Warm, wärmer, Weihnachten

Saarbrücken/Wiesbaden · Jetzt ist es offiziell: Weiße Weihnachten sind dieses Jahr abgeblasen. Da sind sich Deutschlands Meteorologen einig. Dafür erwartet die Saarländer ein Winter mit Rekordwerten – und in New York ist schon Sommer.

Es ist ein Winter wie am Mittelmeer. Anstatt Schnee und Frost erleben die Saarländer derzeit milde Temperaturen in Dauerschleife. 7,1 Grad Celsius zeigt das Thermometer allein in der Landeshauptstadt im Schnitt im Dezember. Das sind 5,7 Grad mehr als das langjährige Mittel. Es ist sogar wärmer als im März. Da waren es 5,8 Grad im Schnitt.

Und der Trend hält an. Nicht nur im Saarland, sondern in ganz Deutschland: "Das werden richtig frühlingshafte Weihnachten ", verspricht Dominik Jung. Laut dem Wiesbadener Diplom-Meteorologen "drehen die Prognosen über die Feiertage nochmal richtig auf". Der Dezember werde als "Rekordmonat in die meteorologischen und klimatologischen Geschichtsbücher" eingehen. Bisheriger Rekordhalter ist noch der Dezember 1934. Allerdings: "Es ist der zweite Monat in Folge der einen Wärmerekord seit dem Jahr 1761 aufstellt." Und macht der Januar 2016 das Triple voll? "Das wäre gut möglich. Auch für den kommenden Monat werden deutlich zu milde Luftmassen angekündigt. Und dann wäre der Winter 2015/16 tatsächlich "der wärmste aller Zeiten". Bisheriger Rekordhalter sind die Wintermonate 2006/07, so Jung. Der Weihnachts-Rekord von 2012, als im Südwesten der Bundesrepublik fast 20 Grad erreicht wurden, sei aber "nicht in Gefahr", meldete gestern der Deutsche Wetterdienst (DWD). Im Saarland soll das Thermometer bis zum 26. Dezember nicht über die zwölf Grad klettern.

Verantwortlich für den milden Winter sei "weniger der Klimawandel", erklärt Meteorologe Jung. "Die Hochs und Tiefs liegen derzeit so ungünstig, dass ständig warme Luftmassen aus dem Süden und Südwesten nach Deutschland gelangen können." Kalte Luft aus dem Osten hat so keine Chance, die Oberhand zu gewinnen.

Aber Kopf hoch. Es könnte schlimmer kommen in Sachen mauer Winter . Wie in New York beispielsweise. "Da kann man schon fast die Badehose auspacken", sagt Jung. Heute soll es am Big Apple satte 23 Grad geben - im Schatten. "Da stehen die Menschen zum Fest kurz vor einem Sommertag." Der wäre offiziell mit 25 Grad erreicht. Auch die Moskauer erleben derzeit eine verdrehte Winter-Wetter-Welt. Am Montag wurde in der russischen Metropole mit 9,1 Grad der wärmste 21. Dezember seit Beginn der Wetteraufzeichnung vor 140 Jahren gemeldet. Zugleich war es der drittwärmste je registrierte Dezembertag in Moskau. Die Temperatur im europäischen Teil Russlands liegt derzeit 13 bis 15 Grad über dem Durchschnitt.

Fluchen über die milden Temperaturen werden sicherlich die Wintersportler. Noch nicht einmal auf den Gipfeln der deutschen Mittelgebirge ist es weiß, und auf der 2962 Meter hohen Zugspitze in den Alpen schmilzt die nur 70 Zentimeter dicke Schneedecke in der Sonne. "Der richtige Schnee kommt erst noch", schreibt der DWD einen Super-Winter 2015/16 noch nicht ab. Genau wie Klaus Hepp übrigens, der Betriebsleiter der Wintersportanlage am Erbeskopf im Hunsrück. Dort sei alles startklar für die Skisaison. Er hofft, "dass es Ende des Monats einen Kälteeinbruch gibt". Auch die Vorsaison sei erst im Januar richtig angelaufen.

Immerhin: Für heimische Wildtiere ist der warme Winter das schönste Weihnachtsgeschenk. Wenn Schnee und Frost ausbleiben, ist die Nahrungssuche für Rehe, Hirsche und Vögel einfach, sagt die Deutsche Wildtier Stiftung. Auch Igel und Fledermäuse, die sonst jetzt Winterschlaf halten, freuen sich über die Plus-Grade. Und wenn die Temperaturen fallen, schlafen sie einfach wieder ein.

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