Fußball-Abenteuer auf afrikanisch

Saarbrücken. Träume sind nicht immer Schäume. Die elektronische Nachricht machte es möglich. Knall auf Fall. Eine E-Mail veränderte von heute auf morgen das Privatleben von Margret Kratz. Krempelte die drei gebuchten Kurwochen der Trainerin des Saarländischen Fußballverbandes (SFV) komplett um

Saarbrücken. Träume sind nicht immer Schäume. Die elektronische Nachricht machte es möglich. Knall auf Fall. Eine E-Mail veränderte von heute auf morgen das Privatleben von Margret Kratz. Krempelte die drei gebuchten Kurwochen der Trainerin des Saarländischen Fußballverbandes (SFV) komplett um. "Schuld" an der kurzzeitig geänderten Vorweihnachtsplanung von Margret Kratz: Besagte E-Mail, die am Dienstag, 15. September, 16.01 Uhr, in ihrem Laptop auftauchte. Inhalt: "Wie Sie sicherlich wissen, hat Sie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) als Expertin für ein Frauenfußball-Projekt in Namibia benannt. Das Projekt soll im Dezember 2009 realisiert werden und wird aus Mitteln des Kulturfonds des Auswärtigen Amtes finanziert. Projektträger ist der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB)." Mit Unterstützung des DFB.

"Wow", so die erste Reaktion von Margret Kratz. Diese E-Mail heißt nicht anderes als: Die besten Fußballerinnen Namibias im taktischen Bereich weiterzuentwickeln. "Dieses Kurzzeitprojekt von drei Wochen, das zuvor ausgeschlossen war, kam für mich völlig überraschend. Zwei Tage lang habe ich überlegt und darüber geschlafen. Dann habe ich mir gesagt: ,Ja, ich mache es. Das ist schon eine tolle Sache, was mir da angeboten wird." Dabei war Margrets Traum von einem Kurzzeit-Projekt in Namibia längst geplatzt. "Da war immer die Rede von einem Langzeit-Projekt, das sich über ein Jahr erstreckt", erklärt Kratz.

Jetzt also das Angebot eines Kurzzeit-Projekts. Und im Hinterkopf die Kur, die Margret Kratz in Schwertbad bei Aachen genau in dieser Zeit antreten wollte. "Mein Gott, wie sag' ich jetzt nur diese Kur ab", waren "Meggies" erste Gedanken. Doch diese Aufgabe hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst.

Also volle Konzentration auf den Mädchen- und Frauenfußball in Namibia. "Die Nationalmannschaft gibt es erst seit 2004 und steht auf Platz 93 in der Weltrangliste", weiß "Meggie" aus dem Effeff. "Aber es ist verdammt schwer, etwas über diese Frauen im Internet zu erfahren. Seitdem ich mich über diese Spielerinnen informieren will, ist die Internet-Seite des namibischen Fußball-Verbandes gesperrt", hat die Wahl-Riegelsbergerin aus dem Losheimer Ortsteil Rissenthal verwundert feststellen müssen.

Die Aufgabe, die Margret Kratz in Namibia erwartet, ist für die 47-jährige eine "echte Herausforderung." Ihre Aufgabe beschreibt "Meggie" so: "Modernes Verteidigen und erfolgreiches Angreifen im 4-4-2-System zu schulen. Ich werde die 22 talentiertesten Mädels und Frauen zwei Mal am Tag unterrichten, einmal im Training und einmal in der Theorie." Die Fußball-Lehrerin betrachtet die afrikanischen Sportler aus einer ganz speziellen Sicht: "Diese Sportler bringen von ihrer Genetik her ein besseres Kraft- und Schnelligkeitspotenzial mit, was im Fußball ja immer wichtiger wird." Und Margret Kratz kennt auch genau die Defizite dieser Spielerinnen. "Die liegen ganz klar im taktischen Bereich. Ich bin sicher, dass ich gerade in diesem Bereich unheimlich viel leisten kann."

Vielleicht können die Spielerinnen neue Kenntnisse in der WM-Qualifikation (5. Dezember in Botswana, 20. Dezember in Windhuk) schon umsetzen.

Zur Person

Margret Kratz wurde am 11. Januar 1962 in Rissenthal geboren. Sie wohnt in Riegelsberg. Kratz spielte von 1985 bis 1995 für den VfR Saarbrücken in der Bundesliga und machte zwei Länderspiele.

Die Verbandssportlehrerin des Saarländischen Fußball-Verbands ist unter anderem für Trainer Aus- und Weiterbildung und für Sichtung und Förderung der Auswahlmannschaften der Mädchen und Frauen (U13, U14, U15, U17, U20) zuständig. Sie ist zudem Leiterin der Eliteschule mit Timon Seibert (Trainer SV Saar 05 Jugend) und 2010 vorläufig Assistenztrainerin von Ulrike Ballweg bei der U23-Frauennationalelf. kos

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