Der Taktikfuchs am Tisch

St. Wendel. Thorsten Frings mag Fußball. Auch Martin Horn hat bisher fast kein Spiel der Fußball-WM in Südafrika verpasst. Neben der populärsten Ballsportart der Welt vereint die beiden auch eine eher weniger populäre Leidenschaft: Sie sind Dreiband-Billardspieler. Horn ist sogar seit vier Jahren Profi und derzeit bester Deutscher in dieser Disziplin des Karambol

 Martin Horn ist bei der EM in St. Wendel aussichtsreichster deutscher Starter. Foto: Bonenberger

Martin Horn ist bei der EM in St. Wendel aussichtsreichster deutscher Starter. Foto: Bonenberger

St. Wendel. Thorsten Frings mag Fußball. Auch Martin Horn hat bisher fast kein Spiel der Fußball-WM in Südafrika verpasst. Neben der populärsten Ballsportart der Welt vereint die beiden auch eine eher weniger populäre Leidenschaft: Sie sind Dreiband-Billardspieler. Horn ist sogar seit vier Jahren Profi und derzeit bester Deutscher in dieser Disziplin des Karambol. Beide starten bei der Dreiband-Europameisterschaft in St. Wendel im Saalbau. Gespielt wird heute Morgen und am Sonntag ab zehn Uhr. Der Eintritt ist frei.

"Mich fasziniert das Zusammenspiel von Kopf und Arm an unserem Sport. Eine kleine Ungenauigkeit, und man verfehlt sein Ziel", schwärmt Thorsten Frings vom Dreiband-Spiel und erntet Zustimmung von Martin Horn: "Für mich sind vier Punkte entscheidend: Technik, Strategie und mentale wie körperliche Fitness. All das muss man in Einklang bringen." Sich selbst sieht Horn eher als den Strategen: "Ich bin nicht der beste Techniker, aber ich besitze taktische Cleverness und versuche dadurch, technisch einfachere Stöße zu spielen."

Um das Höchstmaß an Konzentration zu bündeln, haben beide den Rat einer Sportpsychologin in Anspruch genommen. "Das hat mir wirklich geholfen. Ich kann jetzt in manchen Situationen das Spiel viel besser fokussieren", erklärt Frings, der seinem Hobby neben einem 40-Stunden-Job nachgeht. Vollprofi Horn kann sich dagegen ganz auf seine Karriere konzentrieren. "Ich trainiere täglich etwa drei bis sechs Stunden am Tisch und mache etwa eine Stunde etwas für die körperliche Fitness", verrät Horn, der pro Jahr an 40 Wochenenden im Zeichen des Karambol unterwegs ist.

Horn spielt gleichzeitig in vier Ligen: in Deutschland, Belgien, Frankreich und in Holland, der besten Liga der Welt. In der Bundesliga spielt er mit Kumpel Frings für die Billardfreunde Horster-Eck Essen. In der abgelaufenen Saison wurden die beiden Zweiter. Nur eine Mannschaft war besser: der BC Elversberg. "Die sind jetzt schon zum sechsten Mal Meister geworden, aber irgendwann kriegen wir die", sagt Horn über die Spitzenmannschaft einer Billard-Disziplin, die früher weiter verbreitet war als die mittlerweile berühmteren "Geschwister" Pool und Snooker. "Nordrhein-Westfalen war immer eine Karambol-Hochburg", sagt Frings, "Pool-Billard hat sich dort nur durchgesetzt, weil es für Kneipenwirte rentabler war, einen einfachen Pool-Tisch aufzustellen". Ein typischer Karambol-Tisch wird beheizt, um den Lauf der Kugeln kontrollierbarer zu machen. Dass selbst im Umfeld der Dreiband-EM in St. Wendel die Fußball-WM ein beherrschendes Thema ist, stört die beiden nicht. "Fußball ist echt ein großes Hobby von mir", sagt Horn: "Wegen der WM habe ich viel weniger trainiert. Aber diese lästige Tröterei . . ."

Martin Horn gewann gestern zum EM-Auftakt gegen den Kroaten Slobodan Soro mit 2:1-Sätzen. Gegen Weltmeister Filipos Kasidokostas aus Griechenland verlor er mit 1:2. Thorsten Frings besiegte den Spanier Raul Hernandez mit 2:0 und verlor gegen den Türken Tayfun Tasdemir mit 1:2.

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