Leichtathletik Wunderkind Duplantis geht durch die Decke

Fayetteville · Der schwedische Stabhochspringer meistert schon früh in der Saison die Sechs-Meter-Marke und nimmt Legende Bubka ins Visier.

 Fast schon entschuldigend hebt Armand Duplantis die Arme und grinst. Der Schwede ist der Überflieger schlechthin im Stabhochsprung.

Fast schon entschuldigend hebt Armand Duplantis die Arme und grinst. Der Schwede ist der Überflieger schlechthin im Stabhochsprung.

Foto: AP/Martin Meissner

Armand Duplantis breitete seine Arme aus und brüllte mit einem lauten Jubelschrei seine Freude heraus. „Das ist so großartig“, sagte das Wunderkind des Stabhochsprungs, nachdem er zum zweiten Mal in seiner noch so jungen Karriere die magische Marke von sechs Metern überquert hatte. Und das auch noch in langen Hosen.

Sein großer Bruder Antoine, ebenfalls Student der Louisiana State University, hatte ihn zu diesem Höhenflug so früh in der Saison angestachelt. „Ich wollte nicht der zweitbeste Athlet der Familie sein“, sagte Duplantis strahlend und erzählte, dass Antoine zuvor sein Baseball-Team mit einem Homerun zu einem wichtigen Sieg geführt hatte.

Und so unterstrich Duplantis beim Meeting in Fayetteville einmal mehr seinen Status als Nummer eins – nicht nur in den eigenen vier Wänden. Der erst 19 Jahre alte Schwede führt souverän die Weltbestenliste an und ist nicht erst seit seiner beeindruckenden Flugshow am vergangenen Wochenende erster Anwärter auf Gold bei den Weltmeisterschaften in Katar (27. September bis 6. Oktober).

Bei der Wüsten-WM will Duplantis, den alle nur „Mondo“ rufen, den ersten Teil seiner Mission erfüllen. Und die lautet: „Weltrekordhalter, Olympiasieger und Weltmeister werden.“ Grenzen scheint Duplantis, der wegen seines offenbar unerschöpflichen Talents als „Tiger Woods“ seiner Disziplin bezeichnet wurde, jedenfalls nicht zu kennen. Nach dem Abschied von Usain Bolt wird er als einer der kommenden großen Stars der Leichtathletik gehandelt.

Sein Weg an die Spitze wurde akribisch geplant. Vater Greg war selbst ein 5,80-Meter-Springer, Mutter Helena, die einst von Schweden in die USA einwanderte, Siebenkämpferin und Volleyballerin. Duplantis hat eine doppelte Staatsbürgerschaft. Er wählte das Startrecht für Schweden, um nicht die harten US-Ausscheidungskämpfe (US-Trials) durchlaufen zu müssen. Papa Duplantis erzählte einmal der New York Times, dass der kleine Armand noch in Windeln auf die Bäume des Nachbargartens kletterte. Damit der kleine Armand sein Talent auch richtig entwickeln konnte, baute ihm sein Vater später im heimischen Garten eine eigene Stabhochsprunganlage.

„Ich habe mich sehr früh in den Stabhochsprung verliebt“, sagte Duplantis einmal. Und seit ein paar Jahren geht dieses schmächtige Bürschchen gewissermaßen durch die Decke. Mit fünf Jahren übte Duplantis mit einem Besenstiel im heimischen Wohnzimmer, mit sieben Jahren stellte er eine erste Weltbestleistung auf und brach danach so ziemlich jeden Nachwuchsrekord, den es gab.

2018 holte Duplantis in Berlin EM-Gold, sprang wie im Rausch mit 6,05 Metern U20-Weltrekord, kürte sich zum jüngsten Athleten der Geschichte, der die Sechs-Meter-Marke knackte. Und er schlug sein Idol Renaud Lavillenie, der den Hallen-Weltrekord von 6,16 Metern hält. im Freien war nur der große Sergej Bubka (6,14) überhaupt jemals besser als dieser Duplantis. Und auch das will das Wunderkind sehr bald noch ändern.

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