiele, wurde Welt- und Europameister sowie drei Mal in Folge Europacupsieger. Die „Katze von Anzing“ war bei Fans und Mitspielern gleichermaßen beliebt. Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge bezeichnet Maier als das „wahrscheinlich größte Original, das je beim FC Bayern gespielt hat. Mit Sepp in der Mannschaft war es keine Sekunde langweilig.“ Für Präsident Uli Hoeneß ist Maier schlicht „einer der ganz Großen“. Es gebe „so viele schöne Geschichten, so viel zum Schmunzeln“.

Unvergessen ist etwa Maiers Einlage, als er im Olympiastadion während eines Bundesliga-Spiels nach einer Ente hechtete. In Ludwig Thomas Lausbuben-Geschichten nahm er eine Nebenrolle ein. Man dürfe aber, betont Rummenigge, „über dem Gaudi-Burschen den Weltklasse-Torwart nicht vergessen“.

Auch Maier wollte sich nie auf den Spaßvogel reduzieren lassen. „Ich war auch sehr ernst“, sagt er, aber es nutze ja nichts, „wenn man nach einem Missgeschick griesgrämig rumläuft. Das harte Torhüter-Leben muss man mit Humor tragen.“

Dennoch: „Ich war mal grantig zu Reportern. Einen habe ich sogar geohrfeigt. Der hatte ständig unfair über mich berichtet. Eine saubere Watschn war das, rechts und links, zackzack. Danach war der nur noch nett“, erzählt er schmunzelnd.

Den ehemaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann ohrfeigte Maier nicht – richtig sauer war er trotzdem, als Klinsmann 2004 keine Verwendung mehr für den Bundestorwarttrainer hatte. Als „linken Schleimer“ bezeichnete ein gekränkter Maier Klinsmann anschließend. Bevor Klinsmann 2008 den FC Bayern als Coach übernahm, machte Maier in München nach 49 Jahren Schluss.

Als Torwart musste er mit 35 Jahren aufhören. Vielleicht hätte er auch mit 40 noch im Tor gestanden, wenn nicht dieser 14. Juli 1979 gewesen wäre. Auf der Heimfahrt vom Training verunglückte Maier mit dem Auto auf regennasser Straße. Was zunächst nur mit „äußerlichen Verletzungen“ diagnostiziert worden war, entpuppte sich als Lungenriss, Zwerchfellriss und Leberstauchung. Hoeneß reagierte prompt – in einer Nacht- und Nebelaktion ordnete der damalige Manager die Verlegung von einem Kreiskrankenhaus in eine Universitätsklinik an. „Der Uli hat mir das Leben gerettet“, sagt Maier: „Ohne die Operation hätte ich den Montag nicht überlebt.“

Mit Fußball war danach Schluss. „Jo mei“, sagt der Ur-Bayer, der in Metten in Niederbayern geboren wurde: „Ich hatte in meiner Karriere auch sehr viel Glück.“ Maier blieb in über 17 Jahren mit tollkühnen Flug­einlagen im Strafraum, „meinem Wohnzimmer“, von schweren Blessuren verschont. Aussetzen musste er nur ein einziges Mal, für drei Spiele, nach einer Innenbandverletzung in der Saison 1965/1966: „Danach habe ich durchgespielt, 13 Jahre lang, 442 Mal am Stück.“ Das ist bis heute Bundesligarekord.

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